Der „Frohnauer Hammer“ ist ein Technisches Denkmal und Museum in Frohnau, einem Ortsteil von Annaberg-Buchholz (30 km südlich von Chemnitz / 75km südwestlich von Dresden).
Das Museum besteht aus 3 Objekten: der historischen Hammerschmiede, dem ebenfalls historischen Herrenhaus und der Volkskunstgalerie.
Für motorisiert anreisende Besucher steht ein großer Parkplatz neben der Schmiede in der Sehmatalstraße sowie ein kleinerer Parkplatz an der Ecke Sehmatalstraße/Albertstraße zur... weiterlesen Verfügung.
Der Besuch des Museums ist nur im Rahmen einer Führung möglich. Der Eintritt kostet 5 €uro (Ermäßigung möglich / Stand 2017). Feste Führungszeiten gibt es nicht. Die Rundgänge werden laufend und nach Bedarf durchgeführt. Es kann daher zu Wartezeiten kommen, zumal die Größe der geführten Gruppen auf Grund der Räumlichkeiten beschränkt ist.
Der Rundgang dauert ca. 1 Stunde und ist immer von kundigem, erklärendem Museumspersonal begleitet.
Alle 3 Teilobjekte sind nicht barrierefrei!
Der Rundgang beginnt am Kassenhäuschen unter der jahrhundertealten Hammerlinde und führt zunächst in die Hammerschmiede, den eigentlichen Frohnauer Hammer.
===Hammerschmiede===
Wie so oft wurde von unseren Vorfahren auch hier das Wasser als treibende Kraft genutzt.
Bereits Mitte 15. Jahrhunderts wurde für das Ende des 14. Jahrhunderts erstmals erwähnte Frohnau eine Getreidemühle beschrieben, die vom Bach Sehma angetrieben wurde.
Nach Silberfunden im Jahr 1491 wurde nahe Frohnau 1496 die Bergmannsiedlung St. Annaberg, das heutige Annaberg-Buchholz, gegründet.
Die Getreidemühle blieb bis 1510 in Betrieb und verfiel danach. Erst 1611 wurde sie als Ölmühle für Flachs wieder in Betrieb genommen.
Da Sachsen im 30jährigen Krieg großen Belastungen ausgesetzt war, übernahm der finanziell klamme Kurfürst Johann Georg I. v. Sachsen (1585-1656/Regent seit 1611) die Mühle 1621 und lies sie zu einem „Silberhammer“ umbauen, in dem Silberbarren hergestellt wurden. Nach nur 2 Jahren Betrieb stand die Mühle wieder still. 1629 verkaufte der Kurfürst die Mühle an einen Scherenschmied, der aber bereits 1631wieder aufgeben musste. Ab 1632 versuchte ein neuer Besitzer für 10 Jahre sein Glück mit dem Betrieb als „Kupferhammer“, da neben dem Silbererz auch Kupfererz abgebaut wurde.
Nach erneutem Stillstand wurde der Betrieb 1657 als „Eisenhammer“ wieder aufgenommen. Neben Roheisenbarren wurden nun auch Gebrauchsartikel für den Bergbau sowie landwirtschaftliche Geräte und Kunstschmiedearbeiten hergestellt.
Anfang 1692 brannte der Hammer nieder, wurde aber sofort wieder aufgebaut und die Produktion fortgeführt.
Erst 1904 endete die Produktion in der mittlerweile veralteten Anlage und der Frohnauer Hammer wurde stillgelegt. Bereits damals erkannte man den historischen Wert der Anlage und so wurde der Frohnauer Hammer 1908 das erstes Technische Denkmal im damaligen Königreich Sachsen. Ein Jahr später wurde der Hammer als Museum eröffnet.
Den 2. Weltkrieg überstand der Hammer unbeschadet. Allerdings beschlagnahmte nach 1946 die Wismut AG (die spätere Sowjetisch-Deutsche AG Wismut), die in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone und später in der DDR für den Uranerzbergbau zuständig war, den Hammer nach 1946 und nutzte ihn als Lagerraum für einen in der Nähe angelegten Uranerzerkundungsschacht. Erst ab 1951 konnte der Museumsbetrieb wieder aufgenommen werden.
