Ein übersehenes Neuköllner Kleinod
Neben der gleichnamigen Kirche, nur durch eine Gasse getrennt, liegt der Magdalenen Friedhof an der vielbefahrenen Karl-Marx-Straße. Der Eingang ist unübersehbar: das schmiedeeiserne Tor wird von einem überlebensgroßen knieenden Engelspaar flankiert, das aus der Höhe alle Eintretenden huldvoll zu grüßen scheint, die Lebenden wie die Toten.
Der Magdalenenkirchhof, knapp 7000 qm groß, ist einer der kleinsten der gut zwanzig Neuköllner Friedhöfe, denn... weiterlesen ursprünglich gehörte er zur Bethlehemskirche, der alten Dorfkirche am nahegelegenen Richardplatz. Zu Beginn der Gründerzeit mit seinem rasanten Wirtschaftswachstum und Bevölkerungsanstieg wurde auf dem kleineren Teil des Friedhofs jenseits der Gasse die neue Kirche gebaut, und der verbliebene Teil erhielt den Namen dieses Gotteshauses. Angelegt wurde der Gottesacker bereits ein Vierteljahrhundert vor der 1879 eingeweihten Magdalenenkirche. In diese Zeit fällt die Erschließung der großen Neuköllner Friedhöfe, die damals außerhalb der Stadt Berlin lagen.
Die auch heute noch Rixdorf genannte Gegend war die Keimzelle Neuköllns, daher befinden sich hier bis heute die Grabstellen etlicher Honoratioren aus der Zeit vor der Eingemeindung nach Berlin. Nach den Kommunalpolitikern Niemetz und Schudoma wurden Straßen im Kiez benannt.
Zwei große Familiengräber fallen jedem Ortskundigen ins Auge. Die Familie Bading, ursprünglich Mühlenbesitzer, betrieb bis vor wenigen Jahren gegenüber vom Karl-Marx-Platz eine stadtbekannte Musikalien- und Instrumentenhandlung. Das von der hochbetagten Enkelin des Gründers geleitete Geschäft wurde in einer Silvesternacht durch Brandstiftung verwüstet, stand lange leer und beherbergt nun einen nicht minder berühmten Keyboard-Laden.
Das Grabmal der Familie Wanzlik gehört einer weitverzweigten Sippe aus Böhmisch-Rixdorf. Durch diesen idyllischen Teil des Kiezes schlängelt sich der nach dem ersten Ortsvorsteher benannte Wanzlikpfad, dort liegt der als Eventlocation für alternative Kultur bekannte Wanzlikgarten. Ein Teil der Sippe, die der Herrnhuter Brüdergemeine angehört und im 18. Jahrhundert als Glaubensflüchtlinge nach Preußen kam, liegt auf dem Böhmischen Friedhof begraben.
Der Magdalenenkirchhof macht schon von außen einen sehr gepflegten Eindruck. Die Gemeinde tut viel für den Unterhalt, auch mithilfe von Freiwilligen, wie kürzlich für ein neues Urnen-Gemeinschaftsgrab. Die Anlage wird immer noch für Begräbnisse genutzt und ist wochentags von neun bis zwölf Uhr zugänglich. Einige Bänke laden zur Andacht und zum Verweilen in diesem kleinen Parkfriedhof mitten im turbulenten Neukölln ein.[verkleinern]