Update 09.2024:
Im Juli 2024 wurde mit der Restaurierung der seit Jahrzehnten durch Witterungseinflüsse unkenntlichen Fresken über den Westportalen begonnen.
Zuerst konnte das Südwest-Portal restauriert werden. Beim Nordwest-Portal dauerte es länger, da es wesentlich mehr zerstört war. Erhaltene Teile wurden nun restauriert, die nicht erhaltenen Teile hat man wohl rekonstruiert oder freikünstlerisch ergänzt.
--------------
Die evangelische Christophorus-Kirche war und ist der Mittelpunkt... weiterlesen des Berliner Ortsteils Friedrichshagen und das im wahrsten Sinne des Wortes. Etwa in der Mitte der Bölschestraße, der Haupteinkaufsstraße Friedrichshagens am Marktplatz gelegen, ist die Kirche, abgesehen von der stadtplanerischen Siebziger-Jahre-Bausünde eines vielgeschossigen Plattenwohnblocks, das höchste Gebäude des Ortes.
Bereits seit 1800 gab es an gleichem Standort eine kleine Dorfkirche in der damals noch weit vor den Toren Berlins gelegenen Siedlung Friedrichshagen. Mit zunehmender Einwohnerzahl im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde diese Kirche zu klein und so wurde 1898 ein Kirchenneubau beschlossen. Neben der alten Kirche wurde 1901 der Grundstein für den Neubau gelegt. Am 14. Juni 1903 erfolgte die Einweihung der vom deutschen Architekten Jürgen Kröger (1856-1928) im neogotischen Backsteinstil entworfenen Kirche mit 1000 Plätzen. Einen Teil der Baukosten übernahm als Schirmherrin die deutsche Kaiserin Auguste Victoria (1858-1921 / von 1888-1918 Königin v. Preußen und Deutsche Kaiserin). Von ihr stammt auch die Widmung in der Altarbibel. Während der Bauarbeiten wurde die alte Kirche erst verkürzt und nach Fertigstellung des Neubaus abgerissen.
Im 1. Weltkrieg wurde das Kupferdach zur Rohstoffgewinnung 1917 beschlagnahmt und durch ein Schieferdach ersetzt. Den 2. Weltkrieg überstand die Kirche, abgesehen von kaputten Scheiben durch Bombentreffer in der Nähe, unbeschadet. Schweren Schaden erlitt das Kirchenschiff durch einen Brand im Jahr 1947. Die neugotische Wandgestaltung und ein Abendmahlgemälde wurden zerstört und nicht wiederhergestellt. Seither präsentiert sich das Kirchenschiff mit einfachem weißem Anstrich.
Die schwersten Schäden erlitt die Kirche während des Orkans „Quimburga“, der am 13.11.1972 Europa heimsuchte. Die Nord- und Südgiebel des 64 m hohen Turms direkt unterhalb der Turmspitze mit den Turmuhren konnten dem Winddruck nicht standhalten und brachen zusammen. Die herabstürzenden Trümmer töteten eine Frau und zerstörten Teile des Dachs und des Gewölbes des Kirchenschiffs sowie einen kleinen turmartigen Anbau. Da die Turmspitze nicht mehr standsicher und nicht mehr zu retten war, musste sie am 16.11.1972 abgerissen werden. Turmstumpf und das beschädigte Kirchenschiff erhielten eine Notabdeckung. Für die nächsten Jahre hatte Friedrichshagen nun eine Kirche ohne richtigen Kirchturm.
Nur durch finanzielle Unterstützung der westdeutschen evangelischen Kirche konnten bis 1977 zunächst Kirchenschiff und der kleine Turmanbau wieder hergestellt werden. Dabei wurde das Kirchenschiff umgebaut. Die Seitenschiffe wurden vom Mittelschiff abgetrennt, die Orgelempore wurde vergrößert und eine „Winterkirche“ eingebaut. Dadurch verringerte sich Platzzahl im Hauptschiff um 200 Plätze. Der originale Wiederaufbau des Turms war aus finanziellen und materiellen Mitteln zu DDR-Zeiten nicht realisierbar und so erhielt der Kirchturm sein heutiges Aussehen mit dem Satteldach, dass dem Aussehen mark-brandenburgischer Dorfkirchen nachempfunden sein soll. Wohl um die Gemüter wegen des verkürzten neuen Turms zu besänftigen, hieß es damals, wenn das Geld irgendwann mal da ist, wird der Kirchturm in alter Gestalt wieder aufgebaut. Aber davon redet keiner mehr. Den Neubauteil erahnt man noch an dem anderen Farbton des Mauerwerks unterhalb der neuen Uhren.
Altar, Kanzel und Taufstein wurden von Richard Grüttner geschaffen. Die Dinse-Orgel von 1903 wurde 1938 umgebaut und 1991 erweitert. Die Schmuckgiebel über den beiden Seiten- und dem Hauptportal waren ursprünglich mit Fresken geschmückt, die durch Witterungseinflüsse aber unkenntlich geworden sind. Daher wurde Ende der sechziger Jahre im Schmuckgiebel des Hauptportals ein Mosaik angebracht, daß den Heiligen Christophorus am Müggelsee darstellt.
Heute finden neben Gottesdienstes und Trauungen auch kulturelle Veranstaltungen, meist Konzerte und Lesungen, in der Kirche statt. Informationen darüber findet man im Internet auf den Seiten der Kirchengemeinde.
Offene Kirche: in der Regel Samstag von 10-18 Uhr und Sonntag von 15-18 Uhr.
Auf dem Rondell vor dem Haupteingang befindet sich das preußische Kriegerdenkmal für die gefallenen Friedrichshagener der Kriege von 1864, 1866 und 1870/71.[verkleinern]