Neueste Bewertungen für Bad Wurzach im Bereich Tiere
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Als wir 2001 in die Region Leutkirch – Bad Wurzach zogen, enthielt das Umzugsgut neben dem üblichen, zumeist hölzernen Kram auch unseren Privatzoo in Form eines Wauwau mit Kampfhundeigenschaften, den wir deretwegen vor der restriktiven bayerischen Exekutive, wo er zum Tod verurteilt war, aus dem Lindauer Tierheim in das hundefreundlichere württembergische Ausland exportiert hatten. Dann gab es da noch eine alte Tigerin im Miniformat, ebenfalls mit Kampfeigenschaften, wenn auch ohne die gesetzlich limitierten Körpermaße aufzubringen. Aber das körpereigene Waffenarsenal war auch nicht von schlechten Eltern. Dann gab es noch 2 den Kindern zuliebe angeschaffte Karnickel, die waren einfach nur dämlich und nicht mal ein bisschen lieb. Und last but not least ein Erbstück von der Schwiegeroma, ein himmelblauer Zwitscherling in Form eines Wellensittichs, von dem niemand so recht wusste, wie alt er eigentlich war. Der Schwiegervater, also der Sohn besagter Oma, schätzte den Matz grob auf 40 Jahre. Ganz schön zäher Vogel :-D
Natürlich kam der Tag, an dem die Suche nach einem ortsansässigen Veterinär erforderlich wurde: Wauwau Loulou hatte im Kampf gegen ein Ossobucco mit Restfleisch dran einen Eckzahn gelockert und war maulig, dass er nun nicht mehr weiter mit dem stahlharten Teil kämpfen konnte. Der Leutkircher Veterinär lachte, als er uns die Tür öffnete: Natürlich könnte er auch Kleintiere behandeln, er habe es schließlich gelernt. Kleintiere? Loulou guckte schon ganz grimmig. Aber sein Arbeitsplatz seien nun mal vorzugsweise die Behausungen der diversen Halbtonner mit ganz kurzem Pelz, Hörnern oder eisenbewehrten Hufen. Doch es gäbe in Bad Wurzach eine Tierarztpraxis, die auf Haustiere egal welcher Gattung universalisiert war, Frau Dr. Erteld sei ausgesprochen vielseitig, sie macht sogar an einer Schildkröte ein EKG.
Eine halbe Stunde später standen wir staunend vor dem romantischen Reihenhäuschen etwas älterer Bauart an der letzten Adresse von Bad Wurzach am Rand des berühmten Riedes. Ich erlaube mir einen Hinweis auf eine meiner ‚Geschichten‘:https://www.golocal.de/bad-wurzach/freizeitanlagen/naturpark-wurzacher-ried-YUFAv/
Loulou beäugte misstrauisch die 3 Stufen zum Eingang des Häuschens, Treppensteigen war nicht gerade sein Hobby. Aber die niedliche Katzenskulptur neben dem Eingang musste unbedingt beschnuppert werden, also ran an den ungeliebten Speck. In der Diele wurden wir voneinander separiert, der Patient kam in das Behandlungszimmer, der Auftraggeber erstmal zur freundlichen Inquisition durch die Assistentin, die auch die Rezeption machte. Torqueimada war ein Hanswurst gegen die junge Dame am Computer, die eine Familiendatei generierte und dafür eine komplette Bestandsliste inklusive Namen, Geburtsdaten und –orte des Viecherbestandes benötigte.
Loulou war leicht, zusammen mit ihm hatten wir den ganzen Packen Dokumente gekriegt, der für das amtliche Todesurteil zusammengestellt werden musste. Kampfkatze Maximiliane hatte meine Gutste von einem landwirtschaftlichen Anwesen geholt um mich damit in ihre Arme zu locken. In Echt und mit Erfolg, wie sich mittelfristig herausstellte. Für eine Katze nehme ich sogar einen schwierigen Menschen in Kauf. Nicht lachen, es ist so ;-). Als ‚Katzenflüsterer‘ kann ich anhand des Erwerbsdatums fast auf den Tag genau das Geburtsdatum bestimmen. Die Karnickel warfen allerdings erhebliche Probleme auf: Ich konnte nicht mal sicher sagen, welches der Knickerbock und wer die Knickeline war, und Namen hatten sie schon gleich gar keine. In der Not griff ich in die Literatur der beiden berühmtesten deutschen Sprachforscher, von denen kaum jemand weiß, dass sie eigentlich solche waren und keine bloßen Märchenerzähler: Hänsel und Gretel. Natürlich nicht die Forscher, die hießen Jacob und Wilhelm. Das Alter ersetzten wir durch das Erwerbsdatum. Dass ich die zwitschernde Nervensäge Hansi nannte, brachte mir wenig später den Zorn meiner Tochter ein, sie neigt zu verbalen Kunstprodukten wie ‚Sai‘ oder ‚Kenma‘. ‚Hansi‘ war einfach zu spießig. Das Geburtsjahr ersetzten wir durch das geschätzte Alter in Jahren, also für ein so kleines Tier auf jeden Fall geradezu biblisch.
