Der fast in die Bedeutungslosigkeit versunkene Bahnhof, hat ganz andere Zeiten erlebt - gestaltet in den Farben des Herbstes, erinnert er als weitere Station der Freiheitslinie U5 an die Erschütterungen, welche das Ende des ostdeutschen Versuchs, Arbeitern und Bauern ein demokratisches Land zu gestalten, bedeuten...
Jo...
1989 - Herbst...
Die Feierlichkeiten zum 40.Jahrestag der DDR stehen an - mit allem "Drum und Dran"....
"Tschingerassa bum, bum, bum..." fröhlicher Parademarsch... weiterlesen malträtiert das Dach des Bahnhofs unter der Karl-Marx-Allee, gefolgt von den Stiefeltritten Soldatens aller Waffengattungen der NVA, um der Welt den "bewaffneten Frieden" zu verdeutlichen... ohrenbetäubender Lärm der Panzerketten und Zugmaschinen mobiler Abschußrampen sowjetischer Raketensysteme...
nix "Frieden schaffen - ohne Waffen"
nix "Schwerter zu Pflugscharen"...
stolz schwillt den Alten Männern uff der Tribüne die Brust... zig tausende Bürger laufen in einem schier endlosen Zug an ihnen vorbei - winke, winke - alles toll! "Hoch, Hoch, Hoch..."
Und die Alten Männer singen das Lied von der Jungen Garde (OmG!) und von den Brüdern zur Sonne, zur Freiheit... ob damit vielleicht die Sonne der Heimat des Fidel C. gemeint sein könnte, den einige verdiente Wektätige ab und an besuchen können? - Mag sein! Die freiheitliche Ansicht der Rosa L. ganz sicher nicht, zur Demokratie und zu Andersdenkenden...
und die haben's schwer... nur wenige Stunden später und ein paar Schritte entfernt, fällt das süffisante Lächeln der Alten Männer - über einhundert Demonstranten werden niedergeknüppelt und verhaftet - jegliche Chance auf demokratischen Wandel weggeprügelt - das Volk wendet sich ab... die Keibelstraße ist nicht weit... "Gorbi, Gorbi..." - auch er kam nicht rechtzeitig und mußte später sein riesiges (Sowjet)Land an den scheinbar stets besoffen anmaßenden Boris J. abgeben - das war's dann mit Perestroika und Glasnost...
schon seit dem Sommer kehren viele Bürger ihrer Heimat den Rücken: "Erich, mach das Licht aus, Du bist der Letzte!"
Die Alten Männer haben ihr Volk verloren!
schlecht hören , konnten die Alten Männer sehr gut und die dicken Brillen, haben zum besseren Sehen nichts getaugt!
Das sind die Gedanken, die mich jedes mal bewegen, wenn ich hier bin - auf einem wenig frequentierten Bahnhof, im Vergleich zu anderen Einrichtungen dieser Art, bestimmt der sauberste...
ganz sicher auch sehenswert und interessant - die Figurengruppe des im Rahmen eines Kunstprojekts der JVA Oranienburg entstandenem Werk "Reisender aus einer anderen Zeit" (westl. Bstg.) und das gemeinsame Projekt von "Notes of Berlin" und den "Draussenwerbern" derzeit auf den BVG-Werbeflächen (Gleishinterwände) mit vielen Schmunzelbeiträgen...
interessant auch die vielen historischen Verweise - aus dem Umfeld des Bahnhofs und einer anderen Zeit - geblieben sind u.a. das Kino "International" und das "Restaurant und Cafe Moskau"...
und die Alten Männer? - Nu jo... die singen nicht mehr...
Grüßchens...
"Uhhuuuu"[verkleinern]