Update: Bescheuerte Diebe haben das Kupfer vom Dach geklaut... Das ist schon schlimm, aber dabei haben sie die Holzunterkonstruktion beschädigt und dadurch einen sehr hohen Schaden angerichtet. Das war gerade erst mit Spendengeldern restauriert worden...
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Eine meiner liebsten Beschäftigungen ist es, in mir bis dahin unbekannten Kirchen Konzerte zu besuchen. Das Heft "Musik in Kirchen" ist dafür eine geniale Hilfe, weil dort mit ausreichender Angabe zu Ort und Art der Darbietung... weiterlesen
jedes musikalische Event angekündigt wird. Letzte Woche also Buch, das mit der S-Bahn gut erreichbar ist. Schon die Fahrt habe ich interessant gestaltet, indem ich den Hinweg mit dem Bus 150 antrat. Das war eine spannende Stadtrundfahrt durch ein sehr grünes und mir unbekanntes Stück Berlin. (Abgesehen von der optischen Abwechslung konnte ich auch olfaktorisch Erfahrungen sammeln: An jeder Haltestelle stieg ein anders parfümierter junger Mann ein und versenkte sich flugs in das Display seines Smartphones ;-))
in Buch angekommen musste ich nur wenige Meter zur Kirche laufen, wo schon viele Zuhörer versammelt waren. Es war sehr gut besucht, das schöne Gebäude scheint nicht nur der geistliche sondern vor allem der kulturelle Mittelpunkt des Ortsteils Buch zu sein. (Das Gemeindehaus gegenüber kannte ich schon aus einem Vorjahr, weil ich dort zu einer Lesung gegangen war.)
Die Homepage der KIrche klärt auf: "Die Bucher Kirche zählt zu den schönsten Barock-Sakralbauten in Berlin-Brandenburg und ist das bedeutendste historische Bauwerk von Buch. Anstelle eines Vorgängerbaus, der 1731 abgerissen wurde, erbaute man sie in den Jahren 1731 bis 1736 nach Plänen des Architekten Friedrich Wilhelm Diterichs."
Allerdings fehlt der Kirche der Turm. Der fiel (wie die ganze Kirche) einem Bombenangriff zum Opfer und wurde beim Wiederaufbau eingespart. Dass es einen gab, weiß ich durch ein Modell im Gemeindehaus, wo für den Wiederaufbau Geld gesammelt wird. Mir gefällt sie auch schon ohne...
Im Inneren fällt besonders ein barockes Altargemälde mit Relief-Elementen auf, das sehr feudal bestimmt ist: Ganz oben, leicht seitlich, trohnt eine Büste mit Perücke. Der Taufstein ist auch mit barocken Engel-Reliefs gesäumt. Die Fenster waren früher sicher bunt, jetzt mit klarem Glas versehen lassen sie Licht in den Raum und wirken dadurch fast modern. An einer der seitlichen Wände habe ich ein großes Gemälde gesehen (und fotografiert), zu dem ich keine Erläuterung finden konnte.
Generell wird mit Informationen und Hinweisen eher gespart. Vielleicht kommt da noch was, oder man rechnet nicht mit Touristen. Auf dem die Kirche umgebenden Friedhof habe ich immerhin Anhaltspunkte gefunden, wer im Schloss das Sagen hatte. Für das Fräulein Voss und Mitglieder der Familie Viereck habe ich Gedenktafeln gesehen.
Der Park, an dessen Rand die Schlosskirche liegt, ist sehr offen im englischen Stil angelegt. Ein kleines Gewässer läuft durch und es finden sich uralte Linden und Eichen, die von Ferne ganz normal propotioniert wirken, bis man staunend vor riesigen Stämmen steht. Durchmesser von 1,5 Metern bedeuten: Kopf in den Nacken und gaaanz weit oben durch die frischen Blätter etwas Himmel sehen.
Vorbei an einem sowjetischen Ehrenmal für gefallene Soldaten (auch am Rande des Schlossparks) und einem 08/15 Einkaufszentrum auf der anderen Straßenseite ging ich zum Bahnhof Buch. Die Rückfahrt wurde dadurch eine halbe Stunde verkürzt.
Fazit: Buch ist mehr als der Standort einer großen Klinik, es lohnt einen Besuch! Besuch Buch, quasi ;-)[verkleinern]