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Ausgezeichnete Bewertung
Jetzt, da ich weiß, dass der gelöschte Beitrag, der nach der Präsentation meines 1000. Beitrags hier in Berlin gewesen ist, möchte ich über einen adäquaten “Ersatz” an dieser Stelle berichten! Es war ein kalter regnerischer Nachmittag, als ich das Mahnmal erstmalig erspäht habe... Die genaue Betrachtung ist mir sehr nahe gegangen, denn es geht hier um unschuldige Kinder, die in Mittelpunkt stehen. Leider muss ich eins vorweg setzen: bis ich meine Fotos (wider) gefunden habe, kann es sich noch... weiterlesen
etwas hinziehen, denn sie sind abhanden gekommen :-( - wird nachgeholt, sonst unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Züge_ins_Leben_–_Züge_in_den_Tod:_1938–1939 betrachten), sorry :-(
Der Spruch: “Wo es Licht gibt, gibt es auch Schatten”, kam mir in den Sinn, als ich davor stand und mir ein Tränchen wegwischen musste, weil Kinder eben das schwächste Glied in einer Kette sind. Nicht erst heute wird darauf hingewiesen, dass “Kinder sind unsere Zukunft”, doch in der Nazizeit galt es nicht für alle, denn wenn jemand die Rechte der Erwachsenen bestimmter Bevölkerungsgruppen verachtet, bzw. per Gesetz außer Kraft setzt, bleibt deren Nachkommenschaft davon nicht ausgenommen!
Das Denkmal (mit der sperrigen Bezeichnung) “Denkmal der Kindertransporte - Züge ins Leben – Züge in den Tod: 1938–1939" steht für die beiden Seiten der Medaille, die entweder die Rettung oder die Vernichtung nach sich gezogen hatte.
Schon, wenn man sich dem Doppeldenkmal nähert, erkennt der Betrachter, dass die jeweiligen Gruppen aus unterschiedlich farbigen Bronzen hergestellt worden sind: etwas heller für die geretteten und fast schwarzen für die das Schicksal nicht so gnädig gewesen ist...
Fangen wir mit der letzteren an. Dort kann man 5 Kinder unterschiedlichen Alters sehen,
die sichtbar dem jüdischen Glauben dazu gezählt werden. Ihnen ist das Schrecken buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Sie wirken wirklich sehr traurig. Der “Davidstern” zeichnet ihre Zugehörigkeit zu dieser Bevölkerungsgruppe aus. Voll Ehrfurcht betrachte ich die Details, die es so unverwechselbar machen: jedes der dargestellten besitzt individuelle Gesichtszüge, bei dem kleinsten angefangen bis zu der größten. Das gleiche gilt auch für die Beiden auf der anderen Seite.
Die Kleidung sieht reichlich zerknittert aus. Auf der linken Seite stehen zwei große Mädchen, wobei die am Rand stehende sich selbst (je nach Blickwinkel) tröstet oder der Geschehnisse wegen beruhigen muss. Ihre Bluse wirkt viel zu eng für das Alter, ihr Blick wendet sie zur Seite. Die Haare fallen dem Mädchen bis auf die Schultern, ein nicht gerade ein ordentlicher Anblick. Das gleiche gilt für ihre derben Stiefel.
Das nächste Mädchen, das einen Kopf größer ist, als die gerade beschriebene, könnte, wenn man von dem Stern absieht, für eins unter vielen betrachten: zwei dicke Haarzöpfe von denen einer auf dem Rücken und der andere nach vorne zeigt... darunter ein Halstuch. Ihr Blick schweift ab, doch die Geste die Hände bei dem halb so kleinem Kind vor ihr kann man als beruhigend betrachtet werden. Die rechte liegt liebevoll auf den Haaren des anderen. Man kann nur mutmaßen, dass es ein Mädchen sein könnte, denn die Haare sind recht kurz gehalten.
Der Blick ist hoch erhoben zu dem Teenager (für den ich das Mädchen halte), das ihre andere Hand auf die Schulter gelegt hatte. Das Kind selbst trägt ein Kittel (Hemd), ob das Kleidungsstück darunter als Rock hingedeutet werden soll, kann ich nicht sagen. Es sieht jedenfalls danach aus.
Die Reihe wird von einem Knaben vervollständig, der als einziger eine Mütze und Mantel trägt. Wache Augen betrachten einen, auch wenn sein Kopf nach unten gerichtet ist. Die in die Mantelärmel zurückgezogenen Hände sind zu Fäusten geballt, man kann diese Geste, als Wut deuten.
