Der "Tag des offenen Denkmals" bietet einem Möglichkeiten sich an Stellen umzuschauen, die man sonst kaum bis gar nicht zugänglich sind. Da mir das Angebot in meiner Stadt nicht zugesagt hatte, fuhr ich stattdessen nach Bonn, genauer genommen nach Bad Godesberg. Mehrere meiner Ziele lagen in der dortigen Kurfürstenalle, die sich im Nachhinein als eine "Fundgrube" für etliche tolle Entdeckungen herausgestellt hatte. Da es überhaupt mein erster Besuch dort war und ich kaum mich damit auseinander... weiterlesen
gesetzt habe, war ich wirklich erstaunt, was alles dort zu sehen ist. Heute möchte ich, dieses „Trio“ vor der dortigen Musikschule (die nicht dem vorheriges Musiker - Ehepaar als Namensgeber sondern – Ludwig-van-Beethoven, den berühmten Sohn der Stadt (mehr an der passenden Stelle zu gegebener Zeit). Das ist der Rahmen, der gewählt wurde. Ob es (noch) von der Künstlerin selbst - Christiane Opiela (1941–2009) stammte bzw. sie dafür engagiert wurde, konnte ich auch nach langer Recherche nicht herausfinden. Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich gedacht, dass die Darstellung älter sei, als die 28 Jahren, die auf der offiziellen Seite von (Bonn) Bad Godesberg zu entnehmen ist.
Erneut ein tolles Objekt zu dem außer der Plakette mit der Nennung der Künstlerin aber ohne die genaue Bezeichnung der Skulptur daher kommt. Aus meiner Sicht erinnern die Darstellten eher an ein Kind / Jugendliche, die hier lernen könnten, als eine Familie, als solche sie (offiziell) bezeichnet wird. Wie es hier zu lesen ist „Geiger mit Frau und Kind“. Von der Thematik und den damit verbundenen spärlichen Hintergrundinfos ist es dennoch mit der Skulpturengruppe vor dem Aloisiuskollegim gleichen Stadtteil zu vergleichen. Der Kontrast zwischen ihnen ist aber recht groß: ein lässiger Junge, der mit seinem Ball spielt auf der einen und ein sehr konzentrierter Musiker auf der anderen. Ob die beiden jungen „Frauen“ in eine Lektüre vertieft sind oder die vor der Musikschule auf ein Notenblatt schaut, ist irgendwie der eigenen Phantasie überlassen. Kenne bei vergleichbaren Werken, dass zum Teil die Noten zum Teil deutlich erkennbar sind, was in dem Fall sich nicht so darstellt.
Vor Ort, als ich die hier verlinkten Fotos gemacht habe, mangels an Hintergrundinfos habe ich nicht auf alle Details geachtet. Es wäre dennoch, in Verbindung mit dem was den Titel ausmacht, zu „überprüfen“, ob sich am Schmuck (in Form eines Eherings) ablesen lässt, ob Frau Opiela bei ihrer Arbeit daran gedacht hatte. Falls mich erneut der Weg nach Bad Godesberg führen sollte, kann ich es (in nicht absehbarer Zeit) „nachforschen“ ;-). Jedenfalls habe ich beim jungen Mann keins entdeckt!
Was die Skulpturengruppe so „lebendig“ macht, ist dass man ihnen (abgesehen von der sitzenden Figur) auf eine Erhöhung verzichtet hatte. Es ist eine Alltagsszene, die theoretisch überall stattfinden können. Diese Zusammenstellung erinnert an die (früher) so zahlreich in den Fußgängerzonen anzutreffenden Musikanten, die ihr „Können“ (was nicht immer ein „Hörgenuss“ sein musste) zum „Besten“ gaben. Hier ist nur der Geiger, der irgendwie „stellvertretend“ für alle sichtbar dem Nachgeht. Auch, wenn ich es schon vor geraumer Zeit festgehalten habe, wirkt es, als ob sie sich an die momentanen Abstandsregeln halten würden ;-). Dennoch kann von einer spürbaren Distanz keine Rede sein!
Wenden wir uns den einzelnen „Charakteren“ zu… sie stehen auf dem Gehweg vor der mehrmals erwähnten Schule, rechts neben der Eingangstreppe. Für mich war es gar nicht so einfach es abzulichten. Zum einen standen mehrere Pflanzenkübel (aus Beton) im Wag, als auch das am späten Nachmittag die Sonne recht tief stand, was das ganze zu einem kleinem Problem machte… Dennoch finde ich, dass es einen stimmigen Eindruck macht.
Je länger ich mir das ganze betrachte, desto mehr entsteht bei mir der Eindruck, dass die junge Frau eher dem Spiel ihres Gegenübers lauscht und selbst einen passiven Part dabei einnimmt. Zu dieser Annahme hat mich ihre Kopfhaltung bewogen. Ihr Blick ist auf das kleine Mädchen gerichtet und nicht auf das Buch (? oder gebundene Notenblätter) auf ihrem Schoss Das wird durch ihre sitzende Position um so mehr verstärkt. Alle dargestellten Personen tragen Alltagskleidung, wie man sie noch heute im Straßenbild finden kann. Beide Kleidungsstücke der „Mädchen“ sind kurz, doch erst bei einer großen Vergrößerung der Bilder wird ersichtlich, dass es zwei unterschiedliche sind: bei der Sitzenden ist es ein Kleid und bei der anderen ist es ein (Mini)Rock. Dazu trägt sie eine Bluse mit einem Rundkragen. Die Rüschen machen diese um so verspielter. Ein weiteres Detail, das einem Auffällt ist, dass die Ärmellänge dieser Kleidungsstücke ist verschieden, wie man es auf den Fotos sehen kann.
Kenne es von mir selbst, dass man sich bei manchen Menschen nicht sicher sein darf, was sie alles mit sich schleppen… Das kleine Koffer bei dem Kind kann sowohl als eine Unterbringung eines Musikinstruments dienen aber es ist nicht ausgeschlossen, dass es etwas anderes sein kann! Durch die Tatsache, dass er verschlossen ist, gehört es zu den Spekulationen, die unbeantwortet bleiben müssen.
Wenn man sich die Frisuren der beiden weiblichen Figuren anschaut, fällt, wie unterschiedlich sie ausfallen: ein sehr strenger Dutt bei der Kofferträgerin und ein locker gebundener Zopf bei der anderen. Die Kleine hat (feste) Schnürschuhe mit Söckchen (ebenfalls mit Rüschen) und bei dem Teenager ist es nicht mal ersichtlich, ob sie Strümpfe anhat. Ihre Pumps sehen so aus, als ob sie schon länger im Gebrauch sein könnten.
Wenden wir uns nun dem jungen Mann zu: mit seinen derben hohen Schuhen steht er im Kontrast sowohl zum Bild, das man von einem Berufsmusiker in einem Orchester hat und erst recht im Vergleich zu den beiden Mädchen. Die ganze Erscheinung wirkt sehr lässig und durch den Faltenwurf seines Hemdes ein wenig unordentlich. Es „Leben“ die Bilder im Kopf, die man von einem bestimmten Berufsstand hat, die ab und zu aber anders aussehen (können). Dafür scheint seine ganze Konzentration auf die Musik gerichtet zu sein, die er spielt. Da ist es schon zu vernachlässigen, ob es ein „edles Gewand“ ist oder eben eine einfache Oberbekleidung und Jeans! Mir gefällt das ganze ausgesprochen gut und ist einer meiner Favoriten in Bonn! Eigentlich wollte ich mich diesmal „kurz“ fassen, doch Vorsätze sind dazu da gebrochen zu werden ;-)![verkleinern]