Obwohl sein Denkmal an prominenter Stelle in Berlin steht, nämlich am Großen Stern im Großen Tiergarten, hatte ich den preußischen Militär Roon nie wirklich auf dem Schirm. Vielleicht liegt es daran, daß er keine großen Schlachten gewonnen hat und mehr Theoretiker und auch Politiker war.
Ursprünglich stand das Denkmal an anderer Stelle, nämlich am Königsplatz (heute Platz der Republik) vor dem Berliner Reichstag und bildete mit der Siegessäule, dem Moltke-Denkmal und dem... weiterlesen
Bismarck-National-Denkmal eine Einheit. Das vom Bildhauer Harro Magnussen geschaffene Bronzedenkmal wurde zusammen mit den anderen Denkmälern am 24.10.1904 festlich preußisch-deutsch eingeweiht.
Als die vom großdeutschen Größenwahn beseelte Naziführung Berlin zur Welthauptstadt Germania umgestalten wollten, war diesen Bauplänen so einiges im Wege, so auch das Denkmalensemble auf dem Königsplatz. 1938 waren die Planungen soweit fortgeschritten, daß Hitler und sein Leibarchitekt Speer die Siegessäule samt den 3 Denkmälern ca. 1,5 km weiter westlich an die Nordseite des Großen Sterns versetzen ließen. Für weitere Verunstaltungen der Reichshauptstadt brauchte man dann die Germania-Planungen nicht mehr. Es reichte der von den Nazis entfesselte 2. Weltkrieg.
Das Denkmal steht auf einem Muschelkalksockel, der als einziges Schmuckelement den Namen „Roon“ in Goldbuchstaben trägt. Denkmal und Sockel sind 11 m hoch. Roon ist in Generalsuniform dargestellt - würdevoll in den Tiergarten blickend. Das Ende des 2. Weltkrieges mit den Kämpfen im Tiergarten überstand das Denkmal beschädigt. Jahrelang war in der rechten Schulter ein Einschußloch zusehen, daß bei Restaurierungsarbeiten aber, wie die anderen Kriegsschäden, aus konservatorischen Gründen verschlossen wurde.
Absichtlich sichtbar gelassen hat man die Kriegsspuren, sprich Einschüsse, an der das Denkmal umfassenden niedrigen Mauer. Hinter die dem Denkmal trägt die Mauer eine Inschrift:
„Albrecht Graf von Roon
Preuss. Generalfeldmarschall und Kriegsminister
Geb. 30.4.1803
Gest. 23.2.1879
Mit der Durchführung der Heeresreform schuf er die Voraussetzung der Siege in den Kriegen 1864, 1866, 1870-71“
Wer war nun Albrecht v. Roon?
Geboren wurde er 1803 in Pleushagen bei Kolberg (Pommern – heute Polen). Nach dem frühen Tod des Vaters (1811) wurde Roon 1816 in die preußische Kadettenanstalt in Kulm (heute Chelmno in Polen) und 1819 in die Hauptkadettenanstalt in Berlin aufgenommen.
1821 zum Leutnant ernannt, diente er zunächst in einem preußischen Infanterie-Regiment, bevor er von 1824 – 1827 die Allgemeine Kriegsschule in Berlin und als Hörer Universitätsvorlesungen des Geographen Carl Ritter und des Historikers Friedrich v. Raumer besuchte.
Als Militärgeograph arbeitete Roon ab 1833 beim preußischen Großen Generalstab, dem er ab 1836 als Hauptmann selbst angehörte. Seine veröffentlichten geographischen Schriften gehörten damals zu den Standartwerken ("Grundzüge der Erd-, Völker- und Staatenkunde", "Anfangsgründe der Erdkunde", "Militärische Länderbeschreibung von Europa"). Von 1846 bis 1848 war Roon Privatlehrer des Prinzen Friedrich Karl v. Preußen.
1849 war Roon als Generalstabschef des I. preußischen Armeecorps maßgeblich an der Niederschlagung der revolutionären Erhebungen in Baden und in der Pfalz beteiligt. Hier lernte er auch Kronprinz Wilhelm v. Preußen (später König und Kaiser Wilhelm I.) kennen, zu dessen engerem Kreis er seitdem gehörte.
1851 wurde Roon zum Oberst befördert, 1856 zum Generalmajor und 1858 zum Kommandeur einer Division ernannt. Auf Anregung des Kronprinzen verfasste Roon 1858 eine Denkschrift zur Reform und Modernisierung des preußischen Mililtärs. Roons Denkschrift folgte den Vorstellungen des Kronprinzen sowie Bismarcks. Nachdem Wilhelm als Regent für seinen kranken Bruder, König Friedrich Wilhelm IV. v. Preußen, eingesetzt worden war, wurde Roon 1859 in die Kommission zur Reorganisierung des Heeres und zum Kriegsminister sowie 1861 zum Marineminister berufen. Außerdem hatte er zahlreiche weitere zivile und militärische Funktionen inne.
Von 1859 - 1860 und von 1863 – 1870 war Roon fraktionsloser Abgeordneter im Preußischen Landtag, wo er sich als rhetorisch gewandter Redner bei der Verteidigung der Heeresreform hervortat. Zusammen mit Bismarck setzte er gegen alle Widerstände die Heeresreform durch. Ein Umschwung in der öffentlichen Meinung setzte mit Siegen in den Kriegen von 1864 (gegen Dänemark) und 1866 (gegen Österreich und deutsche Staaten) ein. Die näher rückende Lösung der deutschen Nationalfrage beflügelte Politik und Bevölkerung. Roon wurde nach dem Deutschen Krieg zum General der Infanterie befördert.
Am Krieg 1870/71 nahm Roon im Gefolge von König Wilhelm I. v. Preußen teil. Nach Kriegsende wurde Roon im Juni 1871 von König Wilhelm, der nun auch Deutscher Kaiser war, für seine Verdienste in den erblichen Grafenstand erhoben und 1872 als lebenslanges Mitglied ins Preußische Herrenhaus berufen.
Da Bismarck mit der Doppelfunktion als preußischer Ministerpräsident und Reichskanzler überlastet war, wurde Roon am 1.1.1873 zum preußischen Ministerpräsidenten ernannt. Gesundheitlich angeschlagen und politisch überfordert bat er noch im gleichen Jahr um seine Entlassung. Am 9.11.1873 wurde Roon von Wilhelm I. verabschiedet und für seine Verdienste zum preußischen Generalfeldmarschall ernannt.
Nach seinem Abschied zog er von seinem Schloß Gütergotz in Güterfelde bei Potsdam auf Schloß Neuhof bei Coburg. Schließlich kaufte er Schloß Krobnitz bei Görlitz, wo Roon seine letzten Lebensjahre verbrachte. Während eines Berlin-Aufenthalts starb Albrecht v. Roon im Februar 1879. Beigesetzt wurde er in der Familiengruft im Park von Schloß Krobnitz.
Nach Roon als Geographen sind eine Insel und ein Gletscher auf Spitzbergen benannt. Außerdem trug das preußische Füsilier-Regiment (Ostpreußisches) Nr. 33 sowie ein Großer Kreuzer der Kaiserlichen Marine seinen Namen. Roon war Träger höchster preußischer Orden.
Roon war mit der Pfarrerstochter Anna Rogge verheiratet. Das Paar hatte 3 Söhne und 2 Töchter.
Fazit: Als Teil des Denkmalensembles am Großen Stern sehr sehenswert. Ein paar Infos zum Denkmal und zur Person wären hilfreich, Nicht Jeder ist Geschichtsfreak!
Verkehrsanbindung:
Bus: 100, 106, 127
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