- Checkin
Zwar ist die Brauerei nunmehr seit 2010 geschlossen, aber es scheint die GmbH noch zu geben. Bewerten kann man eine geschlossene Location nur schlecht, aber eine traditionsreiche Institution beschreiben kann man schon.
Die Brauerei „Berliner Bürgerbräu“ befindet sich im Berlin-Köpenicker Stadtteil Friedrichshagen an der Spree, unmittelbar hinter dem Ausgang des Großen Müggelsees. Schon vor 1753, der Gründung Friedrichshagens durch König Friedrich II. v. Preußen, betrieb ein Landjäger auf... weiterlesen seinem Grundstück einen Ausschank. Mit der Gründung Friedrichshagens verlieh der König dem Lehnschulzen Pfeiffer (an den heute die Pfeiffergasse neben der Brauerei erinnert) die Schankrechte. Pfeiffer errichtete ein erstes Brauhaus auf seinem Grundstück.
Als Gründungsjahr für die Brauerei gilt das Jahr 1869, als Hermann Schaefer das Gut Friedrichshagen und die damit verbundenen Brau- und Mahlrechte erwarb. Damit ist die Friedrichshagener Brauerei die älteste Berlins. Zunächst als Gasthausbrauerei betrieben, wuchs der Betrieb rasch und wurde 1888 in „Brauerei Müggelschlösschen Wallburg und Pauli“ umbenannt. 1901 wurde der Betrieb in die „Erste Genossenschaftsbrauerei der Gast- und Schankwirte von Berlin und Umgebung“) umgewandelt. Bis 1914 wurden jährlich 140.000 Liter Bier produziert, das mit Schiffen nach Berlin transportiert wurden, da die sonst üblichen Pferdefuhrwerke diese Mengen nicht bewältigen konnten. Nach Gründung von Groß-Berlin wurde der Name 1920 in „Erste Genossenschaftsbrauerei Berlin-Friedrichshagen“ geändert.
Nach der Zerstörung der Brauerei durch einen Brand im Jahr 1926 wurde sie neu aufgebaut, die Bierproduktion stieg auf 300.000 Liter pro Jahr. Nach der Machtergreifung der Nazis wurde die Genossenschaft zerschlagen und 1936 die „Berliner Bürgerbräu AG“ (kurz „BBB“) gegründet. Mit der Gründung der DDR wurde die AG aufgelöst und in den „VEB Berliner Bürgerbräu“ im Volkseigenen Getränkekombinat Berlin umgewandelt (VEB = Volkseigener Betrieb). Nach dem Ende der DDR wurde die Brauerei privatisiert, in die „Berliner Bürgerbräu GmbH“ umgewandelt und an die bayerische Hofmark Brauerei in Cham verkauft. Der Bierausstoß sank auf 100.000 Liter, 90% der Belegschaft wurden entlassen.
Als letzte große Berliner Privatbrauerei kann „Berliner Bürgerbräu“ 2010 dem Preisdruck der großen Konzerne nicht mehr standhalten. Am 1.3.2010 wurde die Produktion stillgelegt, die Markenrechte und Rezepte wurden an die Radeberger-Gruppe des Oetker-Konzern verkauft. Seither werden ehemals Friedrichshagener Biere in der Großbrauerei Berlin-Hohenschönhausen und im sächsischen Hartmannsdorf hergestellt. Die Pläne zur Einrichtung eines Brauereimuseum und zur Aufnahme einer Bio-Bier-Produktion wurden bisher nicht realisiert.
Vor der Wende wurden in Friedrichshagen Export-Biere fürs westliche Ausland, für Interhotels (Devisenhotels), die diplomatischen Vertretungen der DDR und das DDR-Traumschiff („Völkerfreundschaft“, später „Arkona“) produziert. Nach der Privatisierung wurden von BBB Berliner Biere wie Berliner Bürgerbräu-Pils, Rotkehlchen-Märzenbier (mit Zusatz von Karamell-Malz), Maibock, Berliner Weiße und Bernauer Schwarzbier gebraut und hauptsächlich in Berlin und Brandenburg vertrieben. Ein kleiner Teil der Produktion wurde hauptsächlich nach Japan exportiert.
Geblieben sind das zur Brauerei gehörende Brauereigasthaus „Bräustübl“ und das alljährliche „Brauereifest“. Erstmal noch zu DDR-Zeiten durchgeführt, wurde damals den staunenden Ost-Berlinern bzw. Friedrichshagenern das bis dahin den meisten unbekannte Exportbier verkauft. Ich kann mich noch gut an die chaotischen Szenen von damals erinnern.
Ergänzung vom 09.2021:
Wegen Baufälligkeit wurde nach 2016 der markante Schornstein gekürzt. Der Plan, die marode Schornsteinkrone zu erneuern, wurden nicht umgesetzt. Ansonsten gammelt das Gelände seit Jahren ungenutzt vor sich hin.
Pläne, wie z.B. ein Brauereimuseum, waren zwar angedacht, wurden bisher aber nicht realisiert.
Update vom 03.2023:
Auch weiterhin sind keine Maßnahmen zur Erhaltung und sinnvollen Nutzen des Geländes und der Gebäude erkennbar.[verkleinern]
Der Beitrag wurde zuletzt geändert