Mein Verein. Für immer und ewig. Frauen kamen, Frauen gingen, Werder ist immer geblieben. Ein Leben lang grün/weiß!
Eigentlich ist meine Bewertung hier jetzt schon zu Ende, es ist gesagt, was gesagt werden musste.
Allerdings, warum ist das so? Warum liebe ich diesen Verein mehr als fast alles andere, Familie, Freunde und eveeentuell die liebste Band mal ausgenommen?
Ich weiß es nicht, ich kann nur raten.
Ich nenne mich "Fan", seit ich denken kann. Meine allererste Kindheits-Erinnerung... weiterlesen überhaupt (!) hat mit Fußball und natürlich mit Werder zu tun. Da muss ich so etwa vier sein und hocke neben Papa auf dem Sofa. Da läuft irgendein Fußballspiel und es ist mir egal, weil ich vermutlich lieber mit meinen Spielzeugautos spielen will, aber ich weiß noch, dass Papa sagte "Entweder haut er den paar Meter drüber oder er schießt den Torwart mit rein!".
Gemeint war Uli Borowka, ein Bremer Abwehrrecke und Urgestein, der grad zum Elfmeter in einem Pokalspiel anlief. Ich weiß nicht, welches Spiel das war und ob er getroffen hat, aber es ist das erste, an das ich mich generell aus meiner Kindheit erinnere.
Da werden jetzt manche mitleidig gucken, aber ich find`s geil! Andere erinnern sich daran, wie sie ihren ersten Teddybären geschenkt bekamen oder wie sie mit dem Plaste-Traktor umgefallen sind, ich erinnere mich an die erste Begegnung mit dem Verein, den ich liebe, der mein Leben natürlich nicht bestimmt, aber dennoch prägt.
Meine Freunde in Kindheit und Jugend waren entweder an Fußball vollkommen uninteressiert, was ich nie verstanden habe, oder sie feuerten den SV Meppen an, den sympathischen kleinen Heimatstadtverein, der in den Neunzigern fast mal in Liga Eins aufgestiegen wäre, hätten die Spieler nicht in der Nacht vor dem entscheidenden Spiel zu sehr gefeiert. Einige Kumpels waren auch Bayern-"Fans" oder gar HSVer...nur mein bester Freund Kufi teilte meine grün/weiße Liebe.
Das zog sich durch die Schulzeit, Werder gewann einige Titel, hatte außergewöhnliche Spieler zu bieten, begeisterte die Massen - nur in meiner dörflichen Heimat interessierte das niemanden. Bayern und HSV. Sonst nix. Nur Kufi und ich, die die Fahne hoch hielten. Allerdings hatten wir beide unseren Verein noch nie live gesehen.
Ich war inzwischen zum Studieren weg gezogen, nach Oldenburg, also mitten ins Werder-Land und als der SVW es wiedermal ins Pokalfinale nach Berlin schaffte, machten Kufi und ich uns Anfang Mai 2000 auf in die große Hauptstadt. Ins Olympiastadion in Berlin. Wir hatten die vermutlich beschissensten Plätze in der 72000 Menschen fassenden Arena, mit einem Fernglas hätten wir evtl mitbekommen, was auf dem Platz passierte...unser Werder unterlag chancenlos mit 0-3 und ab dem Moment hatte ich ein neues Feindbild. Eine großartige Erfahrung war es trotzdem.
Am 10.5.1999 war ich erstmals im Weserstadion dabei, als der beste Trainer aller Zeiten sein Debüt auf Werders Bank gab, Thomas Schaaf, es war ein Spiel im akuten Abstiegskampf gegen Schalke und Christoph Dabrowski entschied es per Kopf kurz nach der Pause. 1-0 gewonnen. Ich war mehr als glücklich. Ich hab alles umarmt, was in der Nähe war.
Wieder habe ich danach jahrelang vorm TV, am Radio oder ab und zu mal live im Stadion mitgefiebert, -gefeiert und -gelitten, meist ging es gut, manchmal auch schlecht wie beim 2-4 gegen den FC Arsenal London, als ein bleicher Rothaariger, der jahrelang das Tor nicht getroffen hatte, dies dann im Weserstadion gleich drei Mal tat. Ich stand mit offenem Mund fassungslos in der Nordkurve. Ich versteh das bis heute nicht.
