Unter einem Tor stellt man sich etwas anderes vor, als das was man in Bonn zu sehen bekommt! In den früheren Jahrhunderten waren es (häufig streng bewachte) Ein- oder Ausfahrten, die rein oder aus einem Ort geführt haben. Theoretisch ist das beim Koblenzer Tor in Bonn der Fall dennoch ich persönlich kenne nur wenige, die von Anfang an als ein Teil eines repräsentatives Ensembles gewesen ist, in dem die Wache eines Kurfürsten untergebracht gewesen ist! Mag sein, dass es weitere vergleichbare... weiterlesen
Objekte dieser Art in Deutschland (oder sonst wo) gibt, doch spontan fällt mir sonst keiner ein! Man kann es darüber hinaus als eine Art Triumphbogen bezeichnen, auch wenn es Grunde genommen, ein weiterer höfischer Akt der Selbstdarstellung gewesen ist, der besser gar nicht hinterfragt werden soll… Die Barockzeit war eh so eine, in der die Zurschaustellung der eigenen Möglichkeiten im Mittelpunkt stand und selten ein Ereignis, das einen „besonderen“ Rahmen bedürfte… Die Zeiten ändern sich und eben solche Bauten vermitteln (in Ansätzen) den Eindruck, dass der Bauherr ein weiteres „Prestigeobjekt“ bedurfte, um sich ins Szene setzen zu können! Wenn man sich aber den Hintergrund genauer anschaut, stellt man fest, dass es nicht von Anfang an, als ein Tor vorgesehen war! In dieser Hinsicht hat sich meine Vermutung bestätigt!
Der Kurfürst Clemens August von Wittelsbach, war wie ich mehrmals feststellen konnte, ein Kunstliebender Monarch, der sich durch rege Bautätigkeit zwischen Bonn, Brühl, Münster bis in die nähe von Goslar, die zu seinen Territorien gehört haben, sich hervorgetan hatte. Durch die familiären Verbindungen hieß es, dass es in ihren „Sinn“ geschehen sollte! Das hieß, dass ein solcher Auftrag nicht an einen X-beliebigen Architekten vergeben werden wollte, sondern (erneut) ein „Star“ damit betraut wurde! Wie auch in Brühl entwarf Francois de Cuvillies der Ältere die Pläne dazu!
Wenn man sich alte Darstellungen anschaut, wird man feststellen, dass es eigentlich ursprünglich gar nicht als Tor konzipiert worden war! Die Durchfahrt, wie man es heute zu sehen bekommt, stammte aus dem 19. Jahrhundert. Es gab zwar eine Zufahrt für die Kutschen der (adeligen) Schlossbesucher, doch der Übergang zur heutigen Grünanlage dahinter war bis dato für außenstehende versperrt gewesen. Genau genommen war dieser Bereich zum Teil zugemauert gewesen und mit Fenstern versehen! Man kann sie mit den vergleichen, die noch heute oberhalb der Durchfahrt zu sehen sind.
Errichtet wurde es in den Jahren 1751-55. Es diente als Sitz des "Ritterordens vom Heiligen Michael" der auch als die offizielle Bezeichnung des Gebäudes. Dieser Erzengel ist gleichzeitig als eine der Figuren auf den Dachgiebel zu sehen. Im Gegensatz zu den anderen ist diese mit Gold gefaßt, was sie zu einem Blickfang macht. Konnte in der Vergangenheit nur wenige Fotos machen, weil es seit geraumer Zeit dieser Teil des Schlosses saniert wird. Darüber hinaus aber auch, weil mir die Sonne entgegen schien und der Entfernung zu diesem Objekt,ging es leider nicht besser… Vielleicht klappt es bei der nächsten Gelegenheit…
Dieser Teil des Schlosses ist mit seinen drei Ebenen ein wenig höher als der Rest. Die strenge geometrische Gliederung in Verbindung mit den Skulpturen und den anderen Details machen es zu einer besonderen Sehenswürdigkeit. Kein Vergleich zu den meisten „einfachen“ Durchfahrten / Toren, die man von zuvor liegenden Baustilen errichtet hatte. Es steckt voller Verweise auf den Orden und den Erbauer: zwischen den Sprossenfenstern es sind die Allegorien der Tugenden Treue, Stärke, Ausdauer und Frömmigkeit. Bin mir selbst nicht mal sicher, ob ich alle von ihnen abgelichtet habe… Das kann ich aber beim Wappen des Anfangs erwähnten Fürstbischofs Clemens August von Wittelsbach sagen, der in der Mitte der gleichen Reihe zu finden ist.
So ein Emblem ist immer ein Zeichen eines Herrschers und dieses, in Verbindung mit den Machtsymbolen – Löwen, sowie der Rüstung, den Standarten und Kanonen (mit dazugehörigen Kugeln) ist es um so mehr! Diese wurden auch noch zwischen zwei Allegorien des Glaubens und der Hingabe platziert, womit wir erneut bei der Selbstdarstellung wären... Das Tor wird von einer Balustrade bekrönt, auf der neben dem vorher erwähnten Hl. Michael, der von 2 weiblichen Figuren flankiert wird. Diese verweisen ebenfalls auf den Glauben: die eine trägt (wie ich es gelesen habe) ein Lamm in dem Arm und die andere eine Lanze. Ein wenig „Beiwerk“ muss auch sein ;-).
Selbst bei einem solchen Objekt und der damit verbundenen Vergangenheit konnte ich mich nicht kurz fassen. Es ist zwar nur ein Bruchteil des großen Schlosses. Wenn ich ehrlich sein soll, darüber möchte ich an der passenden Adresse (Unimuseum) berichten. Schon so, gehört es zu den Entdeckungen, die mir erstmals während des Tags des offenen Denkmals aufgefallen ist. Leider tue ich mich mit der Gesamtwertung ein wenig schwer. Im Moment (weil ich die erwähnten Details kaum erkennen konnte und es teilweise verdeckt gewesen ist) möchte ich sehr solide 4 Sterne geben. Eine Aufwertung ist nicht ausgeschlossen![verkleinern]