Da wo die alte originale Berliner Olympiaglocke heute steht, gehört sie eigentlich nicht hin. Besser aufgehoben wäre sie auf der 480 m entfernten Haupttribüne des Maifelds vor dem Glockenturm oder in der dortigen Ausstellung. Aber der Lauf der Geschichte hat sie nun mal vor die Südseite des Olympiastadions versetzt.
Ursprünglich hing die vom Bochumer Verein 1935 gegossene Glocke im Glockenturm des Maifeldes.
1936 wurde die Glocke mit einem Gewicht von 9,6 Tonnen, einer Höhe von ca. 4,30 m... weiterlesen und einem Durchmesser von ca. 2,80 m im Glockenturm in über 50 m Höhe aufgehängt.
Sie war das offizielle Symbol der XI. Olympischen Sommerspiele. Als Bildschmuck trägt sie einen deutschen Reichsadler, der die olympischen Ringe in seinen Fängen hält. Auf der gegenüberliegenden Seite ist ein stilisiertes Brandenburger Tor zu sehen.
Zwischen den Bildwerken steht das Datum „1. - 16. August“ sowie die Eichenlaubbegrenzte Jahreszahl 1936.
Ganz unten am Glockenrand ist die Inschrift „Ich rufe die Jugend der Welt“ und „11. Olympische Spiele Berlin“ zu sehen.
Getrennt werden die beiden Sätze durch 2 Hakenkreuze, deren Aussehen bei der Wiederaufstellung 1957 nur sehr unvollständig verfremdet wurde. Man hat damals nur 1 Feld bzw. 2 Felder des NS-Symbols mit Metall vergossen, so daß die Olympiaglocke vermutlich der einzige Gegenstand im öffentlichen Berliner Straßenland ist, an auch heute noch Hakenkreuze aus der damaligen Zeit sichtbar sind (Ausstellungsstücke in Museen mal ausgenommen).
Noch im Olympiajahr erklärte Reichssportführer Hans v. Tschammer u. Osten die Olympiaglocke zum „ewigen Mahner an den Opfertod unserer Helden“ (Zitat von der Infotafel), befand sich in dem Bau zwischen den sogenannten Westwall-Tribünen des Maifelds, auf dem auch der Glockenturm steht, die Langemarck-Halle, in der den sinnlos verheizten jungen Soldaten aus der Schlacht bei Langemarck im 1. Weltkrieg gedacht wurde.
Den 2. Weltkrieg überstanden das Gebäude, das als Depot des Reichsfilmarchivs genutzt wurde, und die Glocke unbeschadet. Kurz nach Kriegsende brach im Gebäude vermutlich durch Unachtsamkeit ein Feuer aus. Die gelagerten Filme aus Nitrozellulose entwickelten beim Brand eine starke Hitze, die durch den Kamineffekt des Glockenturms noch verstärkt wurde. Die Stahlkonstruktion des Turms wurde stark geschwächt, der Turm verlor seine Standfestigkeit.
1947 ordnete die britische Militärverwaltung, in deren Sektor das Olympiagelände nun lag, die Sprengung des Glockenturms an. Die Olympiaglocke konnte oder wollte man nicht vorher bergen, so daß die Glocke in die Tiefe stürzte.
Zum Schutz vor Metalldieben wurde die Glocke vergraben und erst 1956 wiederentdeckt. Durch den Sturz aus über 50 m war der Glockenmantel mehrfach gerissen, so daß die Glocke für den geplanten Wiederaufbau des Glockenturms nicht mehr verwendet werden konnte.
Die alte Olympiaglocke wurde zunächst am Hanns-Braun-Stadion aufgestellt, bevor sie schließlich an ihren heutigen Standort gebracht wurde.
Die neue Glocke ist eine Kopie der alten, nur das man den Reichsadler durch den Bundesadler ersetzt und auf die Hakenkreuze verzichtet hat.
Fazit: Zeitzeugnis, das man allerdings nicht kostenfrei besichtigen kann. Der Eintritt zum Gelände rund um das Olympiastadion kostet 7 €uro (ermäßigt 5,50 €uro / Stand 2016).[verkleinern]