Das preußische Kriegerdenkmal von Bernau (7 km nordöstlich von Berlin) steht vor der Stadtmauer an der nördlichen Flanke des 2013 wiederaufgebauten Mühlentors auf den zugeschütteten Wallanlagen der Stadtbefestigung.
Errichtet wurde das Denkmal 1889-1890 während der Regentschaft von Wilhelm II. (1859-1959 / von 1888 bis 1918 Deutscher Kaiser und König v. Preußen) im damals typischen sogenannten „Wilhelminischen Stil“ nach Plänen des Bildhauers Friedrich Thiele.
Ursprünglich gedachten die... weiterlesen Bernauer mit dem Denkmal den Soldaten aus der Stadt, die in den sogenannten Einigungskriegen gefallen waren. Damit waren der Deutsch-Dänische Krieg von 1864, der Deutsche Krieg von 1866 und der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 gemeint.
Nach dem 2. Weltkrieg wollten die neuen kommunistischen Stadtherren mit dem Verweis auf den preußisch-deutschen Militarismus das Denkmal abreißen. Der erste sowjetische Stadtkommandant von Bernau, der als Offizier im Dienst der Roten Armee stehende deutsche Emigrant Konrad Wolf (1925-1982, später als führender Filmregisseur der DDR bekannt) untersagte den Abriss und verdonnerte die Bernauer gleichzeitig dazu, die Gräber der sowjetischen Kriegstoten zu pflegen. Der sowjetische Soldatenfriedhof befindet sich noch heute gegenüber vom Denkmal.
Dermaßen unter sowjetischem Schutz stehend, trauten sich auch die DDR-Oberen nicht, Hand an das Denkmal zu legen. Es wurde 1952 aus Anlass des 140. Jahrestages der Völkerschlacht bei Leipzig (16.-19.10.1813) sogar um eine Gedenktafel für die Toten der Befreiungskriege von 1813 ergänzt.
Vom Zahn der Zeit und durch Vandalismusschäden arg mitgenommen, erfolgte ab 1995 eine gründliche Sanierung und Restaurierung des Denkmals.
Das 9m hohe Denkmal besteht aus einem mehrteiligen Sockel und, als krönendem Abschluss, der überlebensgroßen Zinngussskulptur der Siegesgöttin Victoria, ähnlich den Skulpturen, die man von der Berliner Siegessäule oder dem Schlachtendenkmal bei Fehrbellin kennt.
Aus ästhetischen und statischen Gründen zog man die grazile römische Victoria ihrer griechischen Kollegin vor, die nun schmollend im Olymp ihre Ränke spinnt.
Der untere Teil des Sockels ist mit Eisernen Kreuzen dekoriert, an den sich der etwas schmalere, oben mit preußischen Adlern abgeschlossene Teil mit der Widmungstafel und den Namenstafeln anschließt.
Die Widmungstafel aus poliertem schwarzem Granit trägt in vergoldeter Schrift den Text:
„Ihren tapferen Kriegern aus den glorreichen Feldzügen von 1864, 1866, 1870/71 in dankbarer Anerkennung die Stadt Bernau – 19. October 1890“
Die Tafeln mit den Gefallenen tragen die Namen, Dienstgrad, Todesdatum und –ort der Toten:
1864 – ein Leutnant
1866 – ein Hornist
1870/71 – 9 Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten.
Die 1952 von der DDR angebrachte Tafel für die Gefallenen der Befreiungskriege 1813-1815 („Für die Befreiung Deutschlands vom napoleonischen Joch starben“) verzeichnet 2 Offiziere, 1 Unteroffizier und 4 Soldaten.
Am oberen steinernen Teil des Denkmals sind an den Seiten ebenfalls polierte Granittafeln angebracht. Die über der Widmungstafel trägt die Inschrift:
„Gott war mit uns. Ihm sei die Ehre!“
An den Seiten sind Portraitreliefs von Wilhelm I. (1797-1888 / seit 1861 König v. Preußen, seit 1871 Deutscher Kaiser) und Friedrich III. (1831-1888 / 1888 König v. Preußen und Deutscher Kaiser) zu sehen. Damit wurde der Anteil der Monarchen an den Einigungskriegen gewürdigt: König Wilhelm I. als Oberbefehlshaber der preußischen Streitkräfte in den 3 Kriegen und Friedrich III., damals noch Kronprinz Friedrich Wilhelm genannt, als Befehlshaber einer preußischen Armee in den Kriegen von 1866 und 1870/71.
Die Gedenktafel auf der Rückseite wurde 1952 in der DDR zusätzlich zu der Namenstafel für die Toten der Befreiungskriege von 1813 angebracht und trägt ein Zitat des preußischen Heeresreformers und Generals Carl v. Clausewitz (1780-1831):
„Ich glaube und bekenne, daß ein Volk nichts höher zu achten hat, als die Würde und Freiheit seines Daseins; daß es dieses mit dem letzten Blutstropfen verteidigen soll.“
Das Denkmal steht auf einer von einem Weg umgebenen kleinen Grünfläche. Parkbänke am Rand laden zum Verweilen ein.
Fazit: Hervorragend und vorbildlich restauriertes Kriegerdenkmal vom Ende des 19. Jahrhunderts und eines der wenigen Beispiele für die Weiternutzung eines solchen Denkmals durch die DDR.[verkleinern]