„Das andere Berlin“
U-Bahnhof Kottbusser Tor
Die allgemeine Bedeutung der U-Bahnlinie 1 (U1) lässt sich am deutlichsten ermessen, wenn man den allmorgendlichen Berufsverkehr betrachtet. Quasi endlose Massen von Arbeitnehmern des Berliner Ostens strömen hier über die Brücke des S-Bahnhofs Warschauer Straße zur gleichnamigen U-Bahnstation in Richtung Berliner Innenstadt. Die U1 mit ihren 13 Bahnhöfen gehört zu den kürzeren und schon sehr alten U-Bahnlinien unserer Stadt und stellt dennoch... weiterlesen
einen Nerv für das Funktionieren des Öffentlichen Nahverkehrs in Berlin dar - umso mehr, wenn man berücksichtigt, dass sie Umsteigemöglichkeiten in 7 weiter Linien des Berliner U-Bahn-Netzes bietet. Die Linie ist beginnend mit ihrem Bahnhof Warschauer Straße bis zum U-Bahnhof Gleisdreieck als Hochbahn angelegt, um dann ab hier sachte in den Berliner Untergrund zu verschwinden und im U-Bahnhof Uhlandstraße zu enden.
Für den Berlin-Touristen ist sie insofern von Bedeutung, das bunte Kreuzberger multi-kulturelle Treiben und einige Sehenswürdigkeiten, Parks und Museen(z.B. Museum für Verkehr und Technik) kennenzulernen um darüber hinaus, die heute nach wie vor nicht unattraktive „City West“ zu erkunden. Abends und ab Freitag früh bis Sonntag rund um die Uhr, ist sie wohl das wichtigste Transportmittel für die Gäste unzähliger Partylocations entlang ihrer Trasse.
Der U-Bahnhof Kottbusser Tor ist einer der schon benannten Umsteigemöglichkeiten in andere Linien, im konkreten Fall handelt es sich hier um einen Knotenpunkt zur U8(U+S Bahnhof Hermannstraße - U+S Bahnhof Wittenau) und offeriert dem Berliner und seinen Gästen ein nicht so schönes Bild unserer Stadt.
Trotz ständigem Bemühen von Mitarbeitern der BVG und derer in ihrem Auftrag arbeitenden Reinigungsfirmen, gelingt es nicht, diesem Ort auf Dauer ein sauberes Antlitz zu verleihen. Jedes Mal, wenn ich hier bin, egal um welche Uhrzeit, begegne ich diesen fleißigen Menschen. Sind sie mit dem unteren Bereich des Bahnhofs(U8) fertig, ist oben(U1) alles schon wieder verdreckt. So geht das hin und her - ein aussichtsloser Kampf.
In einem Kommentar an anderer Stelle bemerkte ich bereits, das Unrat und Schmutz nicht von allein daherkommen - und liegt im Verhalten so manch eines „Fahr“-Gastes begründet. Zerbrochene Flaschen auf dem Bahnsteig und im Gleisbett, Speisereste, Papier, Binden, Unterwäsche(?), Kaffeebecher, jede Menge Kippen, Kronkorken udgl. Das Rauchverbot auf den Bahnsteigen der BVG scheint niemanden so richtig zu interessieren. Betrachtet man sich das Gleisbett genauer, stellt man fest, dass es hier noch ganz andere Probleme gibt - gebrauchte Spritzen.
Je später der Abend, umso schlimmer! Mit viel Alkohol verliert so manch einer / eine sämtliche Hemmungen und verwechselt den Bahnsteig der U8 mit öffentlichen Toiletten. Erschreckend - Unglaublich ekelhaft. Diejenigen, die sich in ihrer Alkoholverträglichkeit überschätzt haben, hinterlassen noch ganz andere Sachen, manchmal sich selbst. Nicht selten zeugen auch Blutspuren von körperlichen Auseinandersetzungen - mit einer Heftigkeit und Gewalt ausgetragen, dass einem angst und bange wird. Als Zeuge musste ich schon zwei solcher Aktionen erleben. Oft frage ich mich, ob dieser Zustand nicht hätte vermieden werden können, wenn man gerade an solchen Knotenpunkten die sichtbare Präsenz von Bahnhofsaufsichten und Zugabfertigern belassen hätte. Das zeitweilige Auftauchen von Polizei und Sicherheitsdienst scheint nicht wirklich positive Auswirkungen zu haben.
Nicht nur in den Wintermonaten halten sich hier einige der ärmsten Menschen auf. Obdachlose mit ihrer ganzen Habe, oft zerlumpt und schmutzig, auf den Bänken und bettelnd.
Das Gebiet rund um den „Kotti“, wie Platz und Bahnhof liebevoll von uns Berlinern genannt wird, ist nach wie vor ein sozialer Brennpunkt der Stadt und leider auch ein Ort der Kriminalität – wie schon bemerkt, kann ich persönlich einen Wandlung zum Guten nicht erkennen. Fahrgäste sollten gut auf ihre Sachen achten - im täglichen Gewühl der Menschenmassen ist der eine oder andere Taschendieb unterwegs.
Fazit: Der „Kotti“ ist ein wichtiger Bestandteil des Berliner Nahverkehrs, ein Ort, den ich bestmöglich meide. Es ist traurig, wie ein Teil von uns Berlinern und unserer Gäste, das Bemühen der BVG missachten, insbesondere den Einrichtungen der U-Bahn, ein freundliches und sauberes Aussehen zu verleihen.
Eure Eule Ralf
"Uhhuuuu"
Update... 06.11.2019
Sachliche Erweiterung:
Nunmehr wird der Bahnhof auch durch die Linie U3
(Warschauer Str. - Krumme Lanke) bedient...
Grüßchens...[verkleinern]