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Anyomi am Ball, dribbelt … spielt ab, Flügelwechsel … zu Huth. Die hat freie Bahn und flankt … genau auf Popp. Flugkopfball … und Toooor! Tor! Tor! Jawoll, der sitzt!
Ja, so hätte es gehen können: Zwei echte Außen und die weltbeste Mittelstürmerin vor dem gegnerischen Kasten. Das wär ´s doch gewesen. Doch stattdessen hat sich die Nationaltrainerin entschieden, Huth als Verteidigerin aufzustellen und Anyomi auf die Bank zu setzen. Sowas nennt sich Trainerin. Nee, so wird das nix! Es steht immer... weiterlesen noch 1:o für die Kolumbianerinnen.
Ein kleiner Trost: Das frische Krefelder vor meiner Nase. Dabei war ich mir gar nicht sicher, ob das „Threesixty“ zur Anstoßzeit schon geöffnet hat. Sonntags ab 12 Uhr hieß es da … doch die Gaststätte beweist Flexibilität und steht bereits vor dem Anstoß um 11.30 Uhr Gewehr bei Fuß, bzw. Pils in der Hand. Während sich nun missmutige deutsche Spielerinnen schwer damit tun, freie Räume zu finden, kann ich meinen bequem wählen und entscheide mich für einen Stehtisch mit Hocker in idealer Entfernung zur Großbildleinwand. In diesem Moment riskiert der Barkeeper mit seinem Tablett voller frisch gezapfter Pilskes einen klugen Steilpass, den die Bedienung, eine sportliche Mittvierzigerin, lässig annimmt und verwandelt, indem sie alles dort unterbringt, wo es zuvor bestellt wurde. Den Spielerinnen gelingt Derartiges leider nicht, sie stolpern und rumpeln über den Platz und beklagen sich über die raue Gangart der Kolumbianerinnen. In der Sport-Kneipe beklagt sich niemand, hier wird allerdings auch fair gespielt.
Soeben dribbelt die Kellnerin um zwei typische Mittelalter-Frühschoppenmänner herum, die sich und (leider auch) uns schon am frühen Morgen Gott und die Welt erklären, was natürlich zu einer gelben Karte führt, weil wir anderen Fußball gucken und hören wollen und kein pseudophilosophisches Geschwafel. Selbst Treppenstufen und Stühle können die Bedienung nicht aufhalten und sie platziert ihr Tablett mit Pommes und Burgern punktgenau mit einem Volleystopp im Tischwinkel, direkt vor der großen Leinwand, wo sich eine kleine deutsche Fangruppe niedergelassen hat.
Mir persönlich sind es in der Kneipe der Bildschirme zu viele, allerdings ist dies auch mein erster Besuch in einer Sportsbar. Etwas anderes als Fußball-gucken ist hier kaum möglich, so soll es wohl sein. Die Serviceleistung ist wirklich gut, bei zwei dutzend Gästen aber auch erwartbar. Nicht zu erwarten war das Gewürge der deutschen Fußballfrauen, die jetzt immerhin per Elfmeter durch Popp den Ausgleich erzielen. Puuh, endlich! Immerhin haben sich die Spielerinnen reingekniet und zeigen nun die Einsatzfreude, die wir bislang sehnsüchtig vermisst hatten. Ich bestelle den unkompliziertesten Burger des Hauses.
„Geht klar,“ sagt die freundliche Kellnerin und eilt leichtfüßig zurück in ihre eigene Spielhälfte. Währenddessen halten sich die Deutschen fast nur noch in der gegnerischen auf, jetzt, kurz vor Toresschluss liegt der entscheidende Treffer förmlich in der Luft. Endlich mal Dampf im Kessel, Spielfreude, Motivation und Einsatz! Alles das, was die Threesixty Bar und ihre Crew bislang nicht vermissen ließen. Sie haben bis dato alles richtig gemacht und mit der zügigen Lieferung des bestellten Burgers und einer Riesenportion Pommes (nicht erwartet) bauen sie ihr Führung weiter aus. Ein Wermutstropfen: Die Mahlzeit ist leider nicht mehr richtig heiß und der Burger bietet in Anbetracht des Preises geschmacklich und im Umfang nur besseren Durchschnitt.
Ecke für die Kolumbianerinnen: Die Schiri sollte jetzt abpfeifen, ein Unentschieden wäre das gerechte Ergebnis, damit könnten wir leben. Doch dann: Flanke, Kopfball, Tor! Das darf doch nicht wahr sein! Noch einmal rennen wir an, dann erfolgt der Schlusspfiff. Ich bin bedient. Die letzten Pommes (schmecken gut) bleiben liegen, Appetit vergangen.
Die Kellnerin setzt noch einmal zum Spurt an, erzielt auf meine Beschwerde hin mit ihrem sympathischen Lächeln und der Bemerkung „War nur lauwarm? Hättse doch watt gesagt, Mann!“ einen letzten Treffer und ein Trinkgeld. Alles in allem ein schlechtes Spiel der deutschen Fußballerinnen, aber ein gelungener Auftritt der 3sixty Crew, wenn man von kleineren Mängeln der Mahlzeit einmal absieht. Der Preis dagegen erschien mir einen Tick zu hoch, vielleicht ist das aber Sportsbar-üblich, who knows?
Ich weiß datt jedenfalls nich ... Drei wohlverdiente Sterne, mit Tendenz zu 3,5 .[verkleinern]