Japanisch praktisch schön
Kimonos, High Fashion, Street Fashion, Cosplay - dafür ist Japan berühmt, aber wer kennt hierzulande Uniqlo? Wohl nur wenige, denn in Deutschland hat die Firma nur zehn Läden in fünf Städten: allein in Berlin gibt es sechs Filialen, die anderen sind in Hamburg, Köln, Düsseldorf und Stuttgart.
In Japan ist Uniqlo ein Gigant: 800 Läden versorgen das ganze Land mit urbaner praktischer Mode zu erschwinglichen Preisen. Das einem traditionellen japanischen Siegel... weiterlesen nachempfundene zweisprachige Logo mit vier Schriftzeichen und sechs Buchstaben gehört zum Weichbild der Städte, genauso wie die moderne Fassadengestaltung der Läden und der Uniqlo-Kleidungsstil.
Der Name ist die Abkürzung für "Unique Clothing Warehouse", das 1984 gegründete Label eines Herrenausstatters. Uniqlo war damals in Japan einzigartig (unique), weil es in dem konservativen Land die Unisex-Mode popularisierte. Der Siegeszug des Unternehmens begann in den frühen 2000ern, als der Staat eine internationale Branding-Offensive mit dem Motto "Cool Japan" startete, um die eigene Bevölkerung und die Welt nicht nur für J-Pop und Sushi zu begeistern, sondern vor allem für japanische Industrieprodukte und um nebenbei die regionale wie globale politische Relevanz Japans zu betonen. Die Strategie war rundum erfolgreich, auch für Uniqlo, das mittlerweile weltweit 2500 Stores betreibt.
Als ich das Label vor 20 Jahren in Tokyo entdeckte, war ich hellauf begeistert: die Glasfassade des kleinen Hochhauses war mit zig einfarbigen T-Shirts dekoriert, eins in jedem Fenster, wie eine riesige weithin sichtbare Farbpalette. Dort fand ich das, was es früher bei Benetton und Esprit gegeben hatte, nämlich Basis-Garderobe als Colour Coordinates mit dem gewissen Etwas in solider Qualität. Hätte ich doch nur mehr gekauft als vier T-Shirts, denn sie sehen heute noch so aus wie am ersten Tag.
In den letzten Jahren hat das Uniqlo-Sortiment für Männer, Frauen und Kinder sich etwas gewandelt. Die Materialien sind vielfältiger geworden, neben Baumwolle gibt es verschiedenste Wollmischungen und Hightech-Gewebe. Auch der Look wurde weiterentwickelt, denn nach dreißig Jahren empfanden die Japaner ihn als fad und belächelten ihn mit der Wort-Neuschöpfung "unibaru". Also ließ das Label mehrere Kollektionen von Designern der Haute Couture entwerfen. Trotzdem sind die Preise erschwinglich geblieben.
Mir gefällt die Mode von Uniqlo, denn sie ist nicht nur praktisch und schön, sondern paßt auch für Menschen, die keine Teens und Twens oder Rapper und Skater sind. Der Stil ist weder extravagant noch altbacken, er ist tragbar ohne mittelmäßig zu wirken. Solche Basics braucht jeder, und dafür ist Uniqlo eine gute Adresse.[verkleinern]