Ich wollte doch nur ein Sofa! Nachdem sich mein uraltes Textilsofa langsam aber sicher in seine Einzelteile auflöste, begab ich mich auf die Suche nach einer neuen Couch. Unsere wunderbare Nachbarstadt besitzt ein gefühltes Verhältnis von 1:1 in puncto Bewohnerzahl und Möbelhaus... da wird sich ja wohl auch etwas Adäquates finden lassen. Weit gefehlt, sonst würde die Bewertung hier auch enden.
Zielvorgaben:
Ein neues Sofa!
Leder!
Mit Füßen, Kufen, egal.. Hauptsache nicht direkt... weiterlesen
bodenständig!
Ich war in vier großen Möbelhäusern und gab dann entnervt auf…
Nein, ich will kein Stinktier-Sofa! Ich sehe sie jetzt noch alle vor mit stehen… Schwarzer oder dunkelgrauer Textil-Grobweb-Korpus, dazu eine weiße Sitzauflage mit dem Härtegrad „Fakir hart“. Letztere ist weder abnehmbar, noch waschbar. Bei Weiß wirklich praktisch… Da die Kombination aus der Ferne aussieht, wie ein seeeehr plattgewalztes Stinktier, hatte sie schnell ihren Namen weg.
Nein, ich will keine Kunstleder-Couch! Ich habe keine Lust, mich im Sommer nach jedem längeren auf-der-Couch-sitzen operativ von meinem Wohnzimmermobiliar trennen zu lassen. Nach ein paar Jahren wird das Zeug unter Umständen auch noch spröde.
Nein, ich will auch keine Flausch-Couch! Dass es immer noch Teile gibt, die dem Mobiliar meiner Großmutter bis aufs Haar gleichen?! Abgelehnt! Als ewige Polsterknopf-Kurblerin, die früher völlig unterbewusst sämtliche großmütterlichen Polsterknöpfe sukzessive aus dem Polster „geschraubt“ hat, sind solche Dinge für mich ungeeignet.
Nein, ich will auch nicht diese Kunstleder-Imitat-Teile, deren Korpus mit Holz-Furnier-Imitat beplackert ist. Das nennt man jetzt „Junges Wohnen“?
Nach vorläufiger Resignation habe ich von Bekannten die Empfehlung bekommen, ich solle zu Möbel Rogg nach Balingen fahren. Die ganze Strecke wegen Imitat-Imitat-Stinktier-Sofas? Ich bin skeptisch, wage es dann aber doch. Der Laden war schnell gefunden und ich kurzfristig enttäuscht. Von außen sah alles recht überschaubar aus und leichte Reue machte sich breit. Kaum hatte ich den Laden betreten, kam die erste Überraschung. Ist hier ein Wurmloch eingebaut?! Der Laden ist ja riesig! Die Rolltreppe führt in die Etage, in der sich Wohnzimmer-Mobiliar befindet. Uff. Sofas, soweit das Auge reicht.
Einem eifrigen Verkäufer erkläre ich, dass ich in Ruhe eine Runde drehen will. Er nickt und geht. Das an sich ist schon sehr erfreulich. In den anderen Geschäften umkreisten mich die Verkäufer trotz der Aussage „ich will erst mal schauen“ wahlweise wie Satelliten auf einer stationären Umlaufbahn, oder wie der Weiße Hai persönlich.
Nach meinem ersten Durchgang habe ich drei Favoriten. Ich sitze in Ruhe Probe und bekomme von netten inzwischen wieder aufgetauchten Verkäufer den Tipp, nicht nur sinnfrei auf dem Sofa herumzujuppeln, sondern mich auch in die Posen zu setzen, die ich zu Hause bevorzuge. Sein Blick schwankte von verständnisvoll (als ich „Liegen“ getestet habe), bis hin zu dezenter Verwunderung (bei Schneider- und Lotussitz).
Mein Favorit wurde schnell eine italienische Ledercouch. Der nette Herr schritt zur Tat und kalkulierte mein Wunschmodell. Nach einigen Verhandlungen wurden wir uns einig. Ich erbat eine kurze Bedenkzeit, die er mir mit einem Kaffee auf Kosten des Hauses im hauseigenen Restaurant „aufhübschte“. Am Ende der Tasse kam ich wieder und unterschrieb den Kaufvertrag, der auch eine Abholung der Altcouch und eine Lieferung samt Aufbau des neuen Möbels beinhaltete.
Der Liefertermin verzögerte sich um vier Wochen. Ein Softwarefehler hatte die Weiterleitung des Auftrags an die Herstellerfirma klassisch untergraben. Als der Auftrag dann erteilt wurde, hatte ganz Italien Betriebsferien. So kam die Couch zwar spät, aber dennoch. Zwei kräftige Herren wuchteten sämtliche Teile ins Obergeschoss, demontierten meine alte Couch und ließen mir sogar noch Zeit, mit dem Staubsauger tabula rasa zu machen. Die neue Couch war zügig montiert und platziert. Als Entschädigung für die Lieferverzögerung lag noch ein 30-Euro-Gutschein des Möbelhauses bei.
Ich komme gerne wieder. Die Stinktier-Sofa-Quote hier ist sehr überschaubar und man kann tatsächlich noch Sofas kaufen, an denen man nicht festklebt und die nicht so gebaut sind, dass sie einem Fakir zu großer Ehre gereichen würden.[verkleinern]