Wie andere Schlösser auch, ist das Schloß Friedrichsfelde kein Urberliner Schloß, lag es doch einst weit vor den Toren der Stadt. Heute bildet das Schloß einen der zentralen Orte des Tierparks Berlin, zu dessem Gelände es einschließlich Lenné-Park gehört.
Die Geschichte des Schlosses reicht 330 Jahre zurück. 1682 erhielt der Niederländer Benjamin Raule von Kurfürst Friedrich Wilhelm v. Brandenburg für seine Verdienste Teile des östlich vom damaligen Berlin gelegenen Rosenfelde. Raule hatte... weiterlesen sich großes Ansehen durch den Aufbau der kurbrandenburgischen Flotte und durch sein Engagement bei der Schaffung kurbrandenburgischer Kolonien in Westafrika und in der Karibik erworben.
Ab 1685 wurde ein erster Schloßbau im holländischen Landhausstil errichtet, das Schloß Rosenfelde. Nach dem Tod des Großen Kurfürsten fiel Raule 1698 bei seinem Nachfolger Friedrich III. in Ungnade, wurde wegen Korruption angeklagt, in der Zitadelle Spandau inhaftiert und enteignet. Schloß Rosenfelde fiel an den Kurfürsten zurück und wurde 1699 zu dessen Ehren in Friedrichsfelde umbenannt.
Ab 1717 gehört das Schloß dem Markgrafen Albrecht Friedrich v. Brandenburg-Schwedt, der das Schloß erweitern und vergrößern ließ. Seit 1762 gehörte Schloß Friedrichsfelde Prinz August Ferdinand v. Preußen, einem Bruder von Friedrich dem Großen, der selbst desöfteren auf Friedrichsfelde zu Gast war. Ursprünglich wollte der Prinz das Schloß zu einer großen Anlage im Stile von Schloß Rheinsberg umbauen lassen, entscheid dann aber anders und zog 1785 ins Schloß Bellevue und verkaufte Friedrichsfelde an Peter v. Biron, den Herzog von Kurland, der auch die Fassade in der heutigen frühklassizistischen Form umgestalten ließ.
1799 erwarb dann der Hofbuchdrucker Georg Jacob Decker der Jüngere das Schloß, bevor es 1800 von Herzogin Katharina von Holstein-Beck gekauft wurde und von ihr bis zum ihrem Tod 1811 bewohnt wurde. Da die Herzogin mit der russischen Zarenfamilie verwandt war, fanden bei ihr öfter große Gesellschaften im Beisein des Hochadels, der preußischen Königsfamilie und sogar des Zaren Alexander I. statt. Nach der preußischen Niederlage von 1806 gegen Napoleon wurden tausende französische Soldaten in Friedrichsfelde einquartiert und das Schloß diente dem französischen Marschall Louis-Nicolas Davout als Quartier, der hier von Napoleon besucht wurde.
Nach der Niederlage Napoleons und seiner Verbündeten war das Schloß Friedrichsfelde von Juli 1814 bis Februar 1815 standesgemäßes Gefängnis für den gefangen genommenen König Friedrich August I. v. Sachsen, der zu Napoleons Vasallen gehörte.
1816 erfolgte für über 100 Jahre der letzte Besitzerwechsel. Johann Karl Sigismund v. Treskow erwarb Schloß Friedrichsfelde, richtete einen Gutsbetrieb ein und ließ 1821 von Peter Joseph Lenné den heute noch erhaltenen, bzw. im nördlichen Teil wiederhergestellten Schloß- und Landschaftspark anlegen sowie das Erbbegräbnis der Familie v. Treskow in der Nähe des heutigen Tierparkeingangs „Bärenschaufenster“ errichten.
Am 22.4.1945 besetzte die Rote Armee Schloß und Gut Friedrichsfelde. Der letzte Gutsherr, der greise Johann Karl Sigismund v. Treskow verwand diesen Schicksalsschlag nicht und starb 4 Wochen später. Mit Erlaubnis der Sowjets durfte er auf der Familiengrabstätte im Schloßpark beigesetzt werden.
Das Schloß wurde in der Folgezeit von Rotarmisten geplündert und schließlich zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt, die weitere Schäden und Plünderungen verursachten. Später wurde es als Berufsschule und Lager genutzt. Da der Berliner Zoo ja in den Westsektoren lag, suchte man Anfang der 1950er Jahre nach einem Standort für eine zoologische Einrichtung in Ost-Berlin. Die Wahl fiel auf das Areal des Schlosses Friedrichsfelde. Seit der Gründung des Berliner Tierparks im Jahr 1954 gehört das Schloß zum Tierparkgelände. Das Schloß beherbergte zunächst die Tierparkdirektion und die Tierklinik, wurde aber auch als provisorische Tierunterkunft genutzt. Mangelnder Erhalt der Bausubstanz und unfachgemäße Umbauten nach 1945 führten dazu, daß das Schloß um 1965 in einem derart desolaten Zustand war, das es baupolizeilich gesperrt wurde und man es von staatlicher Seite abreißen lassen wollte.
Dem leidenschaftlichen Einsatz des damaligen Tierparkdirektors, Prof. Dr. Heinrich Dathe ist es zu verdanken, daß diese Pläne nicht in die Tat umgesetzt wurden. Ich kann mich noch gut an meine Kinderzeit erinnern, als das Schloß einen völlig heruntergekommenen Eindruck machte.
Ab 1967 konnten Sicherungs-, Sanierungs- und Rekonstruktionsarbeiten an dem Gebäude durchgeführt werden, in der DDR keine Selbstverständlichkeit, setzte der Staat doch andere Prämissen. Erst nach über 20 Jahren konnten die Arbeiten abgeschlossen werden. 1981 wurde das restaurierte Schloß der Öffentlichkeit übergeben und ua. für kulturelle Veranstaltungen genutzt.
Nach der Wende war das Schicksal des Schlosses wieder ungewiß. Man stritt um Nutzung und Trägerschaft. Mittlerweile hat die Fördergemeinschaft von Tierpark und Zoo Berlin e. V. die kulturelle Betreuung des Schlosses übernommen. Es werden Veranstaltungen, Ausstellungen und Konzerte in den restaurierten Räumen angeboten. Auch eine Besichtigung dieser Räume ist möglich.
Negativschlagzeilen machte das Schloß noch einmal 2013, als der damalige Zoo- und Tierparkdirektor Bernhard Blaszkiewitz in einem Anfall von Gutsherrenart und vom Senat abgenickt, verfügte, daß Teile der Tierparkverwaltung aus dem aus der DDR-Zeit stammenden Verwaltungsgebäude in die nichtrepräsentativen Räume des Schlosses umzuziehen hätten. Direktor, Kuratoren, Personalabteilung, Bibliothekar und Archivar haben nun ihren Sitz im Schloß Friedrichsfelde.
Schloß Friedrichsfelde – ein Haus mit wechselvoller Geschichte und heute ein Kleinod in der Landschaft des Tierpark Berlin.[verkleinern]
