1909 wurde auf dem Areal nördlich der Rudower Chaussee in Berlin Deutschlands zweiter Motorflugplatz Johannisthal-Adlershof (damals eigenständige Gemeinden / heute Stadtteile des Stadtbezirks Treptow-Köpenick) angelegt. Seit 1952 wurde der Flugplatz als solcher nicht mehr genutzt, aber erst 1995 offiziell geschlossen. Danach wurde das Flugplatzgelände völlig umgestaltet. Im nördlichen Teil entstand der Landschaftspark Johannisthal/Adlershof, im südlichen ein neues Stadtquartier mit Wohnungen,... weiterlesen
Gewerbe, Handel und einem Campus der Humboldt-Universität zu Berlin.
Bereits von Anbeginn siedelten sich an der Peripherie des Flugplatzes zahlreiche Luftfahrt-Gewerbeunternehmen an, z.B. Flugschulen, Flugzeugwerften und anderes mehr.
Im Süden an der Rudower Chaussee wurde 1912 auf Betreiben des Luftschiffbauers Ferdinand Graf v. Zeppelin (1838-1917) und auf Anweisung von Kaiser Wilhelm II. (1859-1941 / König v. Preußen und Deutscher Kaiser von 1888 – 1918 abgedankt) die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) gegründet.
Im Zuge der Wiederaufrüstung der deutschen Luftwaffe durch die Nazis wurde auch die DVL erweitert.
Etwa 700m südwestlich vom S-Bahnhof Adlershof wurde von 1934 bis 1936 an der nach 1995 neu angelegten Brook-Taylor-Straße der sogenannte „Trudelturm“, der korrekt eigentlich „Trudelwindkanal“ heißt, errichtet.
Das 20 m hohe Monstrum aus Stahlbeton mit einem maximalen Umfang von 12 m und 30 cm dicken Außenwänden sowie einem Zugang auf halber Höhe erinnert im ersten Augenblick an einen Luftschutzbunker. Aber es handelt sich um eine luftfahrttechnische Forschungseinrichtung.
Genauer gesagt ist es ein vertikaler Windkanal, in dem der Effekt des „Trudels“ bei Flugzeugen erforscht wurde. Beim Trudeln handelt es sich um den Strömungsabriss an einer Flugzeugtragfläche, der zu einer steil nach unten führenden Flugbahn und oft zum Absturz des Flugzeugs führt.
Ein Flugzeugmodell wurde in den von unten nach oben verlaufenden Luftstrom eingebracht. Das Verhalten des Flugzeugmodells bei unterschiedlichen Luftstromgeschwindigkeiten wurde mit Hilfe von Hochgeschwindigkeitskameras aufgezeichnet und später wissenschaftlich ausgewertet.
Die massive, nach außen hermetisch verschließbare Betonbauweise wurde gewählt, weil man dadurch bei den Versuchen mit Überdruck arbeiten konnte.
Mit dem Ende des Deutschen Reichs 1945 endete auch die DVL in Adlershof. Der Flugplatz lag im sowjetischen Sektor Berlins und wurde zunächst von der Roten Armee genutzt. Die technischen Einbauten des Trudelturms wurden weitgehend demontiert und sind verschollen.
Weltweit soll es sich um die einzige derartige Anlage und um ein einmaliges Zeugnis der Luftfahrtforschung handeln.
Der „Trudelturm“, auf dessen Außenwand zahlreiche Einschusslöcher von den Kämpfen um Berlin am Ende des 2. Weltkriegs im April und Mai 1945 zeugen, stand ab 1978 auf der Denkmalliste der DDR-Hauptstadt und heute auf Denkmalliste des Landes Berlin.
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