Das Neue Schloss ist das größere und jüngere von den 2 Schlössern im Lenné-Park/Schlosspark von Baruth in der Mark (ca. 40 km südlich von Berlin).
Das recht große Schloss ist ein Gebäudekomplex, bestehend aus einem Barock-, einem Klassizismus- und einem Historismusteil.
Als 1596 Reichsgraf Otto zu Solms-Laubach (1550-1612) die Standesherrschaft Baruth erwarb, gab es nur eine spätmittelalterliche Burg an der Stelle, wo heute das Alte Schloss steht.
Seit 1615 nannte sich der in Baruth... weiterlesen
lebende Familienzweig „zu Solms-Baruth“.
Im 18. Jahrhundert genügte das Alte Schloss den Grafen nicht mehr für einen barocken Lebensstil.
Der damalige Hausherr Graf Friedrich Gottlob Heinrich zu Solms-Baruth (1725-1787) sah sich nach einer Alternative um und fand sie im Gartenhaus des Schlossparks. Bis 1775 baute er es zu einem barocken Schlösschen um, das heute den Mittelteil des Neuen Schlosses bildet.
Nach den Napoleonischen Kriegen ließ Graf Friedrich Heinrich Ludwig zu Solms-Baruth (1801- 1879) das Barockschloss im Osten um den zweigeschossigen klassizistische Teil erweitern.
1888 wurde Graf Friedrich zu Solms-Baruth (1821-1904) von Friedrich III. (1831-1888 / König v. Preußen und Deutscher Kaiser) in den Fürstenstand erhoben.
Das gräfliche Schloss genügte nun nicht mehr. Friedrichs Sohn, Fürst Friedrich II. zu Solms-Baruth (1853-1920), ließ 1912/13 das Schloss erneut erweitern, diesmal durch einen dreietagigen Anbau im Westen, der in der West-Ost-Sichtachse die anderen Schlossteile verdeckt.
Dieser im Stil des Historismus errichte Schlossteil wurde dabei mit dem Alten Schloss durch einen ca. 100m langen gestelzten Fachwerkwandelgang verbunden, damit die hohen Herrschaften trockenen Fußes zwischen dem Alten und Neuen Schloss lustwandeln konnten.
Da der letzte Standesherr von Baruth, Prinz (Fürst) Friedrich III. zu Solms-Baruth (1886-1951) im Dritten Reich Verbindungen zu Nazi-Gegnern hatte (Kreisauer Kreis) und außerdem wegen Grundbesitzstreitigkeiten im Dauerstreit mit der Nazi-Führung und den örtlichen NSDAP-Dienststellen lag, wurde er 1944 von den Nazis enteignet und durfte seine Besitzungen nicht mehr betreten.
Nach dem Attentat auf Hitler vom 20.7.1944 wurde Friedrich III. von der Gestapo verhaftet und bis kurz vor Kriegsende inhaftiert. Dem drohenden Prozess vor dem Volksgerichtshof entging der Prinz aus Mangel an Beweisen.
Kurz vor Kriegsende aus Gestapohaft entlassen, ging er zunächst nach Schleswig-Holstein und wanderte nach dem Krieg nach Südwestafrika (heute Nambia) aus, wo er ein Weingut aufbaute.
Das Neue Schloss Baruth überstand die schweren Kämpfe im April 1945 relativ unbeschadet. Ihren Besitz erhielt die Familie zu Solms-Baruth allerdings nicht zurück. Sie wurde 1946 von der sowjetischen Militäradministration enteignet. Später gingen die Baruther Schlösser und der Schlosspark in Volkseigentum über und wurden von der DDR der Stadt Baruth zur kommunalen Nutzung übergeben.
Diese Nutzung verhinderte über Jahrzehnte Verfall und Abriss.
Der westliche Historismusteil diente als Schule, im Barockteil war eine Gaststätte und im Klassizimusteil war ein Kindergarten.
Der Wandelgang zwischen Altem und Neuem Schloss war allerdings dem Verfall preisgegeben. Im Laufe der Jahrzehnte baufällig geworden, musste der östliche Teil abgerissen werden.
Nach der Wiedervereinigung gab Baruth die Nutzung des Neuen Schlosses auf und verkaufte es an die Familie zu Solms-Baruth, die den östlichen Klassizismusteil restaurierte und auch bewohnte. Ende der 1990er Jahre zog sich die Familie wieder aus Baruth zurück.
Zusammen mit dem Alten Schloss wurde auch der Wandelgang ab 2003 zum Teil wieder restauriert bzw. aufgebaut. Der Anschluss ans Neue Schloss fehlt allerdings.
2012 brannte der Klassizismusteil zum größten Teil aus und ist seit 2013 mit einem Notdach gesichert.
Auch die anderen Schlossteile sind nur notdürftig gesichert und erinnern mehr an eine Ruine. Zwar gibt es seit Jahren Bemühungen der Stadt, das Neue Schloss wieder in kommunalen Besitz zu bekommen, was aber bisher an unklaren Besitzverhältnissen gescheitert ist.
Und so verfällt das Neue Schloss jeden Tag, jeden Monat, jedes Jahr ein bisschen mehr. Alle 3 Schlossteile dürfen nicht betreten werden.
Von einstiger Größe kündet nur das fürstliche Wappen am Westgiebel.
Fazit: Zusammen mit dem restaurierten Alten Schloss, einem verlodderten und fast zugewachsenen Gartenhaus und dem verwilderten Lenné-Landschaftspark könnte das Ganze eine reizvolle Anlage und ein Kleinod sein ….
Schade drum, dass es immer mehr verfällt.[verkleinern]