Wenn ich an Aachen denke, da fällt mir als erstes der Dom und die Schatzkammer ein, doch um diese dreht es sich heute gar nicht, doch eine Person, die stets damit in Verbindung gesetzt wird, ist Karl der Große. Auch wenn man kein Zeitgenössisches Bildnis von ihm überliefert wurde, ist er an vielen Stellen Aachens präsent, auch vor dem Rathaus, das ich hier beschreiben möchte.
Charlmegne, wie er von den Franzosen genannt wird, wurde ein Rundweg gewidmet, der die historischen Punkte der Stadt... weiterlesen miteinander verbindet. Zu diesen zählen neben den, die man auf der UNESCO-KULTURERBELISTE befindlichen Denkmäler und auch das historische Rathaus. Die „Route Charlemagne“, wie sie offiziell heißt wurd von der EU entwickelt und wird von ihr auch Unterstützt.
Über den Brunnen davor werde ich einen separaten Bericht veröffentlichen und nun zu dem eigentlichen Objekt!
Durch seine besondere Lage in Europa war Aachen über Jahrhunderte die Krönungsstätte nicht nur der Karolinger gewesen, doch mit der Zeit mussten die ursprünglichen Bauten, darunter auch die ehemals auf diesem Platz stehende „Königshalle“ im 13. Jahrhundert abgerissen werden. Seitdem steht nun dieser gotische Rathaus mitten in der Altstadt.
Der Neubau sollte mehrere Funktionen erfüllen: Verwaltungssitz dieser freien Reichsstadt sein, groß genug sein, um bei den Tagungen Platz für die Gesandten (der einzelnen Territorien des Reichs) bieten, doch das wichtigste war, dass es der größte Raum sein soll, den man bis dato gesehen hatte! Schon wegen der Krönungsmähler, die hier veranstaltet wurden.
Wenn man vor diesem Gemäuer steht, staunt der Besucher, wie das mit den einfachsten Baumitteln das hergestellt wurde... Schon wenige Jahrzehnte nach deren Herstellung schwärmte der bedeutende Humanist Enea Silvio Piccolomini spätere Papst – Pius II., titelte darüber, dass es sich hier um „den vornehmsten Palast in ganz Deutschland handelt“! Das aus dem Mund eines Italieners zu hören, die sonst den „gotischen Stil“ verachteten, das ist schon etwas besonderes!
Heutzutage kann man es sich kaum vorstellen, doch die Fassade, besser gesagt die Figuren der Deutschen Könige und Kaiser wurde im Mittelalter farbig gefasst. Bis heute haben sich 60 erhalten, die kann man an der Nordseite sehen.
Das „Palast“ ist als dreigeschossiger Bau mit zwei Geschossen konzipiert, diese gliedern sich streng in 5 quadratische Joche mit Kreuzrippengewölbe enden. Das heutige Rathaus diente als Vorbild für die entsprächen in den Städten Antwerpen, Brügge und Gent.
Bei dem Stadtbrand von 1656 fiel das Dachstuhl und die flankierenden Türme dem Brand zu Opfer, so beschloss man sie im damals in dem modernen Barockstil zu ersetzen. Das gleiche galt auch ab 1727 für die Skulpturen, die komplett entfernt wurden.
Wie könnte es anders sein, auch hier hatte der Romantiker Friedrich Wilhelm IV. seine Finger im Spiel bei der erneuten Umgestaltung nach gotischem Vorbild, gehabt. Einer der Gründe war erneut ein weiterer Stadtbrand gewesen und zwar im Jahre 1883, doch schon zu seiner Krönung 1840 wurden alle barocken Veränderung im Königssaal rückgängig gemacht.
Als ein schreckliches Kapitel in der Baugeschichte fallen die Bombenangriffe der Jahre 1943/44 einem in den Sinn, dabei wurde es sehr schwer beschädigt. Schon kurz danach wurden versuche unternommen, um es zu stabilisieren, damit keine wertvolle Substanz verloren geht, so wurde das gesichert, was vorhanden war.
Im Nachkriegseuropa fällt eine besondere Stellung diesem Bau, denn schon 1950 nach einer provisorischen Wiederherstellung des sog. Königssaals wurde erstmals hinter diesen Mauern der Karlspreis verliehen an Menschen und Institutionen, die sich für ein vereintes Europa stark gemacht hatten. Am den Wänden auf dem Weg zu diesem Raum hängen Listen und Portraits der Preisträger, an mehreren Stellen kann man sich an Touchscreens besser darüber informieren.
Wenn man sich erneut der Marktfassade zuwendet, sieht man, dass es nicht alles so alt sein kann, wie es auf den ersten Blick den Anschein erweckt, denn die ausgeführten Skulpturen wurden von dem Künstler Leo Hugot entworfen und befinden sich hier erst seit 1979 an der Stelle.
