Die Bronze-Skulptur der großen deutschen Tänzerin Gret Palucca steht im Berliner Stadtbezirk Mitte südlich des S-Bahnhofs Hackescher Markt auf dem Garnisonkirchplatz.
Der Platz wurde 1999 angelegt und gehörte ursprünglich zum Umfeld der Berliner Garnisonkirche, die ab 1720 erbaut wurde und am 23.11.1943 nach einem britischen Luftangriff bis auf die Grundmauern abbrannte. 1962 ließen die DDR-Behörden die Ruine abreißen.
Heute ist der Platz eine kleine grüne Oase mit großen Bäumen,... weiterlesen
Sträuchern und Grünfläche inmitten der Stadt.
2012 wurde anlässlich des 110. Geburtstags der Tänzerin die lebensgroße Bronze-Skulptur „Die große Palucca“ der slowakischen Bildhauerin Emerita Pansowová in der Mitte des Platzes aufgestellt.
Unterstützt und gefördert wurde die Aufstellung durch die Kunststiftung Poll und den Deutschen Gewerkschaftsbund, dessen Neues Gewerkschaftshaus Berlin an den Garnisonkirchplatz grenzt.
Das mir die Skulptur wirklich gefällt, kann ich nicht sagen. Wenn man bedenkt, dass Gret Palucca eine führender Vertreterin des expressionistischen Ausdruckstanzes war, wirkt die Skulptur mit den ausgebreiteten Armen eher statisch und erinnert mich mehr an eine Gekreuzigte ohne Kreuz als an eine dynamische Tänzerin. Im Vergleich mit Fotos ist auch die Ähnlichkeit mit der dargestellten Person eher vage und warum die Palucca unbedingt nackt sein muss, erschließt sich mir auch nicht.
Die Geehrte:
Gret Palucca wurde 1902 als Margarete Paluka als Tochter einer jüdisch-ungarischen, aus Konstaninopel (Osmanisches Reich / heute Istanbul – Türkei) stammenden Apothekerfamilie in München geboren. Ab dem 14. Lebensjahr nahm sie Ballettunterricht in Dresden. Der klassische Tanz war nicht so ihr Metier, vielmehr faszinierte sie der Ausdruckstanz von Mary Wigman (1886-1973), in deren Ensemble sie 1920 eintrat. Zu diesem Zeitpunkt änderte sie auch ihren Namen in Gret Palucca. 1924 verließ sie das Wigman‘sche Ensemble und begann eine beeindruckende Solokarriere als expressionistische Ausdruckstänzerin.
1925 gründete Palucca ihre eigene Tanzschule in Dresden (Palucca-Schule). Trotz ihres so gar nicht völkisch-germanischen Tanzstils wurde sie im III. Reich von den Nazi‘s zunächst nicht mit einem Auftrittsverbot belegt. Bei der Eröffnung der Olympischen Spiele 1936 in Berlin nahm sie sogar mit einem Soloauftritt vor der NS-Führung an der Eröffnungsfeier teil.
Als „Halbjüdin“ waren ihr allerdings sonst Auftritte bei staatlichen und Parteiveranstaltungen untersagt. Auch die anfangs noch gestatteten Auslandsauftritte wurden ihr verboten.
1939 wurde ihre Tanzschule geschlossen. Auftritte waren aber weiterhin bis zur Schließung aller Theater im Reichsgebiet 1944 möglich. Würdigungen in der NS-gelenkten Presse, in Rundfunk und im Kino waren ebenfalls untersagt.
Anfang Juli 1945 erhielt Palucca von den Behörden der Sowjetischen Besatzungszone die Erlaubnis, die Dresdner Tanzschule wiederzueröffnen, die aber von der jungen DDR noch 1949 verstaatlicht wurde. Im 50. Lebensjahr hatte die Palucca anlässlich des 75. Geburtstages von Wilhelm Pieck (1876-1960 / ab 1949 Präsident der DDR) ihren letzten Soloauftritt, bleib aber als Tanzpädagogin aktiv.
Wegen künstlerischen und tanzpädagogischen Differenzen mit DDR-Kulturfunktionären verließ sie 1959 kurz die DDR. Nach ihrer Rückkehr wurde sie Professorin und gehörte 1960 zu den Gründungsmitgliedern der Akademie der Künste der DDR, deren Vizepräsidentin von 1965-1970 war.
Nach ihrem Tod 1993 wurde sie auf der Insel Hiddensee, ihrem Sommerdomizil, beigesetzt.
Die Bildhauerin:
Emerita Pansowová wurde 1946 in Bratislava (damals Tschechoslowakische Republik / heute Slowakei) geboren. Sie studierte ab 1962 an der Fachschule für angewandte Kunst Bratislava, bevor sie 1966 mit ihrem Mann, dem Grafiker Jürgen Pansow (1939-2010) nach Ost-Berlin übersiedelte. Von 1967-1977 setze sie ihr Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und an der Akademie der Künste der DDR fort. Seit 1990 arbeitet Emerita Pansowová als freischaffende Künstlerin in ihrem Atelier bei Berlin. Ihre Werke finden sich vor allem in den östlichen Berliner Stadtbezirken und im Land Brandenburg.[verkleinern]