Ein neuer Namen verpflichtet geradezu, dass ich mich zum einen einer Stätte zuwende, die keiner bisher bewertet hatte und zum anderen mit der Kunst, Kultur im weitesten beschäftigt – was liegt denn näher, als über einen alten Friedhof zu berichten?!
Je länger ich an meine bisherigen, zahlreichen Besuche in Berlin zurückdenke und meine Fotos mir anschaue, fällt mir auf, dass es schon eine gute Idee wäre, darüber zu schreiben! Nun, da diese Lokation frei geschaltet wurde kann ich über den... weiterlesen
evangelische Dorotheenstädtischen und Friedrichswerder Friedhof bewerten, leider muss auch diese Sehenswürdigkeit ohne Bilder auskommen! Die ich damals gemacht habe sehen einfach unzumutbar aus! Sicherlich kann einer unserer Berliner (natürlich die Mitglieder sind gemeint, die dort leben und nicht das Naschzeug ;)) kann dazu beitragen, dass es interessanter gemacht wird!
Jetzt aber über diese letzte Ruhestätte, die sich wie ein Nachschlagewerk der prominentesten Vertreter der Gesellschaft im 18.-20. handelt, dazu etwas später. Angelegt wurde es im Jahre 1762 und seitdem bis 1826 musste es mehrmals erweitert werden. Es
gibt Teilbereiche, die sich zu einem ganzen zusammenschließen. Je nach dem welchen der einzelnen Eingänge man benutzt, wird es anders genannt, bei den Teilen, die noch heute benutzt werden, ist hierbei aber nicht die Rede, doch erwähnenswert ist es trotzdem, dass es vereinzelt noch auf diesem Areal bedeutende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens begraben werden: in den letzten 10 Jahren waren es: Johannes Rau,
Bärbel Bohley (Malerin und Bürgerrechtlerin),Christa Wolf (Schriftstellerin) oder Jürgen Gosch (Theaterregisseur)... und weitere.
Schon am Eingang merkt man, dass es sich aufgrund der dort aufgestellten Denkmals von Martin Luther, die hier als Kopie nach einem Werk des ebenfalls vertretenen Künstlers Johann Gottfied Schadow stammt, doch für deren erste Ausführung war sein Schüler Heinrich Kaehler (1804-78) zuständig. Auch die Nähe zum benachbarten französischem Friedhof, der wenige Jahre zuvor errichtet wurde, auf dem die Mitglieder der reformierten Gemeinde Berlin ihre letzte Ruhe fanden, verdeutlicht es um so mehr, dass es sich auch hier ebenfalls ein protestantischer Leitung stand und bis heute in dieser Tradition geführt wird. Die Lage wurde bewusst ausgewählt, denn in deren Nähe existierte sowohl die Akademie der Künste und Wissenschaften, als auch die Universität. Aus dieser Tatsache ergibt sich, wie bereits erwähnt, dass eine Vielzahl bedeutender Persönlichkeiten des geistigen Lebens jener Zeit dort zu finden sind...
Bei genauem Hinsehen merkt der Besucher, dass es auf einen kleinen Teilbereich links vom Eingang in der Chausseestr zu bestaunen sind: nach wenigen Schritten erreicht man auch einen Erneuerer, jedoch auf einem anderen Gebiet: den einflussreichen Schriftsteller und Dramatiker Bertolt Brecht und seine Frau Helene Weigel, wenn man einige Gräber weiter Blickt findet man einen weiteren klangvollen Namen: Heinrich Mann. Der weitere Name in dieser Reihe sagt mir nichts, doch es handelt sich um Dichter und Politiker, den Verfasser der Hymne der DDR - Johannes R. Becher. Den Gegenpart bietet wohl der Revoluzzer Fritz Teufel.
Weitere Schriftsteller der Zeit fallen nach und nach auf, trotz das es relativ schlicht aussieht, verbergen sich kluge Köpfe dahinter: Arnold Zweig mit Ehefrau Beatrice, oder der Übersetzer der Werke von Pablo Neruda in der DDR - Erich Arendt, sowie im weiteren Sinne aber auch der Publizist Günter Gaus und der amerikanischer Philosoph Herbert Marcuse...
Dagegen ist die Gedenkstätte für Widerstandskämpfer gegen Nationalsmus sieht eher unscheinbar aus: ein Block mit eingravierten Namen unter anderen den von Klaus Bonhoeffer, Rüdiger Schleicher, Hans von Dohnanyi oder Justus Perels darüber nur ein schlichter Kreuz... Zu erwähnen ist auch, dass wenige Meter davon entfernt an weitere zum Teil namenlose gedacht wird, die in den letzten Tagen des Krieges im Umkreis dieses Friedhofs ums Leben gekommen sind...
Nun, nachdem ich es selbst nochmal durchgelesen habe, fiel mir auf, dass ich wenig über die eigentliche Geschichte des Ortes geschrieben habe: der Name geht auf die 2. Ehefrau vom großen Kurfürst (Friedrich Wilhelm von Brandenburg) zurück, der auch ursprünglich dieser Stadtteil zu dieser Zeit gehabt hatte. Es war der erste, der außerhalb der damaligen Zollmauer (Akzisemauer) gelegen. Der Doppelname existiert seit 1961 denn die Friedrichswerdersche Gemeinde, trägt die Verantwortung für die gemeinsam genutzten Friedhöfe. Die gesamte Anlage steht unter Denkmalschutz, aufgrund der qualitätvollen Denkmäler, die man hier entdecken kann: Angefangen bei dem Lieblingsarchitkten der preußischen Herrscher Albert Dietrich Schadow und seinen Nachkommen, oder auch Schinkel über Großunternehmer und Erfinder Borsig und Litfaß (nach dem die Säule benannt wurde) bis zu mehr oder weniger Bekannten Politikern und Philosophen zu denen wohl Johann Gottlieb Fichte, sowie sein Nachfolger der Professor Georg Wilhelm Friedrich Hegel und sehr, sehr viele weitere. Es würde noch Tage dauern sie alle aufzuzählen! Doch ich möchte auch mitteilen, dass das Engelchen auf dem Grab von dem Bildhauer Daniel Rauch mir besonders angetan hatte!
Jetzt zu Schluss möchte ich die offiziellen Öffnungszeiten auflisten, denn je nach Monat ist es unterschiedlich geöffnet, es ist besser zu wissen für die sich dafür interessierten:
Januar+Dezember: täglich 8-16 Uhr
Februar+November: täglich 8-17 Uhr
März+Oktober: täglich 8-18 Uhr
April+September: täglich 8-19 Uhr
Mai-August: täglich 8-20 Uhr
Mir hat es sehr gut gefallen, daher kommt keine andere Bewertung als die volle Punktzahl für diesen historischen Friedhof im Herzen Berlins.[verkleinern]