Für den Rundgang durch die historischen Räume soll man sich mindestens ca. 30 min Zeit nehmen, denn man erfährt anhand von einzelnen Tafeln, interessante Hintergrundinformationen zum einen über die Geschichte des Ortes, der Exponate aber auch, wie bereits erwähnt der Karlspreisträger.
Das Rathaus ist wirklich sehr beliebt bei Hochzeitsparen, aus diesem Grund, wurden wir mehrmals hin und her gescheucht, als wir uns in den historischen Räumen im Erdgeschoss umschauen wollten, das ist der Grund für Punktabzug!
Doch das was wir gesehen haben, hatte uns sehr gefallen. Im größtenteils abgesperrten Ratssaal kann man die beisen Portraits von Kaiser Napoleon und seiner ersten Frau Joséfine bewundern. Sie wurden von dem Maler Luis-André-Gabriel Bouchet vor 1807 angefertigt. Daber handelte es sich um ein Geschenk des dargestellten persönlich.
Im Foyer kann man ein weiteres Geschenk bewundern: die Stadt Nürnberg überreichte Kopien der Kaiser Karl des Großen und Sigismund, die von Albrecht Dürer ursprünglich gemalt worden sind. In dem Raum selbst wurde im 19. Jahrhundert im historischen Sinne ausgestaltet.
Zu Rechter Hand vom Haupteingang kann man (falls keine Trauung stattfindet) vier barocke Räume mit Gemälden der Zeit ab 1727 bewundern). Zu nennen sind: der „weiße Saal“ mit einem Portrait von Earl von Sandwich, dann den „Werkmeistergericht“, ein Raum, wo die Tuchmacher ihre Waren vor dem Verkauf zum Begutachten vorlegen mussten. Die Ledertapete sollte man sich dabei genauer anschauen, auch wenn sie an einigen Stellen, nicht mehr so makellos aussieht...
Von der „Werkmeisterküche“ ist nicht mehr viel übrig geblieben, Videoprojektionen zeigen Aachen mit seinen Zerstörungen nach dem 2. Weltkrieg.
Mein bevorzugter Raum war der „Friedensraum“ (Roter Saal) mit seinen wunderschönen Stuckarbeiten und Gemälden, mehr wird an der Stelle nicht verraten.
Der Krönungssaal ist wirklich riesig mit seinen 45*18,5 m, zu seiner Entstehungszeit im Jahr 1349 war es der größte im ganzen Reich! Für deren Ausmalung ist der Aachener Künstler Alfred Rethel (1816-1859) verantwortlich. Sie stellen Szenen aus dem Leben von Otto dem Großen und anderer Herrscher dar.
Auf keinen Fall soll man sich bei der Besichtigung die Reichsinsignien entgehen lassen, die in einer Vitrine präsentiert werden. Es lässt einen bei deren Anblick staunen, doch es sind Kopien aus dem Jahr 1915... Für mich sahen sie aber täuschend echt aus!
Die 5 / 3 € sind es wert investiert zu werden, schon wegen der Überraschungen, die ich beschreiben habe. Wenn man als Gruppe sich das ganze anschauen möchte, muss man sich vorher anmelden, doch sie darf nicht größer sein, als 25 Personen. Jedes Wochenende von April bis Dezember gibt es eine Möglichkeit für Einzelbesucher um 10:30 sich das für 10 / 7,50 € (zzgl. Eintritt) die Datails erklären zu lassen, doch es gibt überall tafeln, die einem weiter Helfen, daher ist es jedem selbst überlassen, ob man es in Anspruch nimmt!
Laut der Eigenwerbung soll eine Besichtigung auch für Rollifahrer möglich sein, doch ich kann mich bei besten Willen an keinen Aufzug im Inneren erinnern!
Wenn man schon nach Aachen kommt, sollte ein Besuch des gerade beschreiben Rathauses drin sein, denn es ist schon etwas besonderes!
Update August 14
Bis zum 21.9. herrscht, wie bei unserem Besuch am WE ein riesieger Andrang, wenn man rein gehen möchte, denn so lange ist noch die Sonderausstellung zum Thema Karl der Große, die an mehreren Orten abgehalten wird, unter anderen auch noch in der Schatzkammer und im Centre Charlemage (Bericht kommt noch). Der Grund ist der 1200. Todestag des besagten im Jahre 814.
Als ich die Fotos gemacht habe, habe ich an der Seite eine automatische Tür (die streng bewacht wird), die Gehbehinderten u. ä. einen leichteren Eingang ins Innere ermöglicht.
Während der Ausstellung ist fotografieren gänzlich untersagt. Die Räume im Eingangsbereich sind aber nicht zugängig. Wenn sich erneut die Gelegenheit bieten sollte, komme ich auf das Thema zurück.[verkleinern]