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Die Müggelberge sind ein Höhenzug im Südosten Berlins, im Norden begrenzt durch Müggelsee und Spree, im Süden durch die Dahme, im Westen durch Köpenick und Osten durch Müggelheim. Der Große Müggelberg ist mit 114,7 m üNN die höchste natürliche Erhebung Berlins, der Kleine Müggelberg bringt es auf 88,3 m üNN.
Entstanden sind die bewaldeten Müggelberge im Pleistozän während der Weichseleiszeit vor etwa 20.000 Jahren aus Ablagerungen von Sand und... weiterlesen Geschiebemergel durch das sich vorwärtsschiebenden Inlandeis. Der heute noch sichtbare Sattel auf dem Höhenzug soll durch eine überlappende Gletscherzunge, die sich kurzzeitig über die Ablagerungen schob, entstanden sein. Früher wurden die Müggelberge als Endmoräne bezeichnet. Da sie aber isoliert im Berliner Urstromtal liegen, spricht man heute von einer Stauchmoräne.
Die Müggelberge mit ihren 7,4 km² werden grob in den Großen und Kleinen Müggelberg sowie die sogenannten Kanonenberge unterteilt. Das größte Areal nimmt der Große Müggelberg ein. Auf ihm findet man bzw. fand man 4 Bauwerke: Müggelbaude, Richtfunkmast, Bismarckwarte und Müggelturm.
Die Müggelbaude war eine idyllische Gaststätte am Nordrand des Kammwegs mit herrlichem Blick auf Müggelsee und Friedrichshagen. 1988 wurde die 1912 erbaute Müggelbaude abgerissen. Geblieben ist ein Aussichtpunkt mit dem schönen Ausblick.
Nahe bei befinden sich die Reste der Bismarckwarte. 1904 wurde ein 40 m hoher steinerne Turm und eine Gedächtnishalle errichtet und nach dem verstorbenen Reichskanzler Otto v. Bismarck benannt. In der Turmspitze befand sich eine Flammenschale, in der z.B. während der Olympiade 1936 ein Feuer brannte, denn zu Füßen der Müggelberge im Süden lag die olympische Ruderregattastrecke Grünau. Ende des 2. Weltkrieges richtete die Wehrmacht eine Feuerleitstelle auf dem Turm ein, bevor die Warte am 22.4.1945 von einer Volksturmeinheit gesprengt wurde um der Roten Armee die Orientierung zu erschweren. Die Reste liegen am Nordhang der Müggelberge.
Nach dem Krieg plante die Deutsche Post der DDR an gleicher Stelle den Bau eines 130 m hohen Fernsehturms mit Aussichtplattform. Ein Jahr nach Baubeginn wurde der Bau 1955 aber eingestellt, da der Turm in der Einflugschneise des neuen Flughafens Berlin-Schönefeld lag und eine Gefahr für den Luftverkehr bildete. Geblieben ist der 30 m hohe Turmstumpf, der mit einem Kuppeldach verschlossen und später vom Ministerium für Staatssicherheit als Abhörstation genutzt wurde. Heute wird der Turmstumpf von der Telekom genutzt. Wegen des Kuppeldachs und vermutlich durch gezielte Falschinformation, um den wahren Zweck der Anlage zu DDR-Zeiten zu verschleiern, wird das Gebäude auch als Sternwarte bezeichnet.
Weiter östlich befindet sich mit einem 64 m hohen Stahlfachwerkturm eine weitere Richtfunk-Betriebsstelle der Telekom. Beide Objekte sind nicht zugänglich.
Auf dem Kleinen Müggelberg steht seit 1880 der Müggelturm, der bei Golocal bereits ausführlich beschrieben wurde, und von dem man bei klarem Wetter bis zu 50 km über Berlin und das Umland blicken kann.
Zwischen Müggelturm und Fernsehturm gab am Nordhang zwei Winterrodelbahnen, die am Teufelssee endeten und von denen die große Bahn wegen ihrer Gefährlichkeit den Namen „Todesbahn“ trug. 1992 wurden beide Bahnen geschlossen und renaturiert. Ein kleiner Teil der großen Bahn wird von Downhill-Mountain-Bikern genutzt.
