Kurzfassung: Das Germanische Nationalmuseum gilt als das größte Kunsthistorische Museum im Deutschsprachigem Raum, es bietet eine große Bandbreite an Exponaten, die sich in 23 Teilbereiche gegliedert wird. Auch wenn der Eintrittspreis regulär 8 € beträgt, lohnt es sich sie zu investieren, denn neben der umfangreichen Eigenbestand, werden in regelmäßigen Abständen Sonderausstellungen präsentiert. Es ist einfach eins der schönsten Museen, die ich gesehen habe, auch wenn die rund 25.000 m²... weiterlesen
Ausstellungsfläche einen erschlagen können, es bietet für viele das Passende!
Nun in Ausführlicher Form
Herausforderungen sind dazu da, um bewältigt zu werden, doch es gibt welche, wie bei dem Germanischen Nationalmuseum (GNM), die nicht mal ein „Kunstfreak“, wie ich es bin schaffen könnte, eher war ich es am Abend selbst gewesen!
Leute macht nicht den Fehler, den ich beging: sucht euch ein paar Highlights, die es hier reichlich gibt, doch versucht nicht mal, wenn es Mittwochs bis 21h geöffnet ist, alles zu sehen, die Masse an den Exponaten und einzelnen Abteilungen hat es ehrlich gesagt in sich! Nicht um sonst wird auf der Homepage drauf hingewiesen, dass es „das größte kulturhistorische Museum des deutschen Sprachraums“ ist! Auch wenn es „nur“ 25.000 Exponate sind, denn die Gesamtzahl des Nationalmuseums wird auf ca. 1.3 Mio. (inkl. Münzen und Drucke) geschätzt! Aus diesem Grund wird seit längerer Zeit ein neues „Domizil“, der den modernen Anforderungen entspricht, gebaut, doch wie könnte es anderes sein, wenn man sich auf einem alten Klostergelände befindet, man hat bei den Ausgrabungen zu viele Artefakte gefunden und die Arbeiten müssen seitdem ruhen (das am Rande)!
Wenn ich an all die schönen, mitunter auch sehr, sehr alten Objekte (ältestes aus der Zeit um 200.000 v. Chr.!) denke, da fällt mir in diesem Zusammenhang schon vor lauter staunen schwer, die Bereiche bzw. Teile unter ihnen zu benennen, die man auf jeden Fall ansehen soll oder muss... schließlich hat jeder seine eigenen Vorlieben und Prioritäten, bezüglich solcher Sammlungen!
Hier gibt es so vieles, das zwischen grauer Vorzeit, dem Mittelalter, und der Zeit beginnend in der Renaissance bis zur Werken der Moderne, da findet man viele namhafte Künstlern, mit denen das GNM aufwarten darf! Es lässt weder den höfischen Prunk noch die bäuerlichen Stuben aus, und gut ins Szene werden sie auch alle gesetzt. Wo Kitsch auf solide Handwerkskunst trifft und die Harnische auf feine Spitze, weil sie so dicht bei einander liegen... ich kenne keinen anderen Ort, an welchem kühne Architektur aus Glas und Stahl vorzufinden ist, doch im inneren sich ein mittelalterliches Kloster, das aus dicken Backsteinziegeln errichtet wurde, versteckt! Also Vorhang auf, die Besichtigung kann starten!
Etwas zu der Entstehungsgeschichte
Im 19. Jahrhundert, als man sich auf die eigene Geschichte besann, wollten vor allem die adligen Sammler das bewahren, was ihnen als erhaltenswert erschien, das waren vor allem Zeugnisse und Errungenschaften der vergangenen Jahrhunderte im deutschsprachigen Raum in diesem Fall bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts.
Hinter Hans von und zu Aufseß (*1801 auf Schloss Unteraufseß - 1872 in Münsterlingen, Thurgau) steckte die treibende Kraft, die zur Gründung des Museums wesentlich beigetragen hatte, denn durch sein ausgeprägtes Interesse und Beschäftigung mit der „Deutschen Geschichte“, die er bereits als junger Mann betrieben hatte. Nach und nach wurden verschiedene Schritte unternommen, sodass daraus im August 1852 das „Germanische Museum“ gegründet werden konnte. Ein Jahr später erhielt es den Zusatz „National“ verliehen. Mehrere Jahre Verhandlungen zogen sich dahin, bis der „richtige“ Standort gefunden war.
Wenn man denkt, dass es von Anfang an an dieser Stelle sich befunden hatte, der irrt, denn zeitweise wurde es zwar in der bevorzugten Stadt von und zu Aufseß ausgestellt - Nürnberg, doch in dem so genannten „Tiergärtnerturm“(in der nähe der Burg), doch da gab es ein Problem! Der damaligen bayrische König Maximilian II., der als Landesherr auch ein Wörtchen mitzureden hatte, war entschieden gegen diese Bleibe, so verhandelte er unterdessen mit einigen Verwandten, dass es in ihren Schlössern ausgestellt werden könnte. Diese Gespräche führen dazu, dass die Sammlung mehr in die kulturhistorische Richtung gelenkt wurde.