In Gnaden entlassen wankte ich über den Flur in den OP-Saal während die junge Dame die ebenfalls junge Datei via Intranet direkt auf den Rechner der Chefin übertrug. An dieses Intranet ist übrigens auch die Tierklinik in Ravensburg angeschlossen, ebenso der Telefonautomat. Um GANZ genau zu sein, der EIGENTLICHE Firmenname der Location lautet "AniCura Kleintierpraxis Bad Wurzach, eine Niederlassung der AniCura Kleintierspezialisten Ravensburg GmbH" was aber erst aus der Rechnung so hervorgeht. Die Visitenkarte entspricht exakt dem Titel der Location. Also eine 'Wolke' moderner und miteinander vernetzter Tierarztpraxen im Raum RV plus einer zentralen Kleintierklinik daselbst mit kurzen und schnellen Informationswegen.
Im Behandlungszimmer bot sich mir ein Bild für Götter: Loulou lag wie ein vierarmiger Seestern auf dem wohlweislich spiegelglatten OP-Tisch und versuchte, mit seinen Krallen Halt zu finden, damit er aufspringen und ausbüxen konnte. Denn die auch erstaunlich junge Doktorin tat ihm weh, und das mitten in seinem Stolz, dem gefährlichen Waffenarsenal. Die kräftigen Kiefer waren mit einem Spreizer gesichert und damit er diesen nicht einfach ausspuckte um sich für die erlittene Unbill zu rächen, war die ganze ‚Mechanik‘ bis zu den Augen mit Mullbinden fixiert. Da er so nicht mal bellen konnte, fiepte er wie ein junger Fifi mit großem Hunger. Was genau Dr. Erteld dort vorne zwischen den Palisaden machte, konnte ich nicht erkennen, aber so wie Loulou auf der Fahrt nach Hause hechelte und dabei die Zunge SCHIEF aus dem Maul hing, kämpfte er diesmal wohl gegen eine kräftige örtliche Betäubung. Er schmatzte auch hin und wieder recht vernehmlich, was uns sehr erheiterte. Zuhause gab es seine Lieblingskekse, allerdings zu Pulver gemahlen und mit Wasser aufgeschlämmt, da wurde erstmal die Nase gerümpft, man hat ja schließlich seinen Stolz. Aber irgendwann trieb der Wolfshunger das Breichen den Hals hinunter ohne das noch wunde Zahnfleisch zu strapazieren.
Eine Therapie bei Dr. Erteld ist kein Schnäppchen, aber sie ist kompetent und grundsolide. Wenn es um Erlebensaussichten für den Patienten geht, neigt die Frau Doktor eher zum Tiefstapeln als zum kurzfristig gewinnbringenden Zweckoptimismus. Als Loulou im Alter von 8 Jahren an einer Unterleibsgeschwulst operiert werden musste, gab sie ihm vorsichtige 2 Jahre, dann würde ihn der Krebs wieder einholen. Aus diesen 2 Jahren wurden 5 und Loulou starb im biblischen Alter von 105 Menschenjahren innerhalb von 3 Tagen an Kreislaufversagen.
Die tränenreiche Schilderung seines Sterbens findet sich in der Originalgeschichte am Ende des Originaltextes im Forum 'Was nervt .....?, Seite 183, Strang Nr.: 1821, wohin ich sie verlagert habe, um sie meinen Lesern zu erhalten. Allerdings ist sie mit einem unfair kritischen Titelabsatz versehen, den ich mit derzeitigem Wissen abändern werde, wenn ich irgendwann mal wieder schreiben darf :-)
Das traurige, auch von Euch beweinte Sterben der erwachsenen Manifestation meines Profilbildes 'Fra Diavolo', nach der wundersamen Geschlechtsumwandlung 'Domino 0/1' mit dem Nick 'Miezi' habe ich im Forum 'Tier und Mensch' ein neues Kapitel eröffnet: "Wildkatzen auf dem Weg in ihr Paradies...." (https://www.golocal.de/forum/wildkatzen-auf-dem-weg-in-ihr-paradies-17X/) Ich habe nämlich nicht vor, die behutsame Integration der zugelaufenen Tröster im Schmerz in das Haus, in dem ein Plätzchen freigeworden ist, den Katzenliebhabern des Forums vorzuenthalten.
