Der Brunnen steht im 1843 angelegten Invalidenpark, einem Stadtpark im Stadtbezirk Berlin-Mitte. Benannt ist der Park nach dem benachbarten „Invalidenhaus“ für kriegsversehrte Angehörige der preußischen Armee. Das 1748 von Friedrich II. v. Preußen (1712-1786 / König seit 1740) gegründete Haus bestand bis 1938.
Ursprünglich war der Park nach Norden hin größer und reichte bis zum Invalidenfriedhof. Im Park befanden sich die 1854 aufgestellte Invalidensäule für die in den Revolutionskämpfen... weiterlesen
1848/49 und in der Schleswig-Holsteinischen Erhebung (auch 1. Deutsch-Dänischer Krieg von 1859-1851 genannt) gefallenen Soldaten sowie die 1891-1895 erbaute Gnadenkirche.
Die Kirche war der Ehefrau von Wilhelm I. (1791-1888 / seit 1861 König v. Preußen und seit 1871 Deutscher Kaiser), Prinzessin Augusta v. Sachsen-Weimar-Eisenach (1811-1890) gewidmet und trug auch die Bezeichnung „Invalidenkirche“ und „ Kaiserin-Augusta-Gedächntniskirche“.
Im 2. Weltkrieg wurden Park und Gnadenkirche beschädigt. Die Verantwortlichen in der DDR hatten an der Wiederherstellung von soviel preußisch-militärischem und royalem Gedenken keinerlei Interesse, zumal der Park in unmittelbarer Nähe zur Grenze nach West-Berlin lag. Das Denkmal wurde beseitigt und die Ruine der Gnadenkirche 1963 gesprengt.
Die nördlichen 2/3 des Parks wurden später überbaut.
Erst nach der Wiedervereinigung und dem Einzug von Bundesbehörden in die angrenzenden Gebäude änderte sich das Bild. Von 1992 bis 1998 wurde der verbliebene Teil des Parks, der von Invalidenstraße, Schwarzer Weg und Scharnhorststraße sowie der Neubebauung im Norden begrenzt wird, von dem französische Landschaftsarchitekten Christophe Girot (*1957) neu gestaltet.
Im Norden gibt es eine größere Baumgruppe sowie Kinderspielplätze. Den größten Teil des heutigen Parks nimmt die am 3.10.1997 eingeweihte begehbare Brunnenanlage „Versinkende Mauer“ ein.
Sie steht dort wo sich bis 1963 die Gnadenkirche befand.
Girot schlug mit dem Brunnen zwei Fliegen mit einer Klappe: Er erinnert an die gesprengte Kirche und an den Fall der Mauer 1989, die hier keine 300m entfernt verlief und die den Ost-Berliner Stadtbezirk Mitte vom West-Berliner Stadtteil Moabit im damaligen Stadtbezirk Tiergarten trennte. 1989 befand sich nach der Maueröffnung in der Invalidenstraße gegenüber vom Park eine provisorische Grenzübergangstelle der DDR nach West-Berlin. Die DDR versuchte sich damit noch einen Hauch von Souveränität zu geben. Später wurden die Grenzanlagen abgebaut und nichts außer dem Brunnen erinnert hier heute mehr an die Grenze. Der Ost-Berliner Stadtbezirk Mitte wurde 2001 mit den West-Berliner Stadtbezirken Wedding und Tiergarten zum Stadtbezirk Berlin-Mitte vereinigt.
Die Brunnenanlage besteht aus einem großen, sehr flachen Bassin auf dem Standort der Gnadenkirche.
Das 50x62m große Bassin ist kleinsteingepflastert, der begehbare Rand ist aus Granitplatten.
In der Mitte des Bassin erhebt sich eine an den Seiten dreieckige mit Granitplatten verkleidete 7m hohe und nicht mal 2 m breite Betonmauer.
Sie soll als „versinkende Mauer“ den Fall der Berliner Mauer im November 1989 symbolisieren, könnte aber genauso gut ein Denkmal für den Untergang der „Titanic“ oder einen sonstigen Schiffsuntergang sein.
Die südliche mit Schiefer verkleidete Schmalfront ist als Wasserfall gestaltet, der mal mehr, mal weniger intensiv sprudelt.
Von Norden her ist die Mauer über eine moderat ansteigende Rampe aus Metallgitterrosten begehbar. Unter den Gitterrosten kann man das aufsteigende Wasser teils sehen, auf jeden Fall aber hören. Die breiten steinernen „Handläufe“ rechts und links des Aufstiegs sind als Wassertreppen gestaltet.
In dem grabenartigen Zugang zur Mauer sind ein paar Ziegelsteine vom Fundament der Gnadenkirche integriert und zu sehen.
Vom Denkmal hat man einen guten Überblick über den heutigen Park. Wegen der hoch-frequentierten Invalidenstraße ist der Invalidenpark, vor allem im vorderen südlichen Teil, nicht gerade ein Hort der Ruhe.
Und leider haben Schmierfinken auch wieder ihre hässliche Spuren an der Brunnenanlage hinterlassen.
Fazit Brunnen: Wirklich schön ist was anderes, aber von hoher Symbolik – und ich habe schon schlimmere moderne Brunnenanlagen gesehen ...[verkleinern]