Dieser Rundfunksender und sein Vorgänger begleiten mich seit Jahrzehnten durch den Alltag.
1946 gründete die US-amerikanische Besatzungsmacht in ihrem Berliner Sektor den „Drahtfunk im amerikanischen Sektor“ (DIAS), aus dem nach Aufnahme des Radiosendebetriebs der „Rundfunk im amerikanischen Sektor“ (RIAS) wurde. Ende 1953 kam mit RIAS 2 ein zweites Rundfunkprogramm hinzu, der sich im Laufe der Jahrzehnte ein bisschen zum Jugendsender entwickelte.
Legendär sind Sendungen wie die „Schlager... weiterlesen
der Woche“ mit Lord Knud (eine Art Hitparade mit Zuhörervoting für nationale und internationale Musik) und seine „Evergreens á Go-Go“ am Samstagvormittag sowie der tägliche RIAS-Treffpunkt mit wechselnden Moderatoren, die Rock-Pop-Sendung für junge Leute schlechthin. Man zielte auch gewollt auf Hörer in Ost-Berlin und in der DDR, nannte wöchentlich wechselnde Tarnadressen um DDR-Hörern die Teilnahme am Voting zu ermöglichen. Der Sender Hof sorgte dafür, das der RIAS auch im Süden der DDR zu empfangen war.
Bis zur Wiedervereinigung strahlte der RIAS die Musik mitschneidefreundlich aus, so dass vor allem, aber nicht nur, die DDR-Hörer Tonbänder und Kassetten mit der sonst schwer zu erhaltenen West-Musik füllen konnten.
Für die DDR war der RIAS stets ein Hassobjekt, das zu Zeiten des Kalten Krieges auch gerne mal durch Stasi-Störsender unterdrückt wurde.
Mit der deutschen Wiedervereinigung und dem Abzug der Alliierten aus Berlin hörte auch der RIAS in der gewohnten Form auf zu existieren, denn der RIAS unterstand stets der Kontrolle der US-Regierung.
RIAS 1 (der Ur-RIAS) ging 1994 im neuen Sender Deutschlandradio auf.
RIAS 2 wurde 1992 privatisiert und nach der sendenden Frequenz in „94,3 rs2“ umbenannt. Der Sender ist im Raum Berlin über die UKW-Frequenz 94,3 MHz zu empfangen. Daneben gibt es 8 weitere regionale Sender in Brandenburg, die auf anderen Frequenzen senden. Der Unterschied zum Berliner Programm sind die regionalen Nachrichten.
Desweiteren kann man den Sender auch im Internet empfangen.
Mit der Wiedervereinigung hörte der RIAS, wie auch andere „Westsender“ auf, sein Programm mitschneidefreundlich auszustrahlen. Titel werden nicht mehr wirklich ausgespielt, schließlich sollen die Hörer ja die Tonträger kaufen.
Der Sender 94,3 rs2 hat sich zu einem hauptstädtischen Dudelfunk entwickelt mit aktueller Chart-Musik und Oldies, mit seichter Verbal-Unterhaltung und ein wenig Information (stündliche bzw. halbstündliche Kurznachrichten und Verkehrsinfos). Die Nachrichten sind kein Vergkeich mehr zu den 10minütigen Nachrichtensendungen aus der RIAS-Zeit.
Dazu gibt viel nervende Werbung, ständig wechselnde Gewinnspielchen und –aktionen (man will ja Hörer gewinnen bzw. halten – Quote läuft) und auch mal die eine oder andere Fakeaktion, wie in diesem Jahr die Sache mit dem angeblichen Hacker, der sich immer ins laufende Programm schaltete und was sich nach wenigen Tagen als Publicity-Aktion des Senders herausstellte.
Die Moderatoren sind mitunter für meinen Geschmack furchtbar nervig bis peinlich mit ihrer aufgesetzten Fröhlichkeit und manchmal missratenen Lustigkeit. In einem Satz: Sie gehen mir oft schlicht auf den Sender, da sie unter der Woche meist im Rudel über die Hörer herfallen. Am besten ist das Wochenende und die Nacht, wenn der Sender nur mit einer Sparbelegschaft besetzt ist.
Fazit: Hauptstadtunterhaltungsradio ohne große Ansprüche, Kann man zur Beschallung so leise den Tag über dudeln lassen.[verkleinern]