Neufassung vom 19.02.2017 der ursprünglichen Bewertung :
Gestern kam mein Schatz von seinen Outdooraktivitäten besoffen vor Glück nach Hause. "Heute ist es super gelaufen" und er zählte auf, was er so alles gefunden hatte " ... und einen Knopf, diesmal kein glatter Knopf und die Öse ist auch noch dran".
Ja, lacht euch nur schlapp, das Lachen wird euch gleich im Hals stecken bleiben, denn so ein kleiner unscheinbarer Knopf kann von großen Dingen aus der Geschichte erzählen. Man muss nur... weiterlesen
genau hinhören. ;-)
Nach dem vorsichtigen Entfernen der Erdanhaftungen und einem Ultraschallbad kam auf der Oberseite schon ein sehr schönes Muster heraus und mit der Lupe konnte man schemenhaft ein gekröntes, umkränztes Wappen mit drei Lilien und einen Schriftzug in lateinischer Sprache erkennen - " sit nomen domini benedictum" sowie Fragmente einer Zahl über der Krone 179..
Nun begann unsere fieberhafte Recherche, wobei wir anhand der Lilien und unserer Stadtgeschichte auf einen französischen Uniformknopf tippten.
Bald hatten wir eine Quelle gefunden, die sämtliche französischen Uniformknöpfe des Königsreichs und der frühen Republik nach der Revolution beschrieb.
Nach etwa 2-stündiger Recherche gelangten wir zu dem Ergebnis, dass es sich um einen Uniformknopf der garde nationale de France vom Ende des 18. Jahrhunderts handeln musste.
Und wie kam der Knopf nach Hessen in die Umgebung von Bad Hersfeld?
Mehrmals im Laufe der Geschichte hielten sich französische Soldaten in Hersfeld auf. So wurde die Stiftsruine im Siebenjährigen Krieg von sich zurückziehenden französischen Truppen im Jahre 1761 in Schutt und Asche gelegt, um die darin gelagerten Vorräte nicht für die bettelarme Landbevölkerung zu hinterlassen.
Das passt aber nicht zu dem Datum "179.."
Hier hilft wikipedia indirekt weiter:
"Die französische Nationalgarde (Garde nationale) wurde während der Französischen Revolution 1789 auf Anregung Edmond Dubois-Crancés als eine Art Volksbewaffnung in Paris eingeführt und von Lafayette organisiert. In späterer Traditionslinie trat sie die Nachfolge der königlichen Gardes-Françaises an.
1791 wurde sie mit nominell 100.000 Mann zur Verstärkung der Feldarmee aufgeboten, mit dem Recht, die Offiziere und Unteroffiziere selbst zu wählen. Die Nationalgarde wurde neben der aktiven Armee im Ersten Koalitionskrieg eingesetzt, obwohl sie eigentlich nur zum Einsatz im Inneren bestimmt war.... Nach einem royalistischen Aufstand innerhalb der Pariser Nationalgarde verlor die Nationalgarde 1795 ihren Generalstab; die Kavallerie, Artillerie und die Jäger zu Fuß wurden auf die reguläre Armee verteilt, nur die Infanterie blieb bestehen. ... Nach 1798 wurde die Nationalgarde weitgehend demobilisiert und übernahm in Frankreich überwiegend Bewachungsaufgaben und stellte Festungsbesatzungen.
Zwischen 1806 und 1810 dienten bis zu 560.000 Mann in der Nationalgarde.
Durch Napoleon Bonaparte neu organisiert, wurde die Nationalgarde auch in Deutschland eingesetzt und stellte einige Divisionen der Armee."
Erst 1813 nach der verlorenen Völkerschlacht bei Leipzig zogen die französischen Truppen, teils auch versprengte Soldaten in kleinen Gruppen, endgültig ab.
So kamen französische Soldaten auch nach Bad Hersfeld, möglicher Weise bereits unter dem Befehl Lingg von Lingenfelds.
Und nun kommt endlich der Bogen zu diesem Denkmal:
Schützend hält ein Mann in Offiziersuniform seine Hand über die Stadt. Sein rechter Fuß steht auf einer brennenden Fackel.
Nun, was hat es mit dieser Statue auf sich ?
Johann Baptiste Lingg (1765 - 1842 ) war ein Badischer Generalleutnant unter Napoleon in den Koalitionskriegen.
Im vierten Koalitionskrieg Frankreichs gegen Preußen lag Linggs Bataillon Ende Dezember 1806 in Kassel, als es in Kurhessen zu Unruhen kam.
- Lingg von Lingenfeld war bereits zum Oberstleutnant befördert worden und damit Kommandeur des großherzoglich badischen Jägerbatallions Lingg, welches auf Seiten Napoleons kämpfte.
So wurde Lingg mit seinen Soldaten u. a. nach Hersfeld beordert, um die Lage im Rücken der Front unter Kontrolle zu halten.
Aufgrund von Auseinandersetzungen von Bürgern mit Mitgliedern der Truppen, erteilte Napoleon den Befehl Bad Hersfeld zu plündern und sodann niederzubrennen.
Nun war Lingg von Linggenfeld an den Befehl gebunden, aber er stellte es in das Belieben seiner Männer mit den Worten: " Wer plündern will, der trete hervor." Aber keiner seiner Männer wagte es hervorzutreten.
Anschließend gab er die Order aus an allen vier Ecken der Stadt ein vereinzeltes Haus anzuzünden, um den Befehl Napoleons nach zu kommen.
Die Brände konnten natürlich von den Bewohnern der Stadt gelöscht werden, ohne dass die Stadt weiter Schaden nahm.
Seitdem gilt Lingg von Linggenfeld als Retter der Stadt.
Nicht das erste Mal wurde die Stadt gerettet, aber davon kann der an der Stadtgeschichte interessierte Leser unter "Vitaliskreuz" lesen.
Eure Geschichte(n)erzählerin, Nike[verkleinern]