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Das „Richard Wagner-Denkmal“ im Berliner Großen Tiergarten gehört zu den Groß-Skulpturen und Denkmälern, die in der 2. Hälfte des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts dort aufgestellt wurden.
Seit nunmehr fast 120 Jahren steht es auf der nördlichen Seite der Tiergartenstraße gegenüber vom Berliner Botschaftsviertel und den Botschaften von Indien und Südafrika.
1901 wurde ein offener Wettbewerb für ein Denkmal des deutschen Komponisten Richard Wagner (1813-1883) in Berlin ausgeschrieben.
Es... weiterlesen gewann der Entwurf des deutschen Bildhauers und Malers Gustav Eberlein (1847-1926). Das Geld für das Denkmal stiftete der deutsche Opernsänger und Kosmetikfabrikant Ludwig Leichner (1836-1912).
Die Einweihung des Denkmals am 1.10.1903 war ein Mega-Event in der Reichshauptstadt und wurde geadelt durch die Anwesenheit von Prinz Eitel Friedrich v. Preußen (1883-1942) als Vertreter des preußischen Königs- und deutschen Kaiserhauses.
Trotz der schweren Kämpfe im Tiergarten während der Schlacht um Berlin (16.4.-2.5.1945) wurde das Denkmal nur leicht beschädigt, was einige Einschussstellen von Infanteriewaffen am Denkmal bezeugen.
Was der Krieg nicht geschafft hatte, drohten die folgenden Jahrzehnte zu schaffen. Anfang der 1980er Jahre bestand dann Handlungsbedarf. Vandalismus und die Witterungs- bzw. Umwelteinflüsse setzten dem Denkmal schwer zu. Der Marmor drohte zu zerbröseln. Bis 1987 wurde das Denkmal dann saniert, rekonstruiert und restauriert. Es erhielt eine Schutzschicht aus Wachs und ein Dach, welches das Ganze zwar etwas eigenwillig aussehen lässt, aber dem Denkmal den nötigen Wetterschutz bietet.
Das Denkmal selbst besteht aus einem mit Marmor verkleideten Sockel, der flankiert ist von Gestalten der mythischen germanisch-deutschen Sagenwelt der Nibelungen, die sich auch in Wagners Opern wiederfinden. Das gesamte Denkmal ist 6 m hoch. Auf dem Sockel sitzt, mit 2,70 m Höhe überlebensgroß, Richard Wagner auf einem thronartigen Sessel in fast schon majestätischer Pose. Alle Figuren sind ebenfalls aus Marmor.
Die etwa lebensgroße, Wagner anhimmelnde Figur des mittelalterlichen deutschen Dichters und Minnesängers Wolfram v. Eschenbach (um 1170 – um 1220) an der rechten Vorseite hatte Gustav Eberlein ursprünglich nicht vorgesehen. Aber auf allerhöchsten persönlichen Wunsch seiner kaiserlichen und königlichen Majestät Wilhelm II. (1859-1941 / 1888-1918 König v. Preußen und Deutscher Kaiser) wurde der Eberhard, der auch eine Figur in Wagner’s Oper „Tannhäuser“ ist, nachträglich dem Denkmal hinzugefügt. Nach Wilhelms Vorstellung soll der Wolfram die deutsche Nation verkörpern ….
Die anderen Figuren bzw. Figurengruppen am Sockel zeigen:
- Krimhild mit dem toten Siegfried
- der sterbende Tannhäuser
- König Alberich mit dem Nibelungenschatz und eine Rheintochter
Um die Symbolik und Geschichten, die die Figurengruppen erzählen, zu verstehen, ist man also gut beraten, wenn sich ein wenig mit der Nibelungen-Sage und dem Werk Wagner’s auskennt.
Allerdings könnte das Denkmal bedroht sein. Wagner war nicht nur begnadeter Komponist und steckbrieflich gesuchter Revolutionär, sondern auch, wie viele seiner Zeitgenossen, Antisemit.
Und dann gibt es noch den Berliner Antisemitismus-Beauftragten, der 2021 eine Liste mit 290 umzubenennenden Straßen- und Platznamen von Personen aus 5 Jahrhunderten hat erstellen lassen, denen Antisemitismus vorgeworfen wird – mitten drin auch Richard Wagner und deren Namen aus dem Stadtbild getilgt werden sollen.
Letztendlich könnte somit auch das Damoklesschwert des Abbaus über dem Denkmal hängen. Man darf auf die Entwicklung in Zukunft gespannt sein.
Ich bin zwar auch nicht gerade ein großer Fan der Denkmalkunst der wilhelminischen Ära, allerdings halte ich auch nichts von Bilderstürmerei, vor allem wenn das Objekt über 100 Jahre alt ist und keinen Bezug zur NS-Zeit hat.
Also das Denkmal bitte als bildhauerisches Zeugnis seiner Zeit stehen lassen wo es steht: am Rand des Großen Tiergartens – und vielleicht mit einem ergänzenden Erklärtext zur Person Wagners versehen.[verkleinern]
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