HINWEIS: Saisonale Öffnungszeiten beachten!!
Nachtrag 2017: Der Eintritt kostet 4 €uro, der viertel Liter Leinöl aus der Ölmühle 5,75 €uro.
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In der Gemeinde Straupitz am nördlichen Spreewald-Rand findet man das technischen Denkmal der Holländerwindmühle - die letzte noch produzierende Dreifachwindmühle Europas: eine Kornmahl-, Öl- und Sägemühle, alles in einem.
Nachdem der Vorgängerbau, eine Bockwindmühle von 1640, 1850 abgebrannt war, entschied sich der damalige Müller... weiterlesen zum Neubau einer knapp 19 m hohen backsteinernen Windmühle nach holländischem Vorbild als Kornmühle.
1885 erfolgte der Anbau eines Sägewerks, das über Transmissionen durch die Windmühle betrieben wurde. Da die Windkraft alleine nicht ausreichte und man sich auch vom Wind unabhängiger machen wollte, wurde 1904 ein Dampflokomobil angeschafft. Man konnte nun wahlweise zwischen Wind- und Dampfkraft wählen. 1910 wurde die Mühle nach einem Brand wiederaufgebaut und modernisiert und der Mühlenbetrieb wurde noch um eine Ölmühle zur Leinölgewinnung erweitert.
Ein Blitzschlag zerstörte 1923 die Flügel und der Mühlenbetrieb wurde 1924 auf Elektroantrieb umgestellt. 1937 erfolgte eine letzte Modernisierung der Kornmühle. Die tägliche Mahlleistung lag dann bei 1,5 Tonnen Getreide.
Auch zu DDR-Zeiten blieb die Mühle in Privatbesitz der Müllerfamilie. Allerdings reduzierte sich der Arbeitsumfang immer mehr. 1964 wurde die beschädigte Turmhaube notdürftig repariert. Im gleichen Jahr kam es zur Einstellung der Mehlproduktion und die Kornmühle wurde nur noch zur Futtermittelschrotung genutzt. Um 1975 wurde die Leinölpresserei eingestellt. Lediglich an einigen Wochenenden im Jahr sägte und schrotete der Müller für Privatpersonen.
Die Bausubstanz und Technik der Mühle verfielen immer mehr. In den 1980iger Jahren wurde die Sägemühle zur Bewältigung eines Großauftrages von einem Sägebetrieb gepachtet. 1988 verkaufte der letzte Müller die Mühle an den VEB Denkmalpflege Cottbus, der lediglich das Sägewerk weiterbetrieb.
Die Denkmalpflege Cottbus GmbH (Nachfolger des VEB) hatte auch Grund des verfallenen Zustands der Mühle kein Interesse mehr an dem Objekt und verkaufte es 1990 der Gemeinde Straupitz. Wegen Unregelmäßigkeiten beim Kauf fiel die Mühle bis 1998 in die Kategorie „Offene Vermögensfragen“ und “ungeklärte Eigentumsverhältnisse“. Fördermittel zum Erhalt der Mühle konnten daher zunächst nicht bewilligt werden.
Trotzdem begann die Gemeinde 1994 in Eigenverantwortung mit einem ABM-Projekt zum Erhalt und Wiederaufbau der historischen Windmühle. 1995 gründete sich als Betreiber der Mühlenverein, ab 2001 wurde eine Komplettsanierung der gesamten Anlage durchgeführt und das Müllerhaus neugebaut. 2005 wurde die 25 Tonnen schwere Turmkappe erneuert und neue Flügel (Spannweite 23 m) montiert.
Heute ist die Mühle gut besuchter Anziehungspunkt in Straupitz. Vom Parkplatz führt der Weg zunächst ins neue Müllerhaus, heute Kasse, Shop und Imbiss. Der Eintritt kostet 3,50 €. Im Angebot ist natürlich Leinöl aus eigener Produktion, ein viertel Liter kostet 5,50 € und es ist sagenhaft gut – keine Bitterstoffe – ein Genuß. Gekühlt ist es 4 bis 6 Wochen haltbar. Oder man friert es für bis zu einem Jahr ein, auch das ist möglich.
Der Rundgang beginnt in der eigentlichen Windmühle (Kornmühle). Auf mehreren Etagen gewinnt man einen Eindruck vom Müllerhandwerk und vom Weg des Korns zum Mehl. Es geht sehr eng und auf den Stiegen sehr steil zu. Daher sollte man sich gut überlegen, ob man sich den Aufstieg in die oberen Etagen zumuten kann. Die Mühle ist voll funktionstüchtig und wird noch heute für Schaumahlen und für das Mahlen des Mehls fürs hausgemachte Müllerbrot genutzt.
Nächte Etappe ist die Ölmühle, wo aus Leinsamen das Leinöl gepresst wird. Dieser Teil ist eigentlich ständig im Betrieb. Hier kann man die alte Transmission auch schön in Funktion sehen. Ein Mitarbeiter erklärt ausführlich die Leinölgewinnung und wird nicht müde, die vermutlich immer gleichen Fragen zu beantworten.
Aus 15 kg vorbereitetem Leinsamen werden übrigens 2,5 Liter kaltgepresstes Leinöl gewonnen. Leinöl ist übrigens das Ol mit dem höchsten Anteil an Omega-3-Fettsäuren.
Der ausgepresste Rest, der sogenannte Leinkuchen, kann ua. als Paniermehl verwendet werden. Der Großteil wird allerdings als hochwertiges Tierfutter verwertet und ist vor allem bei Tierzüchtern begehrt, wo es auf glänzendes Fell angekommt.
Hier kann man auch das hausgemachte Leinöl verkosten - lecker. Danach kippt man das auch nicht gerade billige Kunella-Leinöl glatt in den Heizöltank.
Im nächsten Raum kann man noch mal einen Blick auf die Transmission werfen. Außerdem befindet sich hier eine kleine Ausstellung zur Geschichte der Mühle und zum Lein.
Letzte Station ist die Sägemühle mit dem großen Horizontalgatter von etwa 1900 mit einem Sägeblatt fürs horizontale sägen von jeweils einem Brett von einem sehr dicken Stamm (Sägegeschwindigkeit etwa 7 m pro Stunde).
Daneben gibt es auch noch ein Vollgatter von 1885 mit mehreren senkrechten Sägeblättern, wo Stämme bis 45cm Durchmesser in einem Arbeitsschritt zerteilt werden.
Auch das Sägewerk ist heute noch gelegentlich und für Schauvorführungen im Betrieb.
In allen Räumen sind ausführliche Informationstafeln zu den ausgestellten Gerätschaften und Arbeitsschritten angebracht.
Alles in allem – sehr sehenswert!![verkleinern]