"Was, so ein Aufriss um eine Fischsuppe zu essen ???" dachte ich noch bei mir und schon saßen wir in der S 2 Richtung Bernau, um an einem kalten, grauen, aber glücklicher Weise trockenen Wintertag an der S - Bahnstation Pankow - Heinersdorf abzuspringen, bevor die Fahrt sich in die Brandenburgische Landschaft fortsetzt.
Ein sehr trostloser Ort ist diese S- Bahnstation direkt neben der zerfallenen , runden Lokhalle und fern ab jeder Bebauung. Im Dunkeln würde ich mich hier nur in einem Rudel... weiterlesen
Wölfe wohl fühlen und alleine die abgelegene Gegend unbedingt meiden - wenig vertrauenerweckend.
So trotteten wir dann entlang der vierspurigen Ausfallstraße bis wir an einem KFC vorbeikamen, in dem mächtig Betrieb sein musste , gemessen an den vielen Fahrzeugen davor. Aber das war ja nicht unser Ziel - da hätte ich meinen Besten auch für bekloppt erklärt.
Unternehmungslust ist das Eine, aber es sollte sich auch lohnen, wenn man den weiten Weg aus dem Herzen Berlins hierher auf sich nimmt.
Dann bogen wir links in eine Straße ein. "Wir müssen aber noch gaaaaaanz weit loofen !" Na klar vereumeln kann ich mich selber, denn vor uns leuchtete schon ein oranger Fisch auf gelbem Grund auf einem erhöhten Schild und als wir näher kamen. stand da in grünen Lettern 1. Berliner Fischmarkt.
Na ja, dolle sieht es von außen nicht aus, aber oft trügt der Schein. Auch mein Schatz hatte sich bei seinem ersten besuch spontan wenig begeistert geäußert, um keine halbe Stunde später Begeisterungsstürme über das "Geföne" zu posten.
Vorbei an einem Parkplatz, der ausreichend Parkraum bietet, steuern wir gerade zu auf das alte Backsteingebäude zu und passieren den großen, aber offenen Wintergarten, in dem es sich bei warmem Wetter bestimmt ganz schön sitzt und werden von einer überlebensgroßen , fetten Markrele begrüßt.
Innen angekommen wirkt durch die weißen Fließen erst einmal alles sehr steril. Beim zweiten Blick wirkt alles sehr sauber und gepflegt. Es riecht vor allem nicht nach Fisch.
Gleich links befindet sich ein bereich mit einfachen Tischen und Stühlen, der aber recht gemütlich wirkt und zwei Meter weiter hinten auf der rechten Seite befindet sich die Essensausgabe. Dahinter beginnt eine seeeehr lange Fischtheke , der gegenüber sich auch noch moderne Sitzgelegenheiten befinden, die aber den Eindruck von (N)ostalgie kaum stören.
Neben der Essensausgabe befindet sich eine Tafel mit dem Angebot. Auch für Nicht- Fisch - esser ist etwas dabei. Da Nixen aber Fisch über alles lieben, ist es natürlich keine Frage, dass für mich nur ein Fischgericht in Betracht kommt. Erst mal eine Fischsuppe .... Mein Schatz entscheidet sich für die Räucherfischsuppe, von der er schon in der S - Bahn schwärmte und ich entscheide mich für die Fischsolianka. Schnell wird die Suppe über die Theke gereicht. Für 3,90 bekommt man eine riesen Schale Suppe mit reichlichst Einlage und zwei Scheiben frischem, Körnerbrot. Die Preise für die sonstigen Fischgerichte liegen bei roundabout 4,90 bis 9,90 € und das sah verdammt gut aus, was sich da so auf den Nachbartischen an Fisch tummelte. Leider waren wir schon nach der großen Portion Suppe auch schon wieder pappsatt .
Anschließend schauten wir uns im Verkaufsbereich um. Es gibt eine ordentliche, bodenständige Auswahl an frischem und geräuchertem Fisch. Mein Schatz meint zwar, dass man Räucherfisch woanders besser bekäme, aber der Frische Fisch meist im Ganzen angeboten war topfrisch, was man u. a. bekanntlich an klaren Augen und glänzender Haut erkennt. Neben dem soeben genannten gibt es noch lose Fischdelikatessen, lebende Austern und eine gesonderte Kühlteke mit abgepackter Fischfeinkost. Auch bekommt man eine Auswahl an Weinen und tiefgekühltem Wild sowie Räucherzubehör. Fisch ist kein billiges Lebensmittel, aber die Preise sind nach meinem Dafürhalten für Frischware in Ordnung.
Ich habe mich dann allerdings doch ein wenig gewundert, warum der Fischmarkt unter dieser Bezeichnung nicht bei golocal zu finden ist, sondern unter Lachs & Butt. Etwa wegen der lieben Konkurrenz ??? Also der 1. Berliner Fischmarkt ist und bleibt der 1. Berliner Fischmarkt. Da hilft auch nicht, wenn man einen Handstand macht und mit dem Popo Fliegen fängt. Drinnen steht an der Wand "Lachs & Butt" und damit lag ich dann auch richtig - zumindest bei golocal.
Also die Charlottenburger Konkurrenz muss man hier sicherlich nicht fürchten.
Dieser Laden wäre perfekt, wenn das Personal nicht den spröden Charme vergangener Zeiten versprühen und etwas herzlicher rüber kommen würde, aber immerhin ist der 1. Berliner Fischmarkt fast perfekt !
Wir kommen gerne zum Schlemmen wieder ![verkleinern]