Der Tippelsberg oder von der Schutthalde zum Naherholungsgebiet
Eigentlich ist der Tippelsberg keine Halde, denn der „Berg“ war schon immer da. Da es aber keine Berge im Ruhrgebiet gibt – es seien denn Halden, die erst viel später entstanden sind – gibt es zu dieser Erhebung einige Sagen, z.B. dass er früher eine heidnische Kultstätte war. Es wird viel gemutmaßt in den Sagen, aber meistens geht es um den Riesen Tippulus. Er hat sich mit dem Riesen in Erkenschwick gestritten und sie haben sich... weiterlesen
mit Felsbrocken beworfen. Der Stein von Tippulus wurde die Haard, der Stein vom anderen Riesen landete in Bochum und wurde der Tippelsberg. Ein anderes mal hat Tippulus auf einer seiner Reisen einen Klumpen Lehm von seiner Sohle entfernt und dieser Klumpen ist nun der Tippelsberg. Dieser Sage hat wohl auch die Stadt Bochum geglaubt, denn nach seiner Renaturalisierung findet man an vielen Stellen den betonierten Riesenabdruck der Füße von Tippulus. In Wahrheit scheint der Tippelsberg aber der letzte Ausläufer des Ardeygebirges zu sein und somit auch keine Halde, zumindest nicht am Anfang und da beginnen wir dann mal:
Schon seit ewigen Generationen wurde die Erhebung als Freizeitgelände genutzt, wenn auch nicht offiziell. Was gab es schöneres, als am höchsten Punkt in Bochum zu Sylvester Raketen steigen zu lassen oder im Herbst die Drachen. 1983 wurde dann die U-Bahn in Bochum und Herne gebaut, die U 35 (Warum heißt die eigentlich nicht U1, denn mehr als eine U-Bahnlinie gibt es nicht). Der Schutt, der dafür entnommen wurde, wurde auf den Tippelsberg geschüttet. 14 Jahre lang diente nun der Tippelsberg als Schuttabladeplatz, eine Bau- und Bodenschuttdeponie. Erst noch zugänglich für die Bevölkerung zum Klettern aber ab 1998 wurde das Gelände eingezäunt. Vorbei war es mit Klettern und dazu noch der Schwerlastverkehr, der der Bevölkerung besonders im Zillertal überhaupt nicht schmeckte. Der einst kleine Berg wurde nun 55 Meter hoch und geht nun bis auf 147 Meter über NN herauf.
Die U-Bahn fuhr schon lange ihre Strecken als der Umweltservice Bochum 2003 beschloß, der Bevölkerung ihren Tippelsberg zurück zu geben und das in besonderer Form: Keine Aufschüttungen mehr, sondern Befestigung und Bepflanzung des Gebietes, Wege wurden gebaut und am 12. Juni 2007 wurde der Tippelsberg der Bevölkerung als Landschaftspark zurück gegeben.
Nun ist der Tippelsberg ein Naherholungsgebiet, das unter Landschaftsschutz steht. Es liegt in den Bereichen der Stadtteile Riemke, Bergen und Grumme, nicht weit von der Grenze zu Herne entfernt. Die Tippelsbergerstr. geht von der Herner Straße ab und nach einem Kilometer sieht man links schon den kleinen Parkplatz, 400 m weiter ein größerer oder am Ende vom Zillertal parken, dierket vor der A43. Von Wanne aus findet man es ganz leicht, am Real Bochum am Prater links vorbei fahren und immer gerade aus.
Die Renaturierung der alten Industriebrachen ist ein großer Trend im Ruhrgebiet, so wird es immer grüner. Wo früher Schlackehalden meist von den Zechen waren, blühen heute Blumen und wachsen Bäume Richtung Himmel, nicht nur hier in Bochum sondern auch in anderen Städten des Ballungsraumes, aber zurück zum Tippelsberg.
Es muß schon was geschehen, um als Panorama in der Route der Industriekultur aufgenommen zu werden, und das ist Anfang letzten Jahres geschehen.
Das Highlight der ca. 18,5 ha großen Fläche ist sicherlich das 400 m² große Gipfelplateau mit Gipfelkreuz. Fremde müssen aber schon genau hinschauen, denn das Kreuz steht nicht, es liegt und zeigt mit seinen 4 Ecken in die 4 Himmelsrichtungen. Es besteht aus Gabionen mit Holzauflage zum Sitzen (Gabione sind die großen Käfige oder Drahtschotterkästen, in die große Steine gefüllt werden). Desweiteren findet man hier 8 Stahl Stelen mit Gucklöchern, eins oben eins unten, sowohl für kleine als auch für große Besucher. Die Stelen sind so angeordnet, dass man durch die Löcher die wichtigen Sehenswürdigkeiten in Bochum und Umgebung sehen kann, wozu natürlich auch die Schalke Arena und das VFL Stadion gehören, aber auch das Bergbaumuseum, die Jahrhunderthalle, die Halde Hohewardt in Recklinghausen/Herten mit ihrem Horizontobservatorium, den Bismarckturm im Stadtgarten und vieles mehr. Bei guter Sicht, die heute leider nicht war, kann man bis zu 80 km weit sehen.
Aber alles fängt ja erst einmal unten an. Vom Parkplatz führen 2 Wege nach oben. Der rechte davon ist größten Teils asphaltiert aber trotzdem nichts für Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte, denn es geht teilweise steil hinauf. Er nennt sich Riesenweg, denn an vielen Stellen sind die betonierten Fußabdrücke von Tippulus zu sehen. Daneben der „Weg der Kinder“. Hier gibt es Röhren zum Durchklettern, verschiedene Bodenbeläge aus Splitt, Schotter, Holz oder Rasen. Steine zum Überspringen, Balken zum Balancieren, und senkrechte Holzpflöcke zum Klettern. Kurz vor dem Gipfelkreuz noch eine „Telefonanlage“ für die Kiddis.
Was mich gewundert hat, sind die vielen Bänke, meist an markanten Stellen mit schönem Ausblick. An der Stelle wo sich der Rundweg vom Zillertal mit dem Rundweg von der Hiltroper Str. kreuzt befindet sich sogar ein großer Platz mit Gabionen mit Holzauflage zum Ausruhen, denn von da ab wird es steil. Überall findet man Abfallkörbe, was auch eher eine Ausnahme in solch einem Gebiet ist.
Leider war der Himmel sehr grau, als ich heute da war. Fantastisch ist es dort bei Sonnenauf- und Untergang. Früher wurden hier zu Sylvester Feuerwerkskörper abgefeuert, heute ist es verboten. Ob man sich dran hält…? Auf jeden Fall kann man von hier das Feuerwerk der Cranger Kirmes bewundern.
Wenn man Besuch bekommt, der immer noch annimmt, das Ruhrgebiet wäre ein Industriegebiet, mit dem sollte man hier hinauf gehen, denn man sieht vor lauter Bäumen keinen Wald, sorry Industriekultur mehr, nur noch sehr, sehr wenig und dann meistens Stromkraftwerke, wie die Steag, die sehr imposant aussieht.
Einen Minus Punkt gibt es allerdings. Die Geräuschkulisse der nahe gelegenen Autobahn ist an manchen Stellen schon sehr störend, besonders auf dem Aufgang vom Zillertal aus bis oben-[verkleinern]