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13.04.2015
Mein gewissenhafter Hausarzt empfahl mir beim letzten Gesundheitscheck auch die Augen einmal gründlich untersuchen zu lassen. Ab einem gewissen Alter macht nicht nur Liebe blind.
Binnen zwei Wochen hätte ich einen Termin in dieser Praxis haben können, die ich in 2006 das letzte Mal aufgesucht hatte, aber da passte es bei mir terminlich nicht und so dauerte es etwas länger bis nach dem österlichen Praxisurlaub.
Als ich 5 Minuten vor 8 Uhr erschien und schon 12 Patienten vor... weiterlesen mir zählte, ließ ich die Hoffnung auf ein schnelles Verlassen der Praxis sofort fahren.
Immerhin ist die Praxis so gut organisiert, dass sich die Wartezeit sehr in Grenzen hielt und nach 2 Stunden sämtliche Untersuchungen einschließlich Besprechungen mit der Ärztin absolviert waren und ich wegen der getropften Augen mit einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung in den viel zu hellen Frühlingstag entlassen wurde, verbunden mit dem Verbot für 4 - 6 Stunden Auto zu fahren. Das hätte man mir auch bei der Terminvereinbarung sagen können. Da es nicht mein erster Augenarzttermin war, hatte ich mich wohl weißlich chauffieren lassen.
Es war wirklich phänomenal, wie man hier als Patient ständig in Bewegung gehalten wird, als würde man mit den anderen Patienten "Reise nach Jerusalem" spielen ... von der Anmeldung ins Wartezimmer, von dort in die "Voruntersuchung".
Dort wurde zunächst ein Sehtest, die Augeninnendruckmessung und noch eine weitere Untersuchung durchgeführt. Ich hätte mir jeweils bei den apparativen Untersuchungen eine Erklärung gewünscht was ,warum und mit welcher Methode untersucht wird, zumal auch sofort sog. IGEL , statt Kassenleistungen angeboten wurden, die ich jedoch zunächst erst einmal ablehnte und mich auf die Kassenleistungen beschränkte.
Danach wurde ich wieder kurz ins Wartezimmer dirigiert, wo die Belegschaft zwischenzeitlich einmal fast komplett gewechselt hatte und man auf neue Gesichter traf.
Von dort wurde ich zum kurzen Gespräch mit Frau Dr. Lünzer dirigiert, die konzentriert den bislang ermittelten medizinischen Sachverhalt und die nächste zielführendste Untersuchungsmethode aufzeigte - natürlich Leistungen, die von ihr bei der gesetzliche Krankenkasse nicht abrechenbar sind, was man dann aber von der Mitarbeiterin in der "Voruntersuchung" erfuhr , die zunächst die Augen dreimalig tropfte, um die Pupillen für die weiteren Untersuchungen zu erweitern... ahhhh Cleopatra - Augen, aber im Wartezimmer anschließend waren die nur noch verschwommen wahrzunehmenden Gesichter teilweise wieder andere ... die Mitarbeiterin bei der ich mein Kinn und meine Stirn in die Apparatur einlegen und auf Punkte in einem Gerät schauen musste war aber immer noch die gleiche und auch Frau Dr. Lünzer erkannte ich anschließend zur nächsten Besprechung - wenngleich auch etwas Verschwommen - wieder .... mir fiel auf , sie war kaum gealtert in den 9 Jahren meiner augenärztlichen Abstinenz.
Hm, der Augeninnendruck sei grenzwertig hoch, da würde sich noch eine ergänzende Untersuchung der Hornhautdicke empfehlen, um genauere Werte zu bekommen um dann entscheiden zu können, ob eine medikamentöse Behandlung bereits erforderlich sei.... also nochmal durchgereicht, bis ich dann wieder bei ihr landete.
Hier erlangt der Begriff "Doctor - Shopping " eine ganz neue Bedeutung.
Welcher Arzt will schon, wenn er mit den neuesten Gerätschaften und Untersuchungsmethoden das Beste FÜR und VON seinem Patienten bekommen kann, sich mit den veralteten Methoden, die zudem Kassenleistung sind, bescheiden ?