Falls sich jemand frägt, wo denn die ursprüngliche Bewertung, der abendfüllende 'Roman' abgeblieben ist: Er steht in der Originalfassung im Forum 'Was nervt......? auf Seite 183, Strang Nr. 1821 (https://www.golocal.de/forum/was-nervt-TZ/?p=183), leider ohne der Kopie all Eurer liebenswerten Kommentare, um einen Bezug herzustellen, aber das macht nichts, die Originale stehen ja jetzt wieder unüberlesbar unter dieser Bewertungs-Neufassung :-)
Nun gibt es DOCH einen Nachtrag, der Anlass könnte aktueller nicht sein: Der Tröster im Schmerz, der mit seiner überschäumenden Lebensfreude mein Herz genau in dem Augenblick für sich erobert hatte, als es in der Trauer um Domino am sensibelsten war, wurde Opfer ebendieser Freude über den schönen Frühlingstag. Was Zwicki dazu motiviert hat, kopflos über die Straße und ausgerechnet vor einen ECHTEN Raser zu sprinten, der offenbar absolut kein Herz für Katzen hatte und möglicherweise sogar draufhielt, weiß ich nicht. Vermutlich war er von einem der aktiven Kater des Nachbarn im Zuge einer Auseinandersetzung um das Revier unterlegen und pfotengreiflich verscheucht worden. Der intensive Schwerlastverkehr bei uns ging nicht sehr freundlich mit dem kleinen Leichnam um, als ich ihn in einiger Entfernung von unserer Adresse eher zufällig sah, waren es eher die blutigen Stempel der Räder auf dem Asphalt, die mich aufmerksam machten.
Leider geschieht solches bei uns allzu oft: Die unkontrollierte Katzenhaltung des geldgierigen Nachbarn, der alle Tiere auf seinem Hof nur als Geldmachmaschinen betrachtet, aber sein Güllefass liebevoll streichelt, sorgt für ausreichend ‚Verkehrsunfälle‘ dieser Art. Ich erweise dem armen Tier in der Regel die letzte Ehre, indem ich es vom Asphalt kratze und diese blutigen Überreste auf die Marmortreppe seiner Walhalla platziere. Natürlich weiß er, wer ihm dieses antut, aber er hat sich noch nicht getraut, mir in die Parade zu fahren, er hat Angst, dass ich dann nächtens die Luft aus den gigantischen Ballonreifen seines geliebten Fäkalientransporters lasse.
Aber als ich diesmal zu dem blutigen Überrest, der nicht mehr als Katze zu erkennen war, kam mit der fast unversehrte Schwanz bekannt vor und das Herz wurde mir schwer: Aber angesichts der Pflicht, die nun vor mir lag, schaltete mein Verstand um und überwand alle Vorbehalte. Aus der blutigen Fleischmasse suchte ich heraus, was eines der Ohren gewesen sein musste, wischte das Blut von der Innenseite und fand die Tätowierung. An Ort und Stelle handyphonierte ich mit Dr. Erteld und verglich das Abgelesene mit dem Vermerk in ihrer Datei. Dann musste ich ihr sagen, dass sie den Zwicki aus dem Familienverzeichnis streichen konnte. Dann räumte ich die Überreste, die ich ja nunmehr mit mir selbst geschützt hatte, raus aufs Bankett, damit sie dort ‚Ruhe‘ hatten, bis ich ein Behältnis, eine feste Schachtel in geeigneter Größe, herausgekramt hatte.
Als ich mit dieser in der Hand NICHT vorschriftsmäßig in Fahrtrichtung rechts auf dem Bankett wieder zum Unfallort zurücklief, geschah etwa 20 Meter vor meinen Augen etwas Unglaubliches, das mich den Glauben an das Gute im Menschen restlos verlieren lässt: Ein feudaler SUV überholte mich hupend in der Straßenmitte mit sehr hoher Geschwindigkeit, machte direkt vor mir einen blitzartigen Rechtsausleger ohne Not, überrollte mit den rechten Rädern die kleine Leiche auf dem Bankett und schleuderte sie auf die anliegende ungemähte Wiese. War der Kerl etwa ein Außenagent des Straßenbauamtes und sorgte so für Reinlichkeit? Mir blieb fast das Herz stehen: Teile meines armen Zwickilein nunmehr fein verteilt in den Radkästen dieses Plins, der Katzen über deren Tod hinaus hasst und der kümmerliche Rest verschmierte die wertvollen Grashalme des ungeliebten nachbarlichen Ökonomen.
Ich machte auf dem Absatz kehrt, um Einmalhandschuhe zu holen. Meine Ekelschwelle ist zwar in der Stratosphäre angesiedelt, aber DAS war eindeutig Ionospäre und mich wundert, dass mein Magen nicht rebellierte, als ich Zwickis Einzelteile aus der Wiese puhlte und in die Schachtel legte. Nun war das unmittelbar Notwendige getan, jetzt endlich konnte ich losheulen. Und darum beten, dass die schüchterne Kenma, die emotional sowas wie ein Satellit des selbstbewussten Zwicki war, bei mir bleibt, auch wenn sie sich nicht mehr hinter ihrem Bruder verstecken kann.
bestätigt durch Community
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von alexnuss
hier lohnt sich wirklich die hinfahrt ! ideal für groß und klein ! hier hat man freude und gleich bewegung an der frischen luft ! eintrittspreise sind okay (5 euro für erwachsenen),
nur essen / getränke sind nicht ganz billig ;-)