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Es ist nicht das erste mal, dass ich neben einem Panzer des sowjetischen Typs T-72 stehe.
Aber es war heute das erste mal, das ich neben einem solchen Panzer gestanden habe, der in einem realen Krieg eingesetzt war, dessen Besatzung real gegen andere Menschen gekämpft und vermutlich getötet hat, der real im Kampf außer Gefecht gesetzt wurde und dessen Besatzung vielleicht in dem stählernen Sarg gestorben ist.
Nach einem monatelangen peinlichen und kleinlichen Gezanke des grün-regierten... weiterlesen Stadtbezirks Berlin-Mitte mit unzähligen Verweigerungen und Klagen vor Gericht wegen der Genehmigung zur Aufstellung des Panzerwrack auf der Straße „Unter den Linden“ vor der Botschaft der Russischen Föderation“ hatte im Oktober 2022 ein Gericht letztinstanzlich entschieden, dass der Kriegsschrott aufgestellt werden darf.
Allerdings nur für wenige Tage und nur auf dem Tieflader, denn nun meint man im Stadtbezirk, dass der S-Bahntunnel unter der Straße die Last auf Dauer nicht tragen könne …
Pünktlich am 24.2.2023 zum 1. Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine konnten die Berliner Initiatoren vom „Museum Berlin Story Bunker“ nun den Tieflader mit dem Panzerwrack als Leihgabe des Militärhistorischen Museums des ukrainischen Verteidigungsministeriums auf dem Mittelstreifen der Straße „Unter den Linden“ vis-á-vis der russischen Botschaft unweit des „U- & S-Bahnhofs Brandenburger Tor“ abstellen.
Der Panzer der russischen Armee vom sowjetischen Typ T-72 fuhr am 31.3.2022 beim Dorf Dmytrivka nahe Butscha während der Schlacht um Kiew auf eine Mine und wurde zerstört. Ob die 3-köpfige Besatzung überlebt hat, scheint wohl nicht bekannt. Deutlich sind auf der rechten Seite die Spuren der Minendetonation zu sehen.
Die Panzerkanone zeigt passender Weise auf die russische Botschaft.
An einigen Panzern in der Schlacht um Kiew soll „Nach Berlin“ gestanden haben. Die Initiatoren des Mahnmals kommentieren es jetzt so (sinngemäß): „Die russischen Invasoren wollten mit ihren Panzern bis Berlin. Jetzt sind sie da, aber anders als vom russischen Militär gedacht.“
Bei meinem Besuch am 26.2.2023 waren Panzerwrack und das den Tieflader verdeckende Tarnnetz mit einem Meer aus Blumen, vorwiegend Rosen, bedeckt. Dazu waren noch einige handgemachte Plakate angebracht, bzw. aufgestellt.
Der Platz, wo der Panzer steht, wurde von den Initiatoren auf „W. Selenskyi Platz 1“ getauft. Wie die benachbarte Botschaft wird auch der Panzer gut von der Berliner Polizei beschützt.
Man kommt direkt an den Panzer heran, herumklettern auf dem Panzer ist allerdings verboten.
Mehrsprachige Infotafeln informieren vor Ort über den Panzer und das Kampfgeschehen, in dem er eingesetzt war.
Wenige Meter davor ist ein kleines Memorial errichtet worden mit Fotos und kurzen Texten.
Nicht allen Besuchern gefällt wohl das Mahnmal, wie ich selbst erlebt habe. Eine ältere, scheinbar russische Frau wollte lautstark an die toten Russen in Donezk erinnern. Als sie des Platzes verwiesen wurde, beschimpfte sie die Umstehenden wüst ua. als „deutsche Faschisten“ – um das zu verstehen, reichte mein rudimentäres russisch.
Das russische Panzerwrack ist nicht nur ein Mahnmal gegen den gegenwärtig tobenden Krieg. Die Aufstellung ist hochpolitisch und mit dem Standort vor der russischen Botschaft natürlich eine bewusste Provokation gegen die Moskauer Führung. Aber Putin, seine Kamarilla und seine Militärs haben es nicht anders verdient!!
Der Blumenschmuck am und auf dem Panzer soll übrigens eine Aktion von prorussischen kreml- und putintreuen Aktivisten gewesen sein (trotz Dementi vermutlich mit Unterstützung der russischen Botschaft), die dort mit einem LKW mit 2000 Rosen und mehreren Personen am Panzer aufgetaucht waren und die Rosen zum "Gedenken an die russischen Helden und Kämpfer" am Panzer angebracht hatten.
Die ukrainische Seite soll von der Aktion nicht begeistert gewesen sein und die Beseitigung der Rosen verlangt haben - was die Berliner Initiatoren der Panzeraufstellung wiederum abgelehnt haben. Statt dessen hat man die russischen Gedenkrosen in ukrainische Gedenkrosen umgedeutet.
Nach Berlin wird das Panzerwrack in den Niederlanden gezeigt.[verkleinern]
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