Verlässt man den um die Stiftsruine herum gelegenen Stiftsbezirk durch ein kleines gemauertes Tor im Westen, rechts neben dem braunen Backsteingebäude, so findet man jenseits der historischen Stifts- und Stadtmauer einen sehr gepflegten Park - die Leonhard -Müller- Anlagen. Nur unter diesem Namen kennt sie hier kein Mensch. Der Herschfeller sagt einfach "in den Anlagen" oder "an den Nordschulteichen".
Vormals Wassergraben, der das Stift und die Stadt umgab, wurde dieser älteste und zusammen... weiterlesen
mit dem Stiftsbezirk und der Ruine unter Denkmalschutz stehende Park durch seinen Namensgeber - einen Gartenbaumeister - zu Beginn des 19. Jahrhunderts entworfen.
Er beginnt südwestlich bei der Zufahrt zum heutigen Finanzamt (Kriegsschule) und endet nordwestlich der Altstadt am Frauentor.
Es ist für mich der Park der Erinnerungen: Das ist der Park durch den ich als Baby im Kinderwagen geschoben wurde, in welchem ich als Kleinkind Enten und Schwäne mit trockenem Brot fütterte, im Sandkasten des Spielplatzes spielte und unter den mächtigen alten Bäumen schaukelte, später im Winter zusammen mit Freunden auf dem oberen der Teiche Schlittschuh lief - ein Arbeiter der Stadt führte Aufsicht, bediente die Musikanlage und verkaufte warme Florida- Boy - Orange - , in der Jugend ließen wir uns dort nach abendlichen Trinkgelagen auf dem Lullusfest das Alkoholische plus ein Fischbrötchen nochmal durch den Kopf gehen und man tauschte dort mit der ersten großen Liebe den ersten Kuss und machte nach ein paar Wochen dort Schluss .... heute gehe ich dort gerne mit dem Hund und sammele - weniger romatisch als einst - mit einem Plastikbeutel aus der Dogstation am Frauentor seine Hinterlassenschaften auf, um sie in ein dafür vorgesehenes Behältnis zu entsorgen.
Nun, hier absolvierte mein Hund die Omi- Begleithund- Prüfung. Was das gibt´s nicht? Doch , denn irgendwann scharwenzelten mal zwei zwielichtige Gestalten hinter einer älteren Dame mit Rollator her und wir boten ihr dann sicheres Geleit durch den Park an, welches sie dankbar annahm.
Das ist aber der absolute Ausnahmefall, denn normaler Weise geht es hier sehr ruhig und friedlich zu und der Park ist recht gut von Fußgängern frequentiert. Soziale Randerscheinungen wie vor allem in Großstädten gibt es hier überhaupt nicht. Selten trifft man mal einen kleinen Trupp Jugendlicher an, die - mit sich selbst beschäftigt - eine der zahlreichen Bänke belagern ohne jedoch Passanten zu belästigen.
Die Bänke sind sehr sauber, so das man sich gerne auf ihnen niederlässt, ebenso wie die beiden Kinderspielplätze und die öffentliche Bedürfnisanstalt, die täglich von städtischen Angestellten gereinigt und unterhalten wird.
Auf den beiden Teichen, die durch eine Wassertreppe miteinander verbunden sind, tummeln sich ein paar Enten.
An der Stadt- und Stiftsmauer befinden sich einige Gedenktafeln und in der Nähe des Tores zum Stiftsbezirk befindet sich das sog. Vitaliskreuz, welches an die Vitalisnacht erinnern soll. Zwischen Uffhäuser - und Frauentor, gegenüber dem zum Hauptfriedhof liegenden Soldatenfriedhof, findet man das mahnende Standbild des "Unbekannten Soldaten" zu Ehren und in Gedenken der in den Weltkriegen gestorbenen Söhne der Stadt.
In diesem Bereich des Parkes verbindet sich aber auch Historie mit Moderne, indem die Stadtmauer geschickt in die moderne Bebauung integriert wurde und unter dem vormaligen Bürgermeister Hartmut H. Boehmer der Park im Jahre 2007 interessante Gestaltungselemente erhielt, wie etwa Rasenhügel, die im Volksmund gerne Teletubbiehügel genannt werden. So, nun wisst ihr endlich, wo die Teletubbies wohnen. Und wer daran glaubt, bekommt sie ganz früh morgens kurz nach Sonnenaufgang auch zu sehen. ;-)
Für einen Spaziergang sollte man schon mindestens eine halbe bis dreiviertel Stunde einplanen.[verkleinern]