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Rund um das Elberfelder Rathaus befinden sich mehrere Kunstwerke, die man sich unbedingt anschauen soll… Dieses zählt ebenfalls dazu, das wenige Schritte von dem von mir beschriebenem Neptunbrunnen zu sehen ist.
Bei meinem Besuch im Sommer letzten Jahres musste ich unwillkürlich schmunzeln, denn auch hier haben die „Guerilla-Stricker“, wie man es sehen kann, zugeschlagen ;-) mit ihren wollenen Überziehern, doch nicht bei dem Mann, der auf seinem Karren sitzt, sondern bei dem letztgenannten... weiterlesen Fahrgestell.
Auch der hier dargestellte „Zuckerfritz“ war eine real existierende Person mit bürgerlichem Namen Fritz Pothen, der in den Jahren 1830-1906 im damaligem Elberfeld gelebt und gearbeitet hatte. Man konnte ihn vor allem vor dem Hauptbahnhof mit dem Transportkarren treffen, um den Passagieren der Eisenbahn behilflich zu sein. Damit die Gepäckstücke nicht zu sehr hin und her fliegen, hatte er eine Box befestigt, wo es deponiert werden konnte.
Wenn Fritz aber die Wahl gehabt hatte, sich sein Tagwerk auszusuchen, war es kein anderer, als Süßes, das er besonders mochte, von A nach B zu befördern, denn er war als ein Liebhaber jeglicher Nascherei, was ihm den erwähnten Namen „Zuckerfritz“ eingebracht hatte. Wenn man so beliebt ist wie er es gewesen war, wurde für ihn diese Skulptur geschaffen.
Auf einem Zeitgenössischen Bild kann man erkennen, dass der Künstler in dieser Darstellung ihn schon naturnah getroffen hatte. Doch wer war diese große hagere Gestalt wirklich? Noch vor wenigen Jahrzehnten gab es Wuppertaler, die sich an den leibhaftigen Zuckerfritz im Stadtbild erinnern konnten.
Eine sehr hohe, piepsige Stimme soll er gehabt haben, so markant, dass jeder sofort wusste, aha, der Zuckerfritz ist im Anmarsch. Dieser zog mit seiner "Schuffkarr" und seinem kleingewachsenen, krummbeinigen Freund August Kallenbach, einem anderen Wuppertaler Original, durch Elberfeld. Man kann sie sich wohl optisch vorstellen wie Pat und Patachon.
Als arbeitsfreudig war er nicht gerade bekannt, der Zuckerfritz, er schlug sich auf seine Weise durchs Leben und das trug durchaus zu seiner Beliebtheit bei. Er betrieb eine Art Kleinhandel und suchte dazu die Menschen in den Gaststätten auf, wo er sich gerne Zuckerstückchen und Zigarrenstummel als Trinkgeld zustecken ließ. Jeder wusste, dass er die liebte und das hatte ihm auch den Spitznamen eingebracht.
Er verdiente sein Brot auch durch Botengänge oder Gelegenheitsarbeiten, die man ihm zutrug, war er doch als sehr gewissenhaft bekannt. So überbrachte er zum Beispiel auch Liebesbotschaften gegen ein kleines Entgelt…
Seine Schubkarre schenkte ihm ein örtlicher Gesangsverein, auf die war er mächtig stolz und nahm sie immer mit. Er holte einen befreundeten Gesangsverein, der einen Liederwettstreit gewonnen hatte, auftragsgemäß damit vom Bahnhof ab und kutschierte manchmal sogar gegen Trinkgeld spaßeshalber jemanden mit seinen üblichen langsamen Schritten durch die Straßen, stets begleitet von einer Traube Kinder und Jugendlicher, die ihn gerne foppten. Der als sehr gutmütig bekannte Zuckerfritz ließ sich alles gefallen.
Dass er es vielleicht aber doch faustdick hinter den Ohren hatte, wie sein listig-lustiger Blick vermuten lässt, zeigte sich einmal, als er bei der Lieferung eines Schnapsfässchens an einen Wirt dessen wohlgeformter Hausmagd in die Waden kniff, als sie vor ihm die Kellertreppe hochstieg. Ihr Aufschrei sorgte dafür, dass der Wirt ihn ordentlich verbal zusammenfaltete.
Es war der 19. Dezember 1979, als Fritz Poth alias "der Zuckerfritz" seine Schubkarre für immer zwischen Neumarkt und Kerstenplatz abstellte und sich draufsetzte. Ulle Hees schuf nach der Mina Knallenfalls (s. ggf. dort) auch diese Bronzefigur des 1831 in Elberfeld geborenen Originals, der am 9. Mai 1906 im Städtischen Krankenhaus an einer Lungenentzündung starb. Seine Darstellung ist sehr grob modelliert, sodass es einen kleinen Punkteabzug mit sich führt.[verkleinern]