Ein Kleinod der Stadt Heidelberg wird von Touristen sehr oft übersehen. In der Augustinergasse 2, in der Altstadt befindet sich ein Besichtigungshöhepunkt, der historische Studentenkarzer.
Ein Karzer wurde bereits im Mittelalter eingerichtet, da bis ins 18. Jahrhundert die Universitäten selbst für die Bestrafung von Studenten bei Straftaten und Disziplinarvergehen zuständig waren. Danach wurde diese auf kleinere Verstöße beschränkt und 1879 endgültig abgeschafft. Es gab aber über diese Zeit... weiterlesen hinaus einige Karzer die bestehen blieben. So auch in Heidelberg bis 1914.
In den Karzer kam man beispielsweise für Trunkenheit in der Öffentlichkeit oder illegales Fechten. Die Bemalungen im Karzer stammen fast alle aus den letzten Jahren der Nutzung.
Bei den Herren Studiosi, insbesondere den Angehörigen von Verbindungen, gehörte es zum guten Ton und zur Pflicht mindestens einmal im Karzer gesessen zu haben, denn auch die Verpflegung war für die Herren angenehm. So stand laut Karzerordnung von 1853 jedem Inhaftierten täglich einen halber Liter Wein und zwei Flaschen Bier zu. Das Essen ließen sich die Inhaftierten meist von Freunden bringen. Bei verschärftem Arrest gab es allerdings in den ersten drei Tagen nur Wasser und Brot.
So ließen sich die Studenten über die Jahre immer neue Vergehen einfallen, wie nächtliches Grölen (auch das hat früher den braven Bürger gestört), Fechten, das verboten war, Gaslaternen mit Steinen auszuwerfen, nackt und betrunken in den Brunnen zu baden usw. So findet man Inschriften an den Wänden: „Die Damen geliebt, manch ein Liedlein gesungen, Polypen gefoppt, den Säbel geschwungen. In den Karzer geflogen eh ich´s gedacht. Da hab ich die lustigen Tage verbracht.“ Dies hat ein Kurt Seyberth 1910 an die Wand geschrieben.
An Wänden und Decken befinden sich nicht nur Sprüche und Weisheiten, nein auch wunderschöne Zeichnungen von Männerköpfen, wahrscheinlich Selbstbildnissen oder Gemälde von Kommilitonen.
Ein Besucher von Heidelberg, kein geringerer als Mark Twain schrieb 1878: „Ich glaube nicht, dass ich jemals in üppiger mit Fresken geschmückten Räumen war.“
Die Inschriften, die meist mit sehr schöner Handschrift geschrieben sind, wurden durch Farben, Kohle und Kerzen die mitgebracht wurden, künstlerisch an die Wand gebracht.
Also ein Muss für jeden Heidelbergbesucher auch den Karzer in sein Programm aufzunehmen[verkleinern]