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Die Kirche des 1327 erstmals urkundlich erwähnte Dorfs Mehrow (Brandenburg / Landkreis Barnim / ca. 3 km östlich von Berlin) ist umgeben von dem kleinen, seit 1965 für Beisetzungen geschlossenen Kirchhof.
1327 wurde der Ort als Burglehn „Villa Mere“ des verstorbenen Alvericus v. Snetlingen der heute nicht mehr vorhandenen Burg Hönow (heute der wenige km südlich gelegene Nachbarort) genannt.
Mehrow mit Kirche und Kirchhof ist vermutlich mindestens 100 Jähre älter als die erste urkundliche... weiterlesen Erwähnung des Orts. Der Bau der Kirche wird auf die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert.
Seit dem Wechsel in den Besitz der Familie Britzke zu Britz im Jahr 1530 wurde Mehrow Rittergut und die jeweiligen Rittergutsbesitzer waren auch Patrone der Kirche.
Erbaut wurde die vermutlich der Jungfrau Maria geweihte Saalkirche als einschiffiger turmloser verputzter Feldsteinbau.
1699 erfolgte ein grundlegender barocker Umbau. Die schmalen Fenster wurden verschlossen und durch je 2 große Fenster auf jeder Seite ersetzt. Auch die ursprünglichen Pforten wurden zugemauert und durch neu angelegte Türen ersetzt.
Die alten Fenster und Pforten sind aber noch gut erkennbar,
Außerdem erhielt die Kirche einen verbretterten hölzernen Turm, der in später durch einen verputzten Ziegelturm ersetzt wurde.
1785 brannte die Kirche durch einen Blitzschlag aus, wurde aber mit Unterstützung des damaligen Rittergutsbesitzers Kammerherr Baron v. Keith bis 1787 wieder aufgebaut.
Ursprünglich hatte die Kirche 2 Glocken, deren Guss 1828 auf Bitten der Kirchengemeinde vom damaligen preußischen König Friedrich Wilhelm III. (1740-1840 / König seit 1797) mit einer großzügigen Spende mitfinanziert wurde. In einer an der Kirche ausgestellten Aufstellung wird „das Gnadengeschenk seiner Majestät des Königs“ in Höhe von „137 Thaler und 16 Gulden“ (bei Gesamtkosten von „172 Thalern und 16 Gulden“) genannt.
Weitere 20 Taler kamen vom Rittergutsbesitzer, 10 Taler vom „Prediger“ und 5 Taler vom Gerichtsschulzen.
Eine Glocke wurde im 1. Weltkrieg zur Rohstoffgewinnung für die Kriegswirtschaft eingeschmolzen, die zweite Glocke bimmelt bis heute.
Anfang des 20. Jahrhunderts ließ der damalige neue Rittergutsbesitzer, der Berliner Unternehmer Robert Stock (1858-1912 / Deutsche Telefonwerke DeTeWe), die Kirche und das danebenstehende Gutshaus renovieren und instandsetzen.
Am Ende des 2. Weltkriegs eroberte die Rote Armee am 20.4.1945 das Dorf, vertrieb die Einwohner und machte aus Mehrow ein militärisches Sperrgebiet mit sowjetischer Kommandantur. Die Kirche wurde erst geplündert, dann die Holzbänke an die Bevölkerung als Heizmaterial verteilt, die Orgel zerstört und schließlich eine Werkstatt der Roten Armee eingerichtet.
Nach einigen Monaten wurde das Sperrgebiet wieder aufgelöst.
Es folgten 1948 notdürftige Instandsetzungsarbeiten in und an der Kirche.
Erst 1974 erfolgte eine umfassende Renovierung und Neuausstattung. Allerdings wurde der alte Kanzelaltar durch einen neuen Altar ersetzt und ging verloren.
Im Jahr 2000 war die Kirche dann so baufällig, dass eine Generalsanierung des Gebäudes und der Kirchhofmauer notwendig wurde. Im Zuge dieser Arbeiten wurde der Ziegelturm abgerissen und durch einen hölzernen Turm ersetzt, ähnlich dem vom Anfang des 18. Jahrhunderts. Dabei gingen aber die Reste der alten Kirchturmuhr verloren. Auch der Außenputz wurde entfernt, so das sich die Kirche heute als Feldsteinbauwerk präsentiert.
2008 wurden ein Holzfußboden und eine elektrische Bankheizung eingebaut – damit die Kirchgänger im Winter nicht mehr frieren.
Heute präsentiert sich das weiß gestrichene Kirchenschiff mit seiner Balkendecke schlicht. Letzter erhaltener historischer Einbau ist die Orgelempore – allerdings ohne Orgel. Ein kleines Ersatzinstrument steht links neben dem Altartisch. Über dem Altartisch ist ein modernes Kreuz angebracht. Die alte Inschrift an der Wand: „Siehe dein König kommt zu dir“ über dem einstigen Altar wurde überstrichen.
Der historische Kanzelaltar wurde durch einen einfaches Stehpult ersetzt.
Die Gruft unter der Kirche mit den Särgen der verstorbenen Rittergutsbesitzer und ihrer Angehörigen ist heute verschlossen und nicht mehr zugänglich.
Die Kirche ist eigentlich keine „offene Kirche“, lädt Interessierte aber an einigen Tagen im Jahr zum Besuch ein.
Und natürlich wird die Kirche für Gottesdienste genutzt.[verkleinern]
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