Zwei winzige Kleinigkeiten fehlen dem Graf-Engelbert-Brunnen, um ihn zu einem Brunnen zu machen. Es gibt kein Brunnenbecken, und Wasser kommt nur ins Spiel, wenn es mal regnet. Die Geschichte des Brunnens ist eine Geschichte von Irrtümern, Fehlinformationen und falscher Planung.
Engelbert III. Graf von der Mark (1. Irrtum)
Lange Zeit wurde geglaubt, der Graf (1330-1391) habe Bochum die Stadtrechte verliehen und dafür sei ihm der Brunnen gewidmet worden. das hat sich nach neueren... weiterlesen Forschungen als falsch erwiesen. Bochum besaß die Stadtrechte schon, als Engelbert Anteil am Bochumer Sieg während der Dortmunder Fehde von 1388 hatte. (Die bösen Dortmunder hatten den guten Bochumern Kühe gestohlen, doch diese konnten das Vieh zurückerobern.) Engelbert gilt aber als Stifter des jährlich zelebrierten Bochumer Maiabendfestes, bei dem Tradition und Brauchtum im Mittelpunkt stehen. Der ursprüngliche Brunnen wurde 1910 in romantisierender Weise entworfen und errichtet, die Bronzefiguren wurden aber 1944 eingeschmolzen, um zu Waffen zu werden.
Grönemeyer und Krebs (Irrtum 2)
1964 errichtete man an der Kortumstraße einen vereinfachten zweiten Brunnen, der schon bald zum nächtlichen Treffpunkt trinkfester junger Leute wurde. Zu diesen sollen später auch Herbert Grönemeyer und Diether Krebs zählen, die ein Engagement am Bochumer Schauspielhaus hatten. Die schöne Geschichte, sie hätten oft an der benachbarten Bude Currywurst mit Pommes gegessen, erwies sich leider als reine Erfindung, denn zu der Zeit gab es dort zwar Currywurst, aber keine Pommes.
Der Brunnen musste leider nach dem Bau der U-Bahn dem Bau des Bermudadreiecks weichen, und die Figuren wurden sehr viel später provisorisch etwas vom ursprünglichen Standort entfernt aufgestellt.
Fehlplanung
Nun kommen wir zu dem Teil der Geschichte, den Kritiker als Schildbürgerstreich bezeichnen. Die Verantwortlichen des Tiefbauamtes hatten in wirklicher Überschätzung der Möglichkeiten die Luxusversion eines Brunnens, was Technik, Größe, Publikumswirksamkeit und vor allen Dingen Gewicht anging, bestellt. Und da zeigte sich, dass man für die Installierung des Ganzen einen so schweren Kran gebraucht hätte, dass dieser glatt durch den Boden in die neuerrichtete U-Bahn eingebrochen wäre. Also legte man das Unternehmen auf Eis, und die Brunnenfiguren stehen wie Fremdkörper auf dem Konrad-Adenauer-Platz.
Der heutige Zustand
Ziemlich hingequetscht am Rand des Platzes sehen wir ein Viereck aus Bronzeplatten auf einem Steinsockel, die Platten zeigen Szenen aus der Zeit der Dortmunder Fehde. Inmitten des Vierecks erhebt sich ein quadratischer Steinsockel, auf dem wir die recht einfach dargestellte Figur des Grafen in ritterlicher Kleidung erkennen können. Ein wenig verloren blickt er auf das gegenüberliegende Gebäude.
Wenn man die Hintergründe kennt, lohnt sich ein Besuch auf jeden Fall. Hier ein Link zu einem wirklich lohnenswerten und gut geschriebenen Artikel.
http://www.ruhrbarone.de/anmerkungen-zum-bochumer-engelbertbrunnen-anlasslich-des-1-mai-6/26396[verkleinern]