Frau Dr. Schmidt-Hahn ist meine Hausärztin, und zwar, seit sie zusammen mit Frau Dr. Lisser die Praxis übernommen hat. Das sind jetzt ungefähr 10 Jahre oder so ... und die beiden sind immer noch meine Leib- und Magen-Ärztinnen! Sie führen eine ganz normale Kiezpraxis. Weder schick noch durchgestylt. Im Flur hängen sehr schöne Fotos aus dem alten Friedrichshain. Mehr Kunst brauch ich hier nicht.
Die beiden Ärztinnen ergänzen sich ganz prima. Neben der hausärztlichen Versorgung und allem, was... weiterlesen die Allgemeinmedizin an Sensationen bietet (jährlicher Check etc.), gibt es hier auch Familientherapie. Zusätzlich hat sich Frau Dr. Lisser in Naturheilkunde qualifiziert. Ich habe die homöopathische Behandlung schon ein paar Mal in Anspruch genommen und war positiv überrascht von der Wirkung. (Ich bin nämlich äußerst skeptisch!) Natürlich kann man hier auch andere Untersuchungen vornehmen lassen, wie z. B. EKG, Ultraschall, Labor und Hautscreening.
Beide Ärztinnen sind ruhig und freundlich. Sie nehmen sich Zeit, auch wenn mittlerweile der Andrang größer geworden ist. Hier existieren keine Klassen- oder Kassenunterschiede zwischen privat oder gesetzlich Versicherten. Die Praxis ist toll organisiert, was Schwester Juliane zu verdanken ist, die eine Art Engel ist – einer von der besonders lustigen und bodenständigen Art. Sie nimmt Ängstlichen die Angst und beruhigt die Unruhigen. Da macht das Blutabnehmen richtig Spaß! (Naja ...) Mittlerweile hat sie eine Kollegin bekommen, Schwester Gabi, die ebenfalls sehr kompetent und gelassen ist.
So herrscht in der Praxis immer eine angenehme Atmosphäre. Ich bewundere die unendliche Geduld, mit der das gesamte Team auch sozial und menschlich stark herausgeforderten Patienten begegnet. Manchmal kommt es mir vor, als sei die Praxis ein Anlaufpunkt für besonders quengelige Jung- und Neuberliner, vor allem aus der westdeutschen Provinz. Hier trifft sich eben der ganze Kiez ... Manchmal disqualifizieren sie sich sogar selbst:
Einmal hat einer im Wartezimmer seine Freundin angemault, dass er schon fast eine halbe Stunde warten müsste. Also in Hamburg käme sowas absolut nicht vor, da könnte so ein Arzt gleich dichtmachen. Das wäre ja mal wieder typisch Osten und typisch Berlin. Pfui Deibel!, dachte ich. Keiner hat was gesagt. Die Stammpatienten haben sich bloß angegrinst. Ich liebe solche unerwarteten Momente der Einigkeit. Da geht es mir gleich ein bisschen besser, und alles andere schaffe ich mit diesen beiden vernünftigen Damen und ihren Helferinnen, die alle so gut zuhören können.
Wenn etwas nicht in ihr Fach fällt, greifen die Ärztinnen auch mal ganz selbstverständlich zum Telefon und machen einen Facharzttermin. Auf diese Weise hab ich für eine gerissene Strecksehne am Finger sofort einen Termin beim Chirurgen um die Ecke bekommen. Bewertung folgt demnächst!
Tipp: Dies ist eigentlich keine Bestellpraxis, und zwar aus Prinzip. Man kommt also immer dran. Aber bevor man einfach so hingeht, lieber vorher anrufen und fragen, wie es gerade aussieht. Die Schwestern sagen dann, ob es sinnvoll ist, sofort anzutraben oder besser etwas später. Für Blutabnahmen, Homöopathiegespräche oder -behandlungen, besondere Untersuchungen und Ähnliches werden natürlich Termine vergeben. Meist muss man aber auch ohne Anmeldung nicht lange warten. Beim Lesen der Titanic (liegt hier aus!) bin ich jedenfalls noch nie über die "Briefe an die Leser" hinausgekommen.
Also eine rundum empfehlenswerte Arztpraxis für die ganze Familie, wo man sich gut aufgehoben und gut behandelt fühlt. Das sagt eine, die normalerweise den Kontakt zu Medizinern jeglicher Couleur meidet. Aber hier geh ich hin. Sogar regelmäßig, von wegen Check etc.
Und wenn der junge Ex-Hamburger das hier lesen sollte, dann gebe ich ihm für seinen weiteren Lebensweg die folgenden Worte mit: Schäm Dich, Du Rotzlöffel![verkleinern]