19.09.2015
Die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts forderten ihren Tribut und die Tuberkulose griff um sich, so dass der Rentenversicherungsträger - die Landesversicherungsanstalt Berlin -Ende des 19. Jahrhunderts beschloss, vor den Toren Berlins eine Heilstätte zu errichten, welche die Ausmaße eines kleinen Ortes erreichte.
Dies erforderte eine entsprechende Infrastruktur und so wurde sowohl für die Stromerzeugung , wie auch für die Wärmeerzeugung... weiterlesen
dieses Kraftwerk in den Jahren 1898 - 1902 errichtet. Es war seinerzeit das größte und modernste Deutschlands. Über die Jahrzehnte erfolgten immer wieder Modernisierungen und Änderungen der Technik. Das gesamte Gelände wurde über ein unterirdisches Kanalnetz von mehr als 10 km Länge mit Wärme, Elektroenergie sowie Trink- und Warmwasser versorgt.
Das Kraftwerk bestand aus zwei Kessel- und Maschinenhäusern, 4 Pumphäusern sowie dem Wasserturm.
Im Jahre 1945 erfolgte die Übernahme außerhalb der eigenen Landesgrenzen betrieb durch die sowjetische Armee, die Fortan bis zu ihrem endgültigen Abzug im Jahre 1994 hier das größte Militärlazarett . Das Heizkraftwerk wurde weiterhin von Deutschen bedient und gewartet. Ab 1955 erfolgte eine externe Stromversorgung und die eigene wurde nur noch in Ausnahmefällen betrieben. In 1970 erfolgte die endgültige Stillegung des Gleichstromnetzes. in 1985/86 wurden dann die Eisbereitungsanlage und die historischen Filteranlagen für die Wasseraufbereitung abgerissen. Das Heizhaus, ausgenommen die Wasseraufbereitung wurde in 1994 stillgelegt.
Den Wasserturm, der sich wie ein Kirchturm über die Baumwipfel in den Himmel reckt, entdeckten wir vom Baumkronenpfad aus in einer Entfernung von geschätzt mehr als einem Kilometer in Südöstlicher Richtung jenseits der Bahnstation Beelitz - Heilstätten.
Zu Fuß gelangten wir vorbei an teilweise restarierten und teilweise verfallenden Gebäuden nach einem ca. 15 - 20 Minütigen Fußmarsch entlang der Straße nach Fichtenwalde jedoch in Richtung Beelitz, wobei wir hinter den verfallenden Gebäuden bei den Bahngleisen noch einen fast überwachasenen Pfad durch ein Wäldchen als Abkürzung zur Zufahrtstraße nahmen.
Leider haben wir keine Hinweisschilder zu diesem Technikdenkmal gefunden, so dass wir auf unseren Orientierungssinn angewiesen waren.
Als wir endlich davor stehen, erkennen wir den Gebäudekomplex an dem Wasserturm wieder. Nach einer Umrundung des mit Backsteinumrandungen verzierten weiß getünchten Gebäudekomplexes mit Fachwerkaufsatz, dessen Holzrahmen grün lackiert sind, gelangen wir auf einen Innenhof und zum Eingang.
Zum Tag des offenen Denkmals haben sich zahlreiche Besucher eingefunden und es werden Führungen angeboten.
Der Eintritt ist frei, Spenden sind jedoch willkommen. Gegen eine Spende kann man sich bei Kaffee und Kuchen stärken.
Wir schließen uns zunächst der angebotenen Führung an, klinken uns jedoch wegen dem Andrang und der schlechten Akustik bald wieder aus. Ein sehr informativer Prospekt, der vom Förderverein herausgegeben wird, ersetzt uns den Führer, wobei wir allerhand über die mehr als hundertjährige Geschichte der noch funktionsfähigen Maschinen erfahren.
Besonderes Interesse findet dabei der Saal mit den Schalttafeln und den Maschinen, in welchen wir durch das Kesselhaus gelangen.
Im hinteren Bereich befinden sich zwei Dampfturbinen - Drehstromgenerator - Kombinationen , Bj. 1929 und im vorderen Bereich zwei Dampfmaschinen - Gleichstromgenerator - Kombinationen.
Herzstück des Gebäudes ist der um 1900 gebaute ca. 45 m hohe Wasserturm mit einem Fassungsvermögen von 250.000 Litern.
Es war ein Glücksfall für das Heizkraftwerk mit seinen historischen Maschinen, dass sich im Jahre 1996 dieser Verein gründete, um die Gebäude und Maschinen vor Zerfall und Vandalismus, der in den umliegenden , nicht gesicherten Gebäuden im Laufe der Jahre um sich griff zu sichern. Der Gebäudekomplex wurde vom Landkreis Potsdam - Mittelmark übernommen und mit Hilfe von EU - Fördermitteln erfolgte eine Sanierung und schrittweise Aufarbeitung der technischen Einrichtungen.
Besichtigungen können jeweils am jährlich statt findenden Tag des Denkmals oder Mai bis September am letzten Freitag des Monats um 14 Uhr - Treffpunkt Innenhof - statt finden. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Man kann also einfach vorbeikommen.
Der Verein benötigt aber auch Unterstütztung, so dass ich mir an dieser Stelle eine kleine Werbung erlaube. So kann man sich durch eine Mitgliedschaft einbringen durch formloses Schreiben oder den Verein durch eine Spende unterstützen - lt. Prospekt - bei der Mittelbrandenburgischen Sparkasse Blz.: 160 500 00, Konto - Nr. 100 001 2502.
Gelohnt hat sich der Besuch im Zusammenhang mit einer Begehung des Baumkronenpfades und einem Spaziergang über das weitläufige Gelände mit restaurierten und nicht restaurierten Gebäuden für uns als Fans allemal. Man sollte schon wenigstens 3 - 4 Stunden für einen Besuch von Beelitz - Heilstätten einplanen, um sich in Ruhe auf diesem einmaligen Gelände umzuschauen.
Verkehrsanbindung:
Regionalbahn Berlin - Belzig, bis Bhf. Beelitz - Heilstätten
Bus: Bus 643 Potsdam - Beelitz - Busendorf, bis Beelitz Heilstätten
PKW: A 9, Abfahrt Beelitz - Heilstätten, Richtung Beelitz, in der Nähe des Bahnhof Beelitz - Heilstätten parken.[verkleinern]