Und will ich nicht auch das Beste für mein für mich wichtigstes Sinnesorgan? Auf meine Ohren könnte ich vielleicht verzichten, auf den Geschmacks- und Geruchssinn notfalls auch - man ärgert sich über das was die Sinne beleidigt nur all zu oft - aber auf meine Augen ... never!
Also erklärte ich mich mit den sog. IGEL - Leistungen ein wenig zähneknirschend einverstanden. Nach und nach ehrfürchtig vor den ausgefeiltesten Methoden der Diagnostik kapitulierend, bekam ich eine Rechnung nach der anderen in die Hand gedrückt, da ich spontan nicht über die dafür erforderlichen Barschaften verfügte und Kartenzahlungen hier nicht möglich sind.
Die Gewissheit nicht am Glaukom zu leiden, über eine gesunde Netzhaut und einen gesunden Sehnerv beidseits zu verfügen, um hier noch viele Beiträge lesen und schreiben zu können, kostete mich Summa - Summarum 160 €. Da sind die 6 € Eintritt, die ich in einem Museum zahle ein Vogelschiet gegen. ;-)
Wenn man bedenkt, dass man für alle möglichen Spölkes jede Menge Geld ausgibt, ist das noch im Rahmen.
Andererseits muss man sich schon fragen, welche Leistungen die gesetzlichen Krankenversicherungen überhaupt noch abdecken wollen und wofür man seine Beiträge leistet.
Auch frage ich mich, wie mancher Mensch, der zwar gesundheitlich angeschlagen, aber monetär nicht gesegnet ist, solche Beträge aufbringen will. Da springt einem die Mehrklassengesellschaft im medizinischen Bereich schon im wahrsten Sinne des Wortes ins Auge.
Am wenigsten anlasten kann ich die Missstände meiner Augenärztin, wenn gleich man die IGEL - Leistungen auch vorzugs- und scheibchenweise "untergejubelt" bekommt. Immerhin hält sie die Apparte vor durch die ich ja auch in den Genuss aussagefähigster Untersuchungsmethoden komme. Es war schon beeindruckend, meinen Sehnerv und alle Details von Stärke und Aussehen und Durchblutung meiner Netzhaut in verschiedenen Diagrammen und Darstellungsmethoden auf dem Computerbildschirm anschauen zu können.
Folgende Leistungen wurden erbracht:
Glaucom - Vorsorgeuntersuchung (Tonometrische Untersuchung) 25 €
Hornhautdickemessung per Ultraschall beidseits (OPC) 40 €
Netzhaut und Sehnervuntersuchung per optischer Cohärenz - Tomographie (OTC) beidseits 95 €.
Die regelmäßige Glaucom - Vorsorgeuntersuchung für 25 € ist jedem unbedingt zu empfehlen, da ein zu hoher Augeninnendruck, den man nicht bemerkt zu irreparablen Schäden am Sehnerv bis hin zur Erblindung führen können.
Die teurere Netzhaut - und Sehnervuntersuchung ist Patienten mit erhöhtem Erkrankungsrisiko zu empfehlen.
Die Augenuntersuchungen sind nicht schmerzhaft oder unangenehm. Man muss lediglich auf einen bestimmten Punkt schauen, um die Messung durchführen zu können.
Das einzige, das man spürt, ist der kleine Luftzug bei der Glaucom - Vorsorge, der auf den Augapfel zielt. Ich finde, das frühere Aufsetzen des Gerätes war wesentlich unangenehmer. Auch das "Tropfen" empfinde ich nicht mehr ganz so unangenehm, wie früher. Möglicherweise wurde das dafür verwendete Präparat verbessert.
In einem viertel Jahr muss ich - ohne "Tropfen" - noch einmal zur Untersuchung des Gesichtsfeldes, was jedoch eine Kassenleistung darstellt und auch meinen Geldbeutel tröstet.
Alles in Allem kann ich Frau Dr. Lünzer als sorgfältige und qualifizierte Fachärztin empfehlen. Punktabzug gibt es dafür, dass nicht vor Beginn der Untersuchungen durch die Ärztin erklärt und mit dem Patienten abgewogen wird, welche Untersuchungsmethoden zu welchen Kosten angemessen und ausreichend sind.
So und nun muss ich meine Cleopatra - Augen noch ein wenig pflegen. ;-)[verkleinern]
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