Dann kam einer der besten Tage meines Lebens. Der 8. Mai 2004. Mein Verein spielt in München bei den Bayern. Wenn mein Verein gewinnt, dann ist er Deutscher Meister, wenn er verliert, dann wird es eng. Ein Auswärtsspiel beim derbsten Konkurrenten, es geht um fast alles...ich stehe mit Kufi und Sandra, einer Freundin von der Uni, die wie ich grün und weiß blutet, auf dem Bremer Rathausplatz, zusammen mit tausenden anderen. Alle sind angespannt. Das ist fast spürbar.
45 Minuten später führt Werder 3-0. Der Rathausmarkt hat dreimal gebebt als der Killer, le Chef und Aaaiiilton trafen, sämtliche Gebäude im Umkreis wurden in ihren Grundfesten erschüttert...weitere 45 Minuten später ist mein Verein Deutscher Meister 2004, ich habe gejubelt, geheult, geschrien (vor Freude), geknutscht (Sandra, die Kommilitonin) und bin dann irgendwann ganz spät nachts ganz doll zerstört aber mehr als glücklich samt Komillitonin in der heimischen Oldenburger WG gelandet. Meine Mitbewohnerin war total "begeistert". Aber die hatte ja auch keine Ahnung von Fußball...
Als ein paar Tage drauf auch noch der DFB-Pokal gewonnen wurde, war das Fan-Leben perfekt. Besser ging nicht!
Seitdem dümpelt mein Verein so dahin, er spielt fast jedes Jahr ein Spiel der Saisonvorbereitung in Meppen, in dem Stadion, in dem ich als kleiner Dötz mit Papa stand und das inzwischen "vivaris-Arena" statt "Emslandstadion" heißt, ich bin bei jedem dabei. Den FC Valencia und Olympiakos Piräus habe ich hier schon spielen sehen und auch viele andere Teams von Namen.
Aber sonst? Nix. 2009 wurde nochmal der Pokal gewonnen, juhuu, ich hab danach alleine gefeiert, mein einziger Verbündeter in HH war zu müde. Das sagt viel aus...
Seitdem geht es gegen den Abstieg. Anfang diesen Monats gab`s zuhause gegen die Bayern ein 0-7.
Null zu SIEBEN.
Da musste ich ein bisschen lachen. Ungläubig.
Zwischenzeitlich mal der 15. Platz, Relegation, ganz nah dran am Abstieg. Zum Glück sind Braunschweig und Nürnberg NOCH besch...eidener, ein direkter Abstieg wird`s wohl nicht. Glück im Unglück wohl.
Ich leide jedes Wochenende aufs Neue, beim Hamburger Golocal-Treffen letztens waren einige live dabei. Und taten zumindest so, als würden sie mir beistehen. Danke dafür! (Ich hab das schadenfrohe Grinsen gesehen! Aber gönnerhaft, wie ich nunmal bin, hab ich es gekonnt ignoriert. Hehe.)
Zum Abschluss der Hinrunde gab es einen Sieg gegen das zweitbeste Team der Liga. Absolut unerwartet, ich hatte wieder mit einer Packung gerechnet. Umso mehr hab ich gefeiert. Mit dem guten Wein von Mutti.
Jetzt ist Winter, es gibt uninteressante Hallenturniere und die reichen Clubs (lies: die mit Öl-Magnaten oder sonstigen Millionären als Sponsor; Ausnahme leider die Bayern) schieben Kohle und Spieler hin und her. Um sich zu verstärken. Eigentlich aber, um den finanziell unterlegenen Gegner zu schwächen.
Werder macht sowas nicht. Kann sowas nicht. Und hat sowas vor allem nicht nötig.
Werder hat Fans, deren Herz am Verein hängt, egal, in welcher Liga. Werder hat größtenteils Spieler, die das auch so sehen.
Rune, le Chef, Kugelblitz, Kiwi, Killer, Uli, Lutscher, Käptn Baumann, Herzerl, Timbo, Pizza, Mesut, Miro, Timmy, Diego, Naldo und so weiter und so fort. Was für großartige Fußballer haben das Werder-Trikot getragen. Was habe ich für gute Zeiten gehabt, wenn ich ihnen zuschaute, ob jetzt Uli Borowka beim Knöchel brechen, Kugelblitz Ailton bei einem seiner Tempo-Dribblings oder dem "Chef" Johan Micoud, während er traumwandlerisch sicher einen Freistoß im Winkel des Tores versenkte.
Die glorreichen Zeiten sind vorerst vorbei. Werder steht ganz unten drin. Große Namen haben wir auch nicht mehr. Drauf geschissen!
Eine Liebe, die nicht endet! Lebenslang grün/weiß!![verkleinern]