Das 1327 erstmals urkundlich erwähnte Dorf Mehrow (Brandenburg / Landkreis Barnim / ca. 3 km östlich von Berlin) hat zwei Friedhöfe: den „Alten Friedhof / Kirchhof“ rund um die Dorfkirche und den davon 500 m entfernten „Neuen Friedhof“ am östlichen Ortsrand.
Mehrow selbst mit Kirche und Kirchhof ist vermutlich mindestens 100 Jähre älter als die erste urkundliche Erwähnung des Orts. Der Bau der Kirche wird auf die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert. Zur gleichen Zeit wurde vermutlich auch... weiterlesen
der relativ kleine Kirchhof als Friedhof rund um die Kirche angelegt.
Nach 600 Jahren Nutzung war der Friedhof dann im 19. Jahrhundert überbelegt. Hunderte Verstorbene waren im Laufe der Zeit beigesetzt worden, alle Gräber waren mehrfach belegt. Erschwerend kam hinzu, dass die Bodenbeschaffenheit eine Zersetzung der Leichen verzögerte.
1880 stellte der damalige Mehrower Rittergutsbesitzer Martin Heyse (1825-1883) der Gemeinde zwar eine neue Friedhofsfläche zur Verfügung. Zur Anlage des neuen Friedhofs kam aus unbekannten Gründen aber nicht.
Erst 1958 sah man dann bei der Gemeinde Mehrow und dem Kreis Bernau (DDR-Bezirk Frankfurt/O) aus hygienischen Gründen dringenden Handlungsbedarf.
Der Boden des Kirchhofs war mit Leichenrückständen gesättigt und die Bodenbeschaffenheit verhinderte weiterhin die Zersetzung der Leichen in der vorgeschriebenen Liegezeit von 25 Jahren.
Trotzdem sollte es bis 1965 dauern, bevor der „Neue Friedhof“ auf dem Gelände einer 1937 von der SS als Begräbnisplatz angelegten sogenannten Thingstätte eröffnet werden konnte.
Mit der ersten Beisetzung im August 1965 auf dem „Neuen Friedhof“ wurde der alte Friedhof auf dem Kirchhof theoretisch geschlossen.
Praktisch können aber Familien, die eine Erb- bzw. Familiengrabstelle auf dem Kirchhof haben, diese auf Antrag und mit einer Ausnahmegenehmigung bis heute weiter nutzen.
Neben den Grasflächen mit eingeebneten Gräbern findet man heute auf dem Kirchhof noch zahlreiche alte Grabstellen und Grabmale. Einige ungepflegt, weil es vermutlich keine Angehörigen mehr gibt, teilweise gepflegt.
Nach dem Jahr 2000 wurde die alte Kirchhofmauer restauriert bzw. in Teilen neu errichtet.
Dieser Gottesacker hat über Jahrhunderte seine Pflicht und Schuldigkeit getan und unzählige Mehrower haben hier ihre letzte Ruhe gefunden.
Bleibt zu hoffen, dass die Gemeinde die Kraft und die Mittel hat, um die historischen Grabmale zu erhalten. Einige zerschlagene Grabtafeln hat man jedenfalls wieder zusammengesetzt.[verkleinern]