Das wundergläubige Mittelalter kannte zahlreiche Helfer in der Not, die tapfer, treu, ehrbar und ein Vorbild gewesen sind, dem man nacheifern sollte. Es waren Männer und Frauen, die sich einer großen Beliebtheit erfreuten, deren Namen noch heute gebräuchlich sind. Sie waren und sind über Jahrhunderte hinweg gerne als Motiv in der Kunst genommen. Je nach Region ist deren Präsenz unterschiedlich ausgeprägt. Häufig stand der Kampf zwischen Gut und Böse im Vordergrund. Ein „Held“, der zu einem... weiterlesen
Ideal stilisiert wurde, kommt da stets wie gerufen, auch wenn die Gegner sich das bisweilen selbst versprochen haben. Georg, der Drachentöter gehört, trotz das er nie zum „offiziellen“ Heiligen ernannt wurde, zu solchen Personen.
Die Gründe für die „Verweigerung“ der Anerkennung liegt drin bekundet, dass es zu wenig über den „heiligen“ Georg bekannt ist. Zuweilen wird sogar behauptet, dass (höchstwahrscheinlich) mehrere Legenden zusammengetragen wurden, aus dem dieser Teil entstammte.
Der Ritter Georg ist seit dem Mittelalter bekannt, da die Legende in der „legenda aurea“ überliefert worden ist, die im 13. Jahrhundert aufgeschrieben worden ist. Bei vielen Völkern wird er bis heute als „Nationalheiliger“ gefeiert. Es ist nicht nur, wie man es aus der Wappenkunde her kennt, in Georgien, dessen Namensgeber er sogar ist und in Griechenland und Großbritannien, sondern auch in Portugal, Katalonien, Ägypten und Armenien! Darüber hinaus werden Vereine, Schulen und selbstverständlich auch Kirchen nach ihm benannt. Dieser, der am Rande vom Berliner Nikolaiviertel zu finden ist (wenige Schritte vom „Zillemuseum", kann man nicht verfehlen) ist schon eine Erscheinung, die aus der Masse heraussticht, weil sie so bewegt sich zeigt und irgendwie anders auf mich gewirkt hatte!
Es ist ein Mann, der hoch zu Ross sitzt, mit einem christlichen Banner in der einen Hand und dem Schwert in der anderen, auf die Bestie zureitet. Sein stattliches Pferd hat sich stark aufgebäumt, als ob es sich nicht entscheiden könnte, ob es flehen oder das Untier unter den eigenen Hufen zertrampeln sollte. Die beiden sind voll dynamisch dargestellt: die Mähne und der Schweif des Pferdes wurden so heraus modelliert, dass es den Eindruck erweckt, dass es sich weiter in Bewegung befinden würde. Das Haupthaar des Ritters ebenfalls! Welch eine Dynamik, bei einer unbelebten Materie, wie eine Skulptur, wie diese nur sein kann!
Es ist ein Kampf aus Leben und Tod, in der das Untier nicht nur den Reiter angreift, sondern mit dem Schwanz, das auch noch mit Dornen versetzt zu sein scheint, das Fuß des Pferdes festhält. Welche Detailverliebtheit. Jede einzelne Schuppe des Drachen kann man ausmachen, wenn man es, wie ich mit einer starken Vergrößerung ablichtet. Sogar die Schuhe des Georgs sind mit Ornamenten versehen. Die Anatomie des Pferdes weist schon auf einen Könner hin, der sich auf dem Stein, der hier gleichzeitig als Stütze dient, namentlich verewigt hatte.
Die Darstellung ist bei den Touristen sehr beliebt, doch ich habe einen günstigen Zeitpunkt abgepasst, um es fotografieren zu können. Es ist ein Wahrzeichen, das ursprünglich eigentlich gar nicht hierhin gehört. Ob das sich nach der Fertigstellung des Baus des Berliner Schlosses ändern wird, sei dahin gestellt! Dort im Innenhof stand das Geschenk, das der Bildhauer August Kiss, für den preußischen König und sein Volk 1855 in Lauchhammer gießen ließ.
Eine bewegte Geschichte hat dieses Monument hinter sich: fast 100 Jahre lang stand es in“ einem Innenhof des Berliner Stadtschlosses. Da die Ruine im Jahr 1950 gesprengt werden sollte, wurde entschieden, dass es im Park Friedrichshain (wie andere weitere Denkmäler ebenfalls) besser aufgehoben sei. Die Jahrzehnte kamen und gingen, bis der besagte Nikolaiviertel neu errichtet werden sollte. Seit 1987 steht es, mit kurzen Unterbrechungen dort an der Spree.
Wenn man sich die beschwingte Komposition anschaut, hat es etwas frisches in sich. Man kann es sich kaum vorstellen, doch das ganze wiegt 7 Tonnen. Sicherlich braucht jeder eine „Erneuerungskur“, die hier 2010/11 fällig gewesen ist, was auch eine untere 6-Stellige Summe gekostet hatte, es hat sich jedenfalls gelohnt. Die Restaurierungsarbeiten wurden in einer Werkstatt in „Adlerhof“ durchgeführt.
Stilistisch läßt sich die Skulptur schwer einordnen, denn es weit sowohl Elemente aus dem Klassizismus, als auch dem beginnenden neugotischen Stil auf. Der Name des Bildhauers, das sich heutzutage nach einem Pseudonym anhört, war ein akademisch ausgebildeter Künstler, der bei Daniel Rauch studiert hatte.
Es ist nicht sein einziges Werk, das man noch heute in der Hauptstadt bewundern kann. Vor dem, von mir beschriebenen, „Altes Museum“, steht seine „Amazone“, die aber sein 1. großer Auftrag gewesen ist. Die Fertigstellung erfolgte bereits 1837.
Geboren ist August unweit des schönen Schlosses von Pleß in Oberschlesien, das heute zu der Ortschaft Tychy (dort wird das gleichnamige Bier hergestellt) gehört. Seit seiner Ausbildung 1822 war Berlin sein Betätigungsfeld gewesen, wo er auch am 24.März 1865 verstorben ist. Alle anderen Angeben kann man auf entsprechenden Seiten nachlesen, was ich hier nicht weiter vertiefen möchte!
Viele seiner Auftragsarbeiten waren Darstellungen von Persönlichkeiten aus dem Adel und als Gegensatz solche Großplastiken, wie diese hier. Für seinem Mentor Daniel Rauch fertigte er sogar ein Portraitmedaillon, das bis heute sein Grabmal auf dem Dorotheen Städtischen Friedhof ziert, das nur am Rande erwähnt, auch wenn er nicht der einzige, den diese Ehre zuteil geworden ist.
Der Drachentöter ist wirklich eine imposante Erscheinung, die hier kein weißer Fleck bleiben darf! Volle Zustimmung und unser Favorit, den ich gerne vorgestellt habe![verkleinern]