Dieses Denkmal ist mir vor der zufälligen Begegnung im Regen nie aufgefallen. Und als ich es endlich "gefunden" habe, war ich so fasziniert von dem stilreinen sozialistischen Realismus, dass ich alles fotografierte, was mir erreichbar war und in die Weitwinkeloptik meines Handys passte.
Ich habe dann lange gesucht, bis ich herausfand, wer es geschaffen hat und wie es überhaupt heißt. Es ist zwar sehr aufwändig aber auch sehr unbekannt. Der viel weniger kleinteilige Brunnen ein paar Meter... weiterlesen weiter ist auf allen Postkarten zu finden, dieses Bauarbeiter-Monument aber nirgends. Jedenfalls habe ich es nicht gesehen.
Gerhard Rommel hat 1972 das Geschehen auf Baustellen von Großprojekten und die Gesichter der Bauarbeiter auf diesem ziemlich monumental wirkenden Denkmal verewigt. Es besteht aus Kunststein und Bronze. Ineinander verschobene Steinblöcke bieten viele Flächen und Ansichtsebenen für die Portraits von Bauarbeiterinnen und -arbeitern. Da es 1972 realisiert wurde, nehme ich an, dass es nicht die Helden der Stalinallee sind, die dort ernst auf die Passanten der Passage zwischen Rathaus- und Grunerstraße blicken. Ich weiß es aber nicht, denn die Quellen im Netz sind erstaunlich dünn für ein so massives Denkmal.
Der Künstler wurde 1934 geboren und starb im Juni 2014. Er hat auch nach der Wende noch Aufträge bekommen, so war ich erstaunt, ein Werk von ihm zu kennen: Der Eiserne Gustav, der in der Potsdamer Straße auf dem Mittelstreifen steht und in Richtung Nationalgalerie guckt ist auch von ihm. Mindestens ein Werk wurde nach der Wende entfernt: Das Kampfgruppendenkmal. Es würdigte die Begtriebskampfgruppen, die nach dem Volksaufstand am 17. Juni 1953 gegründet wurden, um solche Vorkommnisse nicht mehr zuzulassen. Das Denkmal wurde in das Depot des Deutschen Historischen Museums gebracht, weil es im öffentlichen Raum wiederholt zu Vandalismus gegen das Werk gekommen war.
Das Bauarbeiterdenkmal in Mitte ist ideologisch zwar sicher einwandfrei, aber der Bauarbeiter als solcher eher unverdächtig, daher blieben die Reliefs mit den Gesichtern und die kleinen Szenen aus dem Alltag weitgehend unbeschmiert und jedenfalls unzerstört.
Fazit: Wer zwischen der Ruine der Klosterkirche und dem Fernsehturm unterwegs ist, sollte auch dieses historisch interessante Werk betrachten. Geht schnell, liegt auf dem Weg, macht nicht dümmer.[verkleinern]