Der Gedenkstein steht in einem kleinen Park gegenüber vom mittelalterlichen Steintor der vorpommerschen Hansestadt Anklam (ca. 150 km nördlich von Berlin bzw. östlich von Schwerin) am östlichen Zugang zur Altstadt.
Er erinnert an ein ganz dunkles Kapitel der deutschen Kriegs- und Nachkriegsgeschichte. Als 1944 die sowjetische Rote Armee in ihrem Kampf gegen die Truppen des faschistischen Deutschen Reichs im Osten die Reichsgrenze überschritt, begann, geschürt durch die Nazipropaganda, die... weiterlesen
die Angst vor den sogenannten „bolschewistischen Horden“ schürte, eine ungeheure Fluchtbewegung der deutschen Bevölkerung Richtung Westen. Sicher gab es auch Evakuierungen, aber meist wurden ganze Landstriche von der vorrückenden Ostfront regelrecht überrollt. Zwar wurden auch Evakuierungen von der deutschen Reichsregierung durchgeführt, aber meist wurden Evakuierungen als Zeichen der Schwäche und Niederlage angesehen und daher unterbunden oder gar verboten.
Nach dem Krieg schwoll der Strom der Deutschen aus dem deutschen Osten nochmals an, denn die Reichsgebiete östlich von Oder und Neiße wurden als Ergebnis des Krieges und der deutschen Niederlage Polen, der UdSSR und der Tschechoslowakei zugesprochen. Die deutsche Bevölkerung musste diese Gebiete, die z.T. seit Jahrhunderten zum deutschen Staatsgebiet gehörten, zwangsweise verlassen, wurden ausgesiedelt und vertrieben, nicht selten mit Gewalt und verbunden mit zahllosen Opfern.
Die Deutschen aus den Ostgebieten erlitten nun das, was die Nazi’s in den Jahren zuvor ihrerseits den Menschen in den von der Wehrmacht eroberten Ländern angetan hatte.
Eine Relativierung soll das nicht sein, denn ein Unrecht wird durch anderes Unrecht nicht zu Recht!
Der Anklamer Gedenkstein erinnert an die Flüchtlinge und Vertriebenen mit einer Inschrift unter einem christlichen Kreuz und der Jahreszahl 1945:
„Gedenket der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, Flucht und Vertreibung aus Pommern, Ostpreußen, Posen und Westpreußen, Neumark / Ostbrandenburg, Schlesien, Sudetenland und wo wir sonst zu Hause waren.
Liebet Wahrheit und Frieden“
Über 12 Millionen Deutsche und deutschstämmige Menschen waren ab 1944 von Flucht und Vertreibung betroffen.
Der Anklamer Stein, ein großer Findling, wurde 1995 aufgestellt, denn in der DDR waren Heimatvertriebene aus den Ostgebieten kein Thema.
Fazit: Natürlich ist es legitim, dass auch den Opfern aus den ehemaligen deutsche Ostgebieten gedacht wird. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass die Ursachen von Flucht und Vertreibung der verbrecherischen und menschenverachtenden Politik der eigenen damaligen Nazi-Reichsregierung geschuldet sind.[verkleinern]