Saisonale Öffnungszeit: 1.4. – 31.10 täglich von 9 bis 18 Uhr.
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Die Langemarckhalle befindet sich am westlichen Rand des heutigen Olympiaparks, der 1936 von den Nazis als Reichssportfeld für die Olympischen Spiele in Berlin angelegt wurde. Sie befindet sich in der 1. Ebene der Haupttribünenbebauung des sogenannten „Westwalls“ des Maifeldes, eines Aufmarschplatzes, den Hitler gegenüber vom Olympiastadions erbauen ließ.
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Maifeldtribünen mit dem Glockenturm wurden im Stil der damals herrschenden NS-Staatsarchitektur von 1934 bis 1936 nach Plänen des Architekten Werner March errichtet. Auf Vorschlag des Chefs des Organisationskomitees der Spiele, Carl Diem, wurde eine Langemarck-Weihestätte in die olympischen Bauten einbezogen. Bei Hitler stieß dieser Vorschlag auf offene Ohren.
Mit der Langemarckhalle in unmittelbarer Nachbarschaft zum Olympiastadion sollte sportlicher Körperkult mit dem soldatischen Opferkult zusammengeführt werden (wikipedia entlehnt).
Die Nazis griffen auf den Langemarck-Mythos zurück und benannten die Halle nach dem belgischen Ort Langemarck bei Ypern, wo es zu Beginn des 1. Weltkrieg zu einer blutigen Schlacht gekommen war.
Nach der verlorenen Marne-Schlacht versuchte die deutsche Oberste Heeresleitung (OHL) die Front an der Nordflanke zu stabilisieren. Ab Oktober 1914 kam es zur 1. Flandernschlacht. Die OHL unter Generalstabschef Erich v. Falkenhayn mußte dabei auf Reserveregimenter, die zum großen Teil aus ungedienten, schlecht ausgebildeten jugendlichen Kriegsfreiwilligen (Oberschüler, Studenten) und älteren Landwehrjahrgängen bestanden, zurückgreifen. Am 10.11.1914 griffen deutsche Truppen die Franzosen bei Langemarck an und wurden von diesen zurückgeschlagen. 2000 von 10.000 deutschen Soldaten waren gefallen, verwundet oder vermisst.
Die OHL glorifizierte die Niederlage zum Opfergang der deutschen Jugend fürs Vaterland, die mit wehenden Fahnen, klingendem Spiel und dem Deutschlandlied auf den Lippen gegen den Feind und in den Heldentod marschierte. Der Mythos von Langemarck war geboren und wurde im Kaiserreich, in der Weimarer Republik und im III. Reich immer wieder beschworen.
Die Wahrheit sah ganz anders aus und war viel weniger heldenhaft gewesen (nachzulesen bei Ludwig Renn in „Das erste Volksbuch vom großen Krieg“).
Der Verantwortliche, General v. Falkenhayn, starb übrigens 1922 friedlich in seinem Bett und wurde auf dem Bornstedter Friedhof in Potsdam beigesetzt, während die Opfer seiner Strategie in Massengräbern verrotten.
Der Gedanke an den „Opfertod der deutschen Jugend bei Langemarck“ wurde auch im und nach dem 1. Weltkrieg wachgehalten. Langemarck-Denkmäler wurden eingeweiht, Langemarck-Feiern abgehalten und studentische Langemarck-Vereinigungen gebildet. Es gab den „Langemarck-Tag (10.11.).
Das größte Langemarck-Denkmal schufen die Nazis mit der Langemarckhalle im Tribünenbau des Maifelds in Berlin. In der langen und hohen, zur Straße durch eine große Fensterfront offenen Halle stehen 2 Reihen eckige Säulen. Umlaufend sind kleine Flammenschalen aufgestellt bzw. an den Wänden montiert. An der nördlichen und südlichen Stirnwand sind Sprüche aus Stein angebracht. An der östlichen Wand, die durch ein Tor zur Maifeldhaupttribüne unterbrochen ist, werden auf metallenen Schilden die an den Kämpfen beteiligten kaiserlich-deutschen Truppenteile genannt.
Bis zum 2. Weltkrieg waren auch die Truppenfahnen der Regimenter aufgestellt. Außerdem wurde dem NS-Totenkult entsprechend ein Erdschrein mit blutgetränkter Erde vom Schlachtfeld, die Carl Diem persönlich nach Berlin gebracht hatte, aufgestellt.
1943 wurde in der Halle die Urne mit der Asche des verstorbenen Reichssportführers Hans v.Tschammer und Osten, in einem Schrein vor der südlichen Stirnwand beigesetzt.
Nach dem 2. Weltkrieg lag die Langemarckhalle durch die Aufteilung Berlins zwischen den Alliierten im britischen Sektor. 1947 sprengten die Briten den 1945 durch ein Feuer schwerbeschädigten und nicht mehr standsicheren Glockenturm über der Langemarckhalle, die durch die Sprengung und den einstürzenden Turm schwer beschädigt wurde.
1960 beschloß der damalige West-Berliner Senat den Wiederaufbau der Maifeldtribünengebäude und des Glockenturms nach den vorhandenen Originalplänen und erneut unter Leitung von Werner March. 1962 war der Wiederaufbau abgeschlossen.
Die Langemarckhalle stellte man überwiegend wieder her. Die Schilde mit den Namen der Truppenteile wurden wieder angebracht. Verzichtet hat man auf die Aufstellung der Truppenfahnen. Der Erdschrein sowie der Urnenschrein wurden entfernt.
Belassen hat man die riesigen Inschriften an den Stirnseiten:
„Lebe droben
o Vaterland
und zähle nicht
die Toten
Dir ist
Liebes
Nicht einer zu viel
gefallen.“
(aus Friedrich Hölderlin’s „Der Tod fürs Vaterland“ von 1799)
sowie
„Ihr heiligen
grauen Reihen
geht unter Wolken
des Ruhms
und tragt
die blutigen Weihen
des heimlichen
Königtums.“
(Gedicht aus dem „Weihnachts-Märchen des 50sten Regiments“ des Kriegsfreiwilligen und Schriftstellers Walter Flex (1917 an der Ostfront tödlich verwundet) von 1915)
Sind diese Texte noch zeitgemäß? Ist Heldengedenken im 21. Jahrhundert in der Form der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts noch zeitgemäß? Ich maße mir nicht an, darüber zu urteilen.
Was das Heldengedenken angeht, mache ich für mich ein Totengedenken draus für all die Menschen, die in diesen Kämpfen ihr Leben verloren haben, egal ob wir heute ihre Beweggründe und die Politik, die dahinter stand, verstehen bzw. gutheißen oder nicht.
In der Langemarckhalle informieren Text- und Bildtafeln umfangreich über das Bauwerk, seine Geschichte, über Langemarck und den Langemarck-Mythos.
Fazit: Zeitgeschichtliches Denkmal und Ort des Gedenkens an die Toten des 1. Weltkriegs, auch wenn ich ehrlich sagen muß, daß mich jedes Kriegerdenkmal in einem Dorf oder in einer Stadt mit Namen und Lebensdaten der Gefallenen mehr berührt als hier die kalte Nennung der beteiligten Regimenter.
Besichtigung im Rahmen eines Besuchs des Maifelds (4,50 €uro Eintritt). Bedingt barrierefrei.[verkleinern]