Von außen sieht man es dem Gebäude kaum an, aber es ist zweigeschossig. Den größten Teil des Hauses nimmt die hallenartige Schmiede ein. Kernstück der Anlage sind natürlich die 3 wuchtigen wasser- und über eine Welle betriebenen Schwanzhämmer. Sie haben unterschiedliche Gewichte: 100 kg, 200 kg und 250 kg mit einer Schlagkraft von bis zu 12 Tonnen. Wegen der starken Erschütterungen, die die Hämmer verursachen, wird bei den Führungen nur noch der kleinste Hammer in Betrieb genommen. Ich kann mich aber noch an alle 3 hämmernden Hämmer erinnern. Allerdings war das Anfang der 1970er Jahre noch zu DDR-Zeiten.
Aber auch so ist die funktionierende Technik aus dem 17. Jahrhundert beeindruckend.
Da man kaltes Eisen schlecht schmieden kann, gehört zum Hammer auch ein Schmiedeofen zum erhitzen des Schmiedegutes. Für die nötige Luftzufuhr sorgen 2 riesige, ebenfalls durch Wasserkraft betriebene, vollfunktionstüchtige Blasebälge.
An den Wänden sind zahllose Schmiedewerkzeuge zu sehen, gerademal so als wenn der Schmied mal kurz eine Pause macht.
Nichts würde funktionieren ohne die treibende Kraft des Wassers. Die Produktion steht und fällt also mit dem Wasser der vorbeifließenden Sehma, das über einen hölzernen kanalartigen Zufluss zum großen Wasserrad geleitet wird.
Die Nähe zum Wasser birgt aber Gefahren. Mehrmals wurde der Hammer in seiner Geschichte überflutet. Die Flutmarke am Hammerwerk von 2002 zeigt, dass damals das Wasser über einen Meter hoch im Haus stand.
In den kleinen Räumen im Obergeschoss ist eine kleine Ausstellung zum Frohnauer Hammer ua. mit Erzeugnissen, die hier produziert wurden.
===Volkskunstgalerie===
Der Rundgang wird fortgesetzt mit Station 2 in der Volkskunstgalerie auf der anderen Straßenseite. Vorbei an einem großen 7 Tonnen schweren dampfbetriebenen Freiformschmiedehammer (Fallhammer) von 1918, der bis 1983 im VEB Preß- und Schmiedewerk „Einheit“ Brand-Erbisdorf in Betrieb war, geht’s zur Galerie, die in einem schmucklosen DDR-Bau untergebracht ist. Durch einen riesigen Schwippbogen geht’s in das Haus
Herzstück ist hier der „Frohnauer Heimatberg“, ein 1964 angefertigtes großes, teilmechanisiertes Modell spätmittelalterlichen Bergbaus. Dazu gibt es einige Beispiele erzgebirg’scher Heimat- und Volkskunst.
Sehenswert sind die „Annaberger Wichtelkästen“ (auch „Wackelkästen genannt), die zur Adventszeit auf dem Annaberger Weihnachtsmarkt aufgebaut werden. In den Kästen sind allerlei Alltagsszenen mit beweglichen Figuren dargestellt. Hier im Museum sind allerdings nur einige Kästen in Betrieb.
Weiterhin gibt es in der Galerie wechselnde Sonderausstellungen.
===Herrenhaus===
Letzte Station ist dass der Galerie schräg gegenüberliegende Herrenhaus. Der Schmiedebesitzer ließ es ab 1692 für sich und seine Familie erbauen, nachdem das alte Hammerhaus abgebrannt war.
Heute befindet sich neben der Ausstellung die Traditionsgaststätte „Frohnauer Hammer“ in dem Gebäude.
In den museal genutzten Räumen ist die Wohnung der Schmiedebesitzerfamilie mit Inventar zu sehen. Schmuckstück ist ein großer, mit kunstvollen Kacheln verzierter barocker Ofen in der „Guten Stube“.
Hier im größten Raum ist auch die Klöppelstube, wo den Besuchern von einer fingerfertigen kundigen Frau die Kunst des Klöppelns gezeigt wird.
Den Abschluss des Museumsrundgangs bildet dann der Museumsshop neben der Guten Stube mit Postkarten und zahlreichen, z.T. sehr teuren, Andenken.
Fazit: Der „Frohnauer Hammer“ als eines von 4 funktionstüchtigen sächsischen Hammerwerken ist sehr sehenswert.[verkleinern]