Den westlichen Abschluß bilden die 70,1 m üNN hohen „Kanonenberge“. Bereits im 18. Jahrhundert veranstaltete die brandenburgisch-preußische Armee in diesem Gebiet Artillerieschießübungen, so das sich für diesen Teil der Müggelberge der Begriff „Kanonenberge“ einbürgerte. Von 1884 bis 1902 hatte ein Bauunternehmer die Erlaubnis, hier Sand als Baumaterial für Berlin abzubauen. Das Gebiet wird seither auch als „Sandschurre“ bezeichnet. Die ehemalige Sandgrube ist 250 m lang und 80 m breit. Während des 1. Weltkriegs wurde das Gelände von AEG und Kaiserlicher Armee als Schießplatz zum Einschießen von Munition genutzt. Auch im 2. Weltkrieg sollen Schießübungen stattgefunden haben.
Die Müggelberge sind ein beliebtes Ausflugsziel, gut zu erreichen mit öffentlichen Verkehrsmitteln, mit PKW, Fahrrad oder zu Fuß, entweder direkt aus Köpenick, Wendenschloß oder Müggelheim bzw. per Fähre aus Grünau oder zu Fuß entlang des Müggelsees aus Friedrichshagen, von wo man aber auch die Ausflugsschiffe nutzen kann.
Gut zu Fuß sollte man allerdings sein. Neben vielen Waldwegen führen sowohl am Süd- wie am Nordhang Treppen hinauf zum Kamm der Müggelberge in die Nähe des Müggelturms. Vom Müggelturm bis nach Müggelheim führt über die ganze Länge ein teils asphaltierter breiter Weg, der ab Fernsehturm eine Straße ist, die für den öffentlichen Verkehr gesperrt ist. Die Auffahrt zum Müggelturm ist etwa ab halber Höhe (Parkplatz) für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Insgesamt stehen im gesamten Gebiet ca. 320 km Wald- und Wanderwege zur Verfügung. Natur pur also. Die Ruhe wird allerdings dadurch die Ein-/Ausflugschneise des Flughafens Berlin-Schönefeld (alt) beeinträchtigt. Auch der neue Berliner Flughafen BER wird die Müggelberge nicht verschonen, wenn denn der Flugplatz je in Betrieb geht.
Besucher / Wanderer sollten sich unbedingt Proviant mitnehmen. Eine gastronomische Versorgung gibt es, abgesehen von einem kleinen Imbiss am Müggelturm, nicht. Die „Müggelbaude“ wurde abgerissen und das Müggelturm-Restaurant ist seit 20 Jahren eine Spekulationsruine. Allerdings wird sich dieser Zustand bald ändern, denn der neue Besitzer des Müggelturms ist dabei, das Restaurant wieder aufzubauen.
Auch zu Füßen der Müggelberge hat sich Gastronomieangebot seit der Wende deutlich verringert. An der Dahme ist „Marienlust“ nach einem Brand nicht wieder aufgebaut werden, Schmetterlingshorst ist geschlossen, die Gaststätte am Teufelssee wurde abgerissen und am Müggelsee existieren die beiden großen Ausflugsgaststätten „Rübezahl“ und „Müggelseeperle“ nur noch als rudimentäre Plätze mit Imbissbudencharakter.
Aktualisierung:
Das Gipfelkreuz aus Eichenholz wurde Mitte Oktober 2014 von bisher unbekannten Tätern abgesägt. Mitarbeiter der "Berliner Forsten" bargen es. Man untersucht, ob eine Wiederherstellung möglich ist (Meldung in der "Berliner Woche" vom 22.10.2014)
Weiterführende Artikel bei Golocal
Müggelturm
Turmidyll - Imbiss am Müggelturm
Naturlehrpfad und Lehrkabinett Teufelssee
Großer Müggelsee
Kleiner Müggelsee[verkleinern]
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