O sole mio, oder doch lieber die goldene Sonne, die sole D'oro?
Am liebsten wäre mir beides, zu dumm das man aber nicht alles haben kann, seufz.
Um wenigstens ein bisschen Sonne im trüben Berlin zu haben besuchten wir diese schnuckelige Perle gleich drei mal - man ist ja bescheiden.
Gut, das dieses Schmuckstück der cucina italia nur wenige Meter von unserem Hotel entfernt ist erleichterte die Entscheidung ganz enorm.
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Wie wir hierher gerieten.
Es... weiterlesen
war einmal-
anno Nikolaus 2015 weilten wir das erste Mal hier. Der Name "Café Sinnbild " lockte uns und die müden Füße blieben genau hier stehen, grade das wir noch die 10 Schritte vom Eingang zum Tisch schafften (Achtung, dies war ein verstecker Hinweis auf die winzigen Ausmaße des Cafés). Die damalige Inhaberin umsorgte höchstselbst ihre mäßig vorhandenen Gäste während in der Küche ein unsichtbarer Koch werkelte.
Eine Mahlzeit zu finden war nicht einfach - an ihr Gefallen zu finden leider auch nicht. Dazu gesellte sich eine unangenehme Präsenz der Chefin - satt aber bedröppelt wendeten wir die müden Füßchen Richtung Hotel. Ne, das war nix...
Warum wir wieder hier landeten.
Ebenso müde wie vor einem Jahr wollten wir es dieses Mal besser machen. Wir waren total clever, zogen eine App zu Rate und entschieden uns für einen Griechen direkt ums Eck. Zu dumm dass das als Restaurant kategorisierte Lokal nur ein ungemütlich wirkender Imbiss ist. Enttäuscht zogen wir weiter und ließen den Füßen freien Lauf:" Fuß an Hirn, da vorne rechts, an der Ecke da, da scheint die Sonne."
Wir machten aus der Not eine Tugend, entschieden uns entgegen der schwachen Erfahrung für die goldene Ecke-und bereuten es zum keiner Sekunde.
Warum wir es toll finden.
Die Inneinrichtung hat sich kein bisschen geändert. Hell bezogene Polsterbänke und passendes Stuhlwerk an Tischen die für maximal fünf Personen Platz bieten. Erinnerlich sind ca zehn solcher Tische vorhanden, allesamt hübsch von rotkarierten Stoffdecken verschönert die dem ganzen eine wie zufällig wirkende Heimeligkeit verleihen. Eigentlich passen die Decken nicht so ganz hier rein aber grade das macht das Ambiente so richtig nett. Dazu auf jedem Tisch eine weiße Kerze, mehr braucht es nicht.
Mehr würde mMn das Lokal erschlagen, es spricht in seiner schlichten, süßen Gemütlichkeit für sich. Ich weiß nicht ob italienische Trattorien das Vorbild sind, ich hätte jedenfalls nichts dagegen wenn sie in Italien auch so aussehen würden.
Der unaufgeregte Chef des Hauses sorgt am Tisch für das Wohlbefinden seiner Gäste. Unterstützt wird er von einer netten, kleinen jungen Dame die an der Theke für volle Gläser sorgt und auch mal ihrem Chef eine Speise hinterherträgt - natürlich nur bis zum hungrigen Gast.
Warum wir nochmal hier essen würden.
Die knappe aber sorgfältig zusammengestellte Speisekarte umfasst zwei Suppen, mehrere Salate die auch als Hauptspeise geeignet sind, ca 10 Pizzen ohne viel Schnickschnack (back to the roots) wie zB Pizza Parma oder Tonno. Für die Parma (9,90 €) in bereits erwähnter Wagenradgröße spreche ich gleich mal eine Empfehlung aus denn sie ist großartig! Der Parmaschinken war frisch aufgeschnitten und wenn man möchte gibt es frischen Parmesan obendrauf - am Tisch handgerieben (man wird übrigens auch bei anderen Gerichten nach dem "darf es etwas Käse sein" gefragt) !
Der Rucola ist übrigens auffallend mild und selbstverständlich herrlich knackfrisch.
Weiters werden ca sieben Nudelgerichte von scharf (Arrabbiata) bis unglaublich lecker - sahnig mit Rindstreifen, frischen Champignons und Rucola (sedanini con manzo, 9,50 €) angeboten.
Einige Fleischgerichte (Empfehlung: Maiale al pomodoro: drei Schweinefiletmedaillons mit kräftiger Tomatenmarkjus, Kapern, schwarzen Oliven, frischem Gemüse, ähnlich einem Ratatouille für 13,90€ , himmlisch gut! )
runden neben einigen Fischgerichten (nicht probiert) das bodenständige Angebot ab. Auffallend und ein wenig bedauerlich: es gibt keine Al Forno Gerichte.
Von den Salaten musste es der Insalata con Pollo sein, verschiedene Blattsalate mit Grillhühnchen an einem Balsamico-Dressing zu 8,90 €. Auch hierfür gilt, einfach und einfach nur allerfeinst!
Zur Einstimmung gab es immer eine Schale mit grünen und geschwärzten Oliven. Müßig zu erwähnen das auch diese schlichte Kleinigkeit absolut top schmeckte (deutlich besser als die in Andalusien).
Der Unterschied zwischen frisch zubereitet und Konserve ist, wie bei allen Speisen hier, in jeder Zutat zu spüren.
Die Darbietung der Gerichte empfinde ich als angenehm minimalistisch, dennoch ansprechend und ich bin der Meinung das sie eine gelungene Fortsetzung des schnörkellosen Gesamtkonzeptes ist.
Dessert nahm ich nur einmal und zwar eine Lebkuchenmousse die für meinen Geschmack ein wenig zu weihnachtlich abgeschmeckt war. Allerdings schmälerte das nicht den Gesamtgenuss denn die korrespondierenden frischen Früchtchen glichen diese Mimimanko auf jeden Fall aus.
Warum wir die Schmankerl mögen:
Sie werden von einem bescheidenen, frendlichen Chef kredenzt. Er freut sich über jedes Lob als wäre es das erste, erzählt aber zeitgleich mit schelmischen
Grinsen, ganz der stolze Italiener - i fieri Italiani-, wieviel Lob er einheimst. Mir solls recht sein, dann sehen wir uns nächstes Jahr wieder und seine Freude darüber nimmt man ihm ab.
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Fazit:
Niedliche 4* für das Ambiente
High five+ für die minimalistische Hochwertigkeit der Speisen.
4*+ für das Personal und die Geschwindigkeit mit der die Speisen auf dem Tisch waren. Auf die Pizza warteten wir vlt grade mal fünf Minuten, alles andere war absolut im Rahmen, lediglich das Dessert ließ, gemessen an den anderen kurzen Zeiten, ein wenig auf sich warten.
"Highclassküche " mit viel Firlefanz darf man hier nicht erwarten aber "zurück zur schmackhaften italienischen Küche" einschließlich Gaumensex ist hier auf jeden Fall sicher.
Ich hoffe sehr das sich der eine oder andere Charlottenburger diesem sauberen und adretten Lokal (go Local :D ) eine Chance gibt, ein Testessen wagt und zum gleichen Ergebnis kommt.
Piccola bella Cucina![verkleinern]