Als letzter steht ein junge in etwa so groß, wie der gerade beschriebene, sein Anblick macht einen traurig und betroffen aus, denn er verkörpert die melancholische Stimmung dieser Szenerie am besten, wenn man den dahinter stehenden Kontext sich vor Augen führt. So als ob er sich seines nahen Todes bewusst wäre.
Innerhalb der Gruppe kann man diesen Jungen am schlechtesten von all den anderen erkennen, denn er steht am Rand dieser aber auch ein wenig von den anderen Verdeckt. Unter diesem Teil der Plastik liest man auf einer Bronzenen Tafel den Namen des Denkmals - “Züge ins Leben – Züge in den Tod: 1938–1939 (zusätzlich auch in englischer Sprache.
Wenn man sich der anderen Gruppe zuwenden möchte fällt einem ein Gleisstrang, der diese sowohl miteinander verbindet aber auch wegen der konträren Schicksale trennt. Als “Platzfüller” erkennt man unterschiedliche Koffer: für ein Instrument, geschlossene und geöffnete. Der letztgenannte wirkte auf mich wie ein Mahnmal: trotz das fast jede Figur eine Rose bekommen hatte, wirkte dieser sehr erschreckend (auch jetzt, wenn ich nur daran denke)... Eine nackte Puppe lag da, nicht einfach so, sondern ihrer Glieder beraubt: nur ein Bein war vom Künstler vorgesehen, bei dem “kleinsten” Teil der Bronzearbeit, mehr ein Rupf, eine Erinnerung dessen, was sie einst war, denn der Arm liegt wie zufällig, einige Zentimeter von den Torso... Da macht das welöke Blümchen auch nicht besser, ehr noch trauriger :-(
Doch da gibt es auch die Sonnenseite des Lebens, denn es gab auch welche, wie die beiden (vermutlich Geschwister), mit denen das Schicksal gnädiger gewesen ist. Sie konnten das Land legal verlassen, trotz das sie ebenfalls jüdischer Herkunft gewesen sind. Ihre Reise führte sie nach England. Einige von diesen damaligen Kindern waren, als betagte Menschen bei der Enthüllung zugegen, das am Rande erwähnt. Weitere Informationen kann man auf den Fenstern des Bahnhofs Friedrichstraße (ebenfalls zweisprachig) entnehmen. In dem besagten Zeitraum wurden rund 10.000 von hier abtransportiert, Richtung Norden. In den Jahren 1941-45 waren es wesentlich mehr gewesen....
Wenden wir uns noch dem Paar zu: im Gegensatz zu dem beschriebenen Spielzeug ist der Teddy intakt, das das Mädchen fest an sich drückt. Den Koffer trägt der große Junge neben ihr. Doch auch sie führt einen Rucksack mit sich. Ihr Blick ist auf ihren Begleiter gerichtet. Die Bronze, die hier verwendet wurde, scheint, dass sie geradezu scheinen würden, als könnte man ihre Vorfreude drin erkennen. Ein Lächeln, das um ihre Münder spielt, sagt mehr, als tausend Worte...
Die beiden haben ihre besten Kleider an - das Mädchen Rock, Jacke und eine Bluse mit einem Rundkragen an und der Junge Hemd mit hoch gekrempelten Ärmeln, Pullunder darüber und die damals modische Kniebundhose. Die schuhe sehen ebenfalls vorbildlich aus, als es zu einem Sonntagsausflug ginge und nicht in die Ferne...
Die drei Glastafeln, eingelassen in das Mauerwerk des Bahnhofs Friedrichstraße, befinden sich wie das dazugehörige Denkmal in unmittelbarer Nähe zum Zugang des U-Bahnhofs in der Georgenstraße. Sie wurden als notwendig angesehen, weil das Denkmal selbst - dessen Gestaltung von vielen als kitschig empfunden wurde - nicht aussagekräftig genug erschien. Das Denkmal war von dem israelischen Bildhauer Frank Meisler geschaffen und zum 70. Jahrestag des ersten Kindertransports am 30.11.2008 eingeweiht worden. Zum 70. Jahrestag des letzten Kindertransports, der Deutschland am 30.8.1939 verließ, wurden die Texttafeln von Bezirksbürgermeister Dr. Christian Hanke am 29.8.2009 eingeweiht. Es gibt weitere ähnliche Plastiken, näheres an der oben erwähnten Seite.
Trotz des schweres Themas, das in den Monat Mai passen, da das Naziregim ihr Ende fand, wollte ich zum Anlaß nehmen über diese ungewöhnliche Plastik zu schreiben, die so viele Emotionen in mir geweckt hatte. Hoffentlich ist es gut rüber gekommen....[verkleinern]