Im Jahr 1857 war die Standortfrage dann gelöst: der Monarch kaufte das ehemalige Karthäuserkloser mir dem dazugehörigen Grundstück. Es war das größte, das man erwerben konnte, außerhalb der Altstadt. Diese außergewöhnliche Bleibe stand seit der Reformation frei, die damalige Struktur blieb mit ihrer besonderen Aufteilung bestehen, erst die Bombardements des 2. Weltkriegs haben einen Teil unwiederbringlich zerstört!
Dem Direktor, der selbst Sammler war, schwebte eine Sammlung vor, die wie er es selbst formulierte „Es soll kein Hort origineller Kunstwerke sein, sondern ein (mit modernen Worten ausgedrückt) Findbuch der deutschen Kultur.“ Ihm war es wichtig, dass Zeugnisse in Schrift und Bild zusammengestellt werden. Doch nach einigen Jahren war Schluss, der Nachfolger – der Architekt Esswein verstand es sich auf die originale der Frühchristlichen Tradition des deutschsprachigen Raumes zu orientieren, was bis heute einen großen Teil der Sammlung ausmacht.
50 Jahre nach der Gründung musste es erstmals erweitert werden, rund um das erste Gebäude wurden weitere dazu gebaut, das heute die südöstliche Ecke markiert. Es erstaunlich, dass der Kreuzgang, den man hier zu sehen bekommt von einem Augustinerkloster stammt, das eigentlich abgerissen werden sollte! Das habe ich bis jetzt gar nicht gewusst! Die an dieser Stelle befindlichen Themenbereiche sind weitgehend immer noch die gleichen, wie bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts konzipiert wurden, auch wenn wegen der Baustelle kein durchgehender Gang möglich ist: bäuerliches und Adelige Wohnkultur, Musikinstrumente in geringer Entfernung zum Rittertum, sowie oben drüber Kleider ab 1700. Der größte Unterschied ist bei den Sammlungen des Biedermeier der Moderne zu damals zu sehen.
Wenn man sich aber zurück begibt entdeckt man eine Sammlung, die dem Gründer gehörten in hervorragender Qualität: Kunstgewerbe seit dem Zeitalter der Renaissance Angefangen beim Besteck bis zum Schmuck und höfischen Spielereien aus Elfenbein...
Da passt wenige einige Gänge weiter eine aufwändig gestaltete Treppe mit den vielen Schnörkeln aus dem Rokoko hervorragend dazu, auch sie wurde nachträglich eingebaut, denn sie stammte aus einem Haus in Würzburg. Schon wieder etwas dazu gelernt.
Bei so vielen Themenbereichen ist es gar nicht so einfach alles in Chronologischer Reihenfolge zu sehen, denn es wurde immer wieder etwas dazu gebaut, noch ein Bereich, ein weiteres Gebäude und zuletzt in den letzten 20 Jahren saniert, umstrukturiert und 1993 wurde der Eingangsbereich mit dem markanten gläsernen Forum versehen. Letzte Neuerungen waren in den Jahren 2006 bzw. 2010, als man die Abteilung der Dauerausstellung „Mittelalter bis Aufklärung“ in der jetzigen Form präsentiert wurden, dieser Bereich ist definitiv das Highlight des Museums, das auf jeden Fall angesehen werden sollte.
Das hat uns auch die Führerin, die uns und weiteren Besuchern gezeigt hatte. Das war der Auftakt bei der kostenlosen Erstbesichtigung, die jeden Tag um 10:30 und am Nachmittag, doch ich weiß nicht um wie viel Uhr es stattfindet.
Das Modell am Ende der Eingangshalle zeigt ein Modell die verschiedenen Bauten, die zum GNM gehören, schon dort wurden wir von der Dame gewarnt, dass selbst sie jedes mal etwas neues findet, das sie nicht gesehen hatte, das soll schon was heißen!
Im 1. OG werden die Glanzstücke präsentiert, die jedes Museum, aber nicht nur selbst gerne hätte, denn sowohl die Gemäldesammlung die einige originale Bilder von Dürer besitzt, die zum Glück mit der Stadtgeschichte untrennbar verbunden sind, als auch die kleineren Räume, die den Kuriositätenkabinetten der Renaissance und der Zeit danach im nichts nachstehen! Egal, ob die Pretiosen groß sind wie die Finne von einem Walhai oder die kleinen Figürchen bei dem „Schlüsselfelder Schiff“ von 1502/04 der Fall ist. Ein alter Meister reihen sich und werden von Skulpturen abgelöst, die in die jeweilige Epoche passen. Ein Geheimnis konnte ich leider nicht ergründen: wie kam der sperrige Klavikord in die hinterste Ecke dieses Bereichs, vielleicht soll es nie ergründet werden...
Mit letzter Kraft verließen wir nach zig Stunden die Sammlung, es fühlte sich jedenfalls danach an, doch wenn mein Partner danach wie der sprichwörtliche Honigkuchenpferd gegrinst hat, dann sei es schon um ein gutes Zeichen, dass es sich hier um etwas besonderes gehandelt hatte, auch wenn wir die Bereiche Medizin und Handwerk, sowie weitere nur überflogen haben, es war zwar das erste aber (so will ich hoffen) nicht das letzte mal, dass wir rein geschaut haben!
Über die Puppensammlung und die hiesige Buchhandlung werde ich noch separat Berichte veröffentlichen, denn dieser Text ist schon lang genug![verkleinern]