„… die Spätzle sind das Fundament unserer Küche, der Ruhm unseres Landes, … das A und O der schwäbischen Speisekarte …“
stellte der ehemalige Verleger der Stuttgarter Zeitung (von den Nazis geschasst) Josef Eberle, alias Sebastian Blau ( er wurde dann Lokaldichter mit Pseudonym) nüchtern fest.
Spätzla, Spätzle, Spatzen oder Spätzli sind in ihrer Urform eine handgemachte Eierteigware aus Mehl, Eiern, Salz und Wasser, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt... weiterlesen
wurde.
In "Oberschwaben" und diesem merkwürdigen unhistorischen "Bayerisch Schwaben" werden sie auch gerne als "Knöpfle" bezeichnet, dies verweist aber auf eine andere Herstellungsweise. Dazu später mehr...
Für den gebürtigen Altwürttemberger, dem "wahren" Schwaben, ein wenig schmerzhaft, befindet sich das einzige "Spätzlemuseum" seit 2013 im oberschwäbischen Bad Waldsee, das doch bis 1807 gar nicht zu Württemberg gehörte, sondern zu Vorderösterreich....
...aber der echte Schwabe geht natürlich davon aus, dass Spätzle schon seit den mittelalterlichen Zeiten des legendären Herzogtums Schwaben hier im Südwesten gegessen wurden, und dies umfasste natürlich nicht nur Baden-Württemberg, Teile von Bayern, dem Elsass, sondern auch der nördlichen Schweiz (siehe: "Spätzli"...)
Hier im Vötschenturm, einem Teil der Bad Waldseer Stadtbestigung von 1407, wurde das kleine, aber liebevoll eingerichtete Museum für des Schwaben Leibspeise eingerichtet.
Über drei kleine Stockwerke (nur über eine enge Wendeltreppe erreichbar und damit überhaupt nicht für Menschen mit Handikap geeignet) wird die Geschichte und Herstellung der weltberühmten Spätzle dem geneigten Besucher näher gebracht.
Die Herstellungsmethode ist eigentlich denkbar einfach, erfordert aber in ihrer handwerklichen Form doch ein wenig Übung:
Spätzle sind Eierteigwaren aus Frischei mit unregelmäßiger Form und rauer, poriger Oberfläche, bei welcher der zähe Teig direkt in kochendes Wasser/Wasserdampf eingebracht wird – wobei ihre Form zwischen dünn und dick, länglich und kurz variiert. Als einzige Teigwaren werden sie bereits während der Produktion zum ersten Mal gekocht. Bei der klassischen Art der Herstellung wird ein Spätzlesbrett verwendet und der feuchte Teig ins Kochwasser geschabt. Bei Massenproduktion wird der Teig entweder durch Lochbleche gedrückt oder er tropft durch diese Bleche ins Kochbad.
Ursprünglich wurde vor allem das eher grobe Dinkelmehl, viel Wasser und wenige Eier verwendet, da man hierzuland ja eher ein armes Bäuerlein war...
Heutzutage mischt man gerne Weizen- und Dinkelmehl und gibt für besondere Anlässe viele Eier und wenig Wasser zum zähen Teig, der mit einem großen Holzlöffel in die richtige Konsistenz geschlagen werden muss...
Traditionell werden die Spätzle von einem unten zugespitzten Holzbrett ins kochende Wasser geschabt, entweder mit einem breiten Messer (das können nur noch die wenigsten Altvorderen) oder mit einem sogenannten breiten Schaber (der Autor bevorzugt diese Technik, siehe Bilder zur Bewertung).
Die sprichwörtlichen schwäbischen Tüftler suchten mit der Spätzlespresse, eigentlich "Spätzlesdrucker" (für längere Spatzen) und dem Spätzlehobel (für die kurzen "oberschwäbischen" Knöpfle) zu Begin des 20. Jahrhundersts Formen der rationelleren und einfacheren Herstellung...
Zum Glück haben sich diese "modernen" Varianten allerdings nie flächendeckend im Schwabenland durchgesetzt....
Im Bad Waldseer Museum werden diese Irrungen und Wirrungen der Herstellungsmethoden bis zur (zu verteufelnden) industriellen Massenproduktion anhand von allerlei Gerätschaften und Filmbeispielen exemplarisch vorgeführt.
Auch der größte Triumph der schwäbischen Spätzle wird hier nicht verschwiegen:
Mit dem Astronauten Alexander Gerst flogen Spätzle, Saitenwürstle und Linsen 2014 sogar in den Weltraum. Dies wird bei der geplanten Mission 2018 übrigens wieder so sein....
Ein kleiner Museumsschatz im schnuckeligen Bad Waldsee für ein großartiges Nahrungsmittel, das übrigens nicht nach dem kleinen Vogel (Spatz = Sperling), sondern nach dem schwäbischen Wort für Batzen oder Klumpen benannt wurde....
Erwachsene zahlen 3 €, mit Gästekarte 2,5 €, Kleinteile 1,5 € und Babys bis 6 Jahre nix....
Gruß Schroeder[verkleinern]