29.07.2016
Links neben dem Zugang zur Seebrücke steht - etwas unscheinbar - der im Jahre 2002 zum Gedenken an die Toten der DDR - Seegrenze errichtete Findling aus rotem Granit mit einer schlichten Plexiglastafel, die die Inschrift trägt
" Über der Ostsee leuchtete für uns das Licht der Freiheit"
Was der Stein nicht verrät ist, dass mindestens 174 Menschen in der Zeit zwischen 1961 und 1989 den Tod in dem kalten, nassen Grab der Ostsee fanden bei dem Versuch über die Ostsee bei... weiterlesen
Boltenhagen aus der DDR zu fliehen. Unterlagen der Erfassungsstelle Salzgitter sprechen sogar von mindestens 189 Toten.
Dies konnte ich erst später heraus finden.
Beim Anblick des Steines kam mir die Erinnerung an den kahlen, verlassenen Strand gegenüber von Travemünde hoch und Bilder von den patroulierenden Booten der Grenzbrigade Küste und der Bundeswehr in der Lübecker Bucht in den 80iger tauchten vor dem inneren Auge auf.
Ich erinnere mich an unser hämisches Grinsen, als amerikanische Touristen angstvoll die Seite des Ausflugsschiffes vor Travemünde wechselten, nachdem wir ihnen erklärt hatten, dass der Strand so leer sei, weil es sich bereits um das Gebiet der DDR handelte und um patroulierende Boote der DDR - Grenztruppen vor der Küste Mecklenburgs.
Ja, selbst die Ostsee war hermetisch gegen Westen abgeriegelt.
Boltenhagen war in der Tat der westlichste Strand der DDR und wurde abends bis morgens für Besucher gesperrt und streng bewacht.
Hier wurde alles zur Sicherung der sogenannten Nordgrenze aufgeboten, was die Grenzbrigade Küste aufbieten konnte: Wachtürme, Scheinwerfer, schnelle Boote ... Gerüchteweise sollen auch unter Wasser Sperranlagen vorhanden gewesen sein. So wurde uns das jedenfalls anlässlich eines Schiffsausflugs auf die Lübecker Bucht von dem Kapitän über Lautsprecher erzählt.
Während vor der Lübecker Bucht , Surfer auf den Wellen ritten und Segelboote und Yachten kreuzten, war "dort drüben" alles wie ausgestorben. Bojen warnten vor dem Beginn des "Staatsgebietes der DDR".
Aus heutiger Sicht starben Menschen einen sinnlosen Tod bei dem Versuch einem Land den Rücken zu kehren, welches seinen Bürgern keine Freizügigkeit gewährte. Wie unerträglich muss ihnen in jenem Land das Leben gewesen sein, dass sie dafür ihr Leben riskierten und verloren.
Sie haben das Licht der Freiheit gesehen, konnten es aber nicht erreichen.
Auch wenn der Gedenkstein etwas verschämt da in der Ecke steht, so hat er uns doch daran erinnert, dass es keine Selbstverständlichkeit darstellt, uns heute in Boltenhagen frei zu bewegen - ohne Wachtürme, ohne Grenzpatroullie, ohne abends um 20 Uhr den Strand verlassen zu müssen und ihn vor 6 Uhr nicht betreten zu dürfen ......